Analyse
22:42 Uhr, 25.04.2018

Ölpreis: Rally made in USA?

Vor zwei Jahren hieß es noch: Einen Ölpreis von 100 Dollar sehen wir nie wieder. Jetzt könnten gerade die USA, die für niedrige Preise sorgten, eine Rallye auslösen.

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  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 67,995 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 67,995 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Der Ölpreis hält sich seit Wochen extrem gut. Von einer Korrektur ist nichts zu bemerken. Das hat mehrere Gründe. Die OPEC hält an ihrer Fördermengenbegrenzung fest. Diese Begrenzung sollte dem Ölmarkt 1,2 Mio. Barrel/Tag entziehen. Tatsächlich sind es 1,8 Mio. Barrel, denn einige Länder, z.B. Venezuela, fördern viel weniger als sie dürften.

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In Venezuela ist es die Wirtschaftskrise, die zum Kollaps der Ölindustrie führt. In Nigeria sind es immer wieder aufflackernde Kämpfe und in Libyen ist Stabilität ohnehin ein Fremdwort geworden. Das alles führt zu stärkeren Begrenzung des Angebots als bisher gedacht.

Persönlich habe ich trotzdem fallende Ölpreise favorisiert. Das, was die OPEC und Russland dem Ölmarkt entziehen, können die USA liefern. Inzwischen holen US-Produzenten jeden Tag 10,5 Mio. Barrel Öl aus dem Boden. Die Produktionssteigerung der letzten Jahre gleicht die Förderkürzung der OPEC genau aus.

Nun gibt es allerdings eine unerwartete Entwicklung. Der Produktionsboom der USA findet in Texas statt. Mehr als 100 % der Produktionssteigerung seit dem letzten Peak Anfang 2015 kam aus der Permian Region in Texas (siehe Grafik). Hier werden heute 1,2 Mio. Barrel mehr gefördert als damals. In einigen Regionen wird weniger gefördert, z.B. Eagle Ford. Daher liegt die Produktionssteigerung bei mehr als 100 %.

Dieser Boom hat einen Preis. Zuletzt betrug dieser 6 Dollar je Barrel. Das war der Abschlag zum WTI Benchmarkpreis. Der WTI Preis, der berichtet wird, ist für gewöhnlich der, den Abnehmer in Cushing, Oklahoma, zahlen. In anderen regionalen Verteilzentren werden andere Preise bezahlt.

Auf dem Permian Midland Hub wurde Öl zu 6 Dollar weniger verkauft. Der Spread zur Benchmark war zumindest in jüngerer Vergangenheit noch nicht so groß (siehe Grafik 2). Spreads zwischen Ölsorten und Regionen sind normal. So notiert etwa Brent seit langem höher als WTI.

Dass der Preisunterschied von Midland zu Cushing so hoch ist, ist dann aber doch verwunderlich. Es erinnert an die Panik 2015/16 als so mancher Produzent sein Öl gratis verteilte. Sie mussten es irgendwie loswerden, denn die Lager waren voll, notfalls eben gratis.

Der Preisrutsch im Permian erinnert daran. Er ist auf den Boom selbst zurückzuführen. Unternehmen fördern inzwischen soviel Öl, dass die Infrastruktur nicht mehr mithält. Damit Firmen ihr Öl losschlagen können, bieten sie es teils zu hohen Discounts an.

Es ist Ausdruck dafür, dass die USA ihre Produktion kurzfristig nicht mehr wesentlich steigern können. Die notwendige Infrastruktur wird zwar gebaut, doch das braucht Zeit. So kann es dazu kommen, dass die USA die OPEC Kürzungen nicht weiter ausgleichen können. Das gibt die Infrastruktur einfach nicht her. Der Ölpreis kann dann noch deutlich höher steigen.

Persönlich sehe ich das nur als realistisches Szenario an, wenn sich die geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten nicht lösen. Rein fundamental hat sich das globale Überangebot abgebaut, doch die Lager sind immer noch überdurchschnittlich voll. Lösen sich die Spannungen im Mittleren Osten, ist der Ölpreis schnell wieder bei 60 Dollar. Spitzt sich die Lage zu, geht es vielleicht sogar Richtung 100 Dollar. Ohne Geopolitik halte ich den derzeitigen Ölpreis nach wie vor für nicht gerechtfertigt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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