Ölpreise: Bis auf weiteres dominieren die Abwärtsrisiken
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- Brent Crude ÖlKursstand: 62,73 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
London (Godmode-Trader.de) - Der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent ist von 122 US-Dollar im Juni 2014 auf 50 US-Dollar im Januar eingebrochen. Zuvor hatte sich abgezeichnet, dass Saudi-Arabien seine Produktion nicht wie bisher preisabhängig gestalten würde. Die Marktteilnehmer antizipierten deshalb eine fundamentale Verschiebung im künftigen Angebots- und Preisgefüge. Angesichts der sinkenden Zahl der Bohranlagen und Investitionskürzungen in den USA haben sich die Preise zuletzt wieder ein wenig erholt. "Die längerfristigen Forward-Kurse, ein gutes Indiz für die tatsächlichen Bedürfnisse der Industrie, signalisieren ein mögliches Gleichgewicht bei 80 US-Dollar pro Barrel", kommentiert Jonathan Mann, Head of EM Debt der Fondsgesellschaft F&C Investments in London. "Bis auf weiteres allerdings dominieren die Abwärtsrisiken", erwartet Mann.
Die Zahl der Boranlagen sei zahlenmäßig zwar rückläufig, die Produktivität sei dafür aber sukzessive gestiegen. "Entsprechend nimmt die Produktion stärker zu, als rein zahlenmäßig zu vermuten wäre", so Mann. "Den Saudis ging es zumindest teilweise darum, Druck auf die hoch verschuldeten Schieferölproduzenten auszuüben und einige dieser Firmen, die höhere Gewinnschwellen haben, in den Konkurs zu treiben. Allerdings können die US-Produzenten die Produktion flexibel erhöhen, wenn der Ölpreis steigt. Und die stark gehebelten Schieferölfirmen besitzen in den USA hochwertige Anlagen. Selbst wenn die niedrigen Preise also den einen oder anderen in den Konkurs treiben, werden die großen, finanzstarken Firmen diese Anlagen aufkaufen und die Produktion geht weiter", erklärt der Fondsmanager.
Da der Preis für die Lieferung in sechs Monaten höher ist als der Kassakurs, haben die Produzenten bislang Öl vom Markt zurückgehalten. Die US-Rohöl-Lagerbestände steigen aktuell um etwa zehn Millionen Barrel pro Woche und damit so schnell wie zuletzt im August 1982. Die Lagerbestände in Cushing seien jetzt zu 85 Prozent gefüllt, so Mann. Je stärker die Lagerhaltungskosten steigen, desto stärker nimmt auch das Angebot im Kassamarkt zu. Zudem geht Mann davon aus, dass die in Ägypten, dem Iran, Malaysia, Indien und Indonesien im Zuge der sinkenden Preise beschlossenen Kürzungen der Kraftstoffsubventionen eine Erholung der Ölnachfrage dieses Jahr dämpfen werden. All diese Faktoren erhöhen das Risiko weiter fallender Ölpreise.
Wie sich das Angebotsgefüge künftig entwickelt, hänge nicht zuletzt auch von der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran ab. Wird eine endgültige Vereinbarung mit der P5+1-Gruppe erreicht, könnten die iranischen Exporte um etwa eine Millionen Barrel pro Tag steigen, allerdings wegen des Investitionsstaus im Iran vermutlich nicht vor 2016. Dieser Anstieg und der Export der 30 Millionen Barrel, die der Iran in schwimmenden Lagern vorhält, sollten das weltweite Überangebot erhöhen, wenn die Vereinbarung unterzeichnet wird.
Andere Faktoren könnten den Ölpreis dagegen steigen lassen. Zu nennen wären hier ein Scheitern der genannten Verhandlungen, vor allem aber drohende Angebotsunterbrechungen durch geopolitische Entwicklungen im Nahen Osten und besonders eine Eskalation im Jemen, die die großen Ölproduzenten in Mitleidenschaft zieht. Auch ein deutlich stärkeres globales Wachstum, expansivere Geldpolitik, ein positiver Angebotsschock in China oder eine steigende saisonale Ölnachfrage, wenn die Raffinerien ihre Wartungen abgeschlossen haben, könnten in den kommenden Monaten unter Umständen den Druck auf den Ölpreis dämpfen.
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