Kommentar
15:52 Uhr, 21.08.2017

Ölanlagen bleiben kompliziert

Geld verdienen an der Börse ist nicht einfach. Das gilt insbesondere für Ölanlagen. Wie kompliziert es ist und wie nervös Anleger in Bezug auf Öl sind, zeigen die jüngsten Zahlen.

Die meisten Unternehmen haben die Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt und die Zahlen waren gar nicht schlecht. Die meisten diversifizierten Ölunternehmen verdienen wieder richtig Geld. Auch bei den Schieferölproduzenten läuft es wieder, zumindest bei einer bestimmten Gruppe.

Schieferölproduzenten sind immer noch nicht die Lieblinge der Anleger. Das hat gute Gründe. Viele können trotz Kostendisziplin keine Gewinne schreiben. Das gilt, sofern es sich nicht um Firmen handelt, die vor allem im Permian Gebiet fördern. Dort sprudelt das Öl nur so und die Kosten sind vergleichsweise niedrig. Hier werden Profite gemacht.

Firmen mit Fokus auf das Permian Gebiet waren die Lieblinge der Anleger. Einige konnten trotz niedriger Ölpreise zu ihren alten Hochs aufschließen. Seit zwei Wochen werden diese Unternehmen verkauft. Anleger geraten geradezu in Panik.

Dabei geht es nicht einmal darum, dass die Zahlen – ganz nüchtern betrachtet – nicht berauschend sind. Grafik 1 zeigt die Firmen, die vor allem im Permian tätig sind. Die Marktkapitalisierung dieser Gruppe liegt bei knapp 100 Mrd. Dollar. Der Umsatz liegt bei 18 Mrd. und der Gewinn bei 1,2 Mrd. Demgegenüber stehen Schulden von 21,5 Mrd. Da muss man nicht lange rechnen, um zu sehen, dass die Zahlen nicht toll sind.

Anleger mochten Permian Unternehmen trotzdem. Sie konnten vor allem 2017 wieder ordentliche Gewinne schreiben. Pioneer Natural Resources verdiente im zweiten Quartal 200 Mio. Dollar. Wenn der Ölpreis hält und die Kosten weiter sinken, dann dauert es nicht mehr lange, bis auf Jahressicht wieder ein Milliardengewinn geschrieben wird.

Die Aussichten waren gut. Auch die offiziellen Produktionsdaten (Grafik 2) untermauern die Aussichten auf mehr Gewinn. Die Produktion steigt rasant. Dann kam aber mit den Quartalszahlen ein Schock, den so niemand erwartet hatte.

Einige der Unternehmen erklärten, dass mehr Gas als erwartet aus ihren Quellen strömte. Im Normalfall kommt zunächst vor allem Öl und mit der Zeit immer mehr Gas aus den Bohrlöchern. Dass jetzt schon so viel Gas herausströmt, werten viele als schlechtes Zeichen. Es könnte daraufhin deuten, dass die Quellen sehr viel schneller versiegen als angenommen. Ist das der Fall, dann sind die Perspektiven nicht mehr so rosig.

Die Firmen selbst hatten keine negative Reaktion erwartet. Sie gingen davon aus, dass es gute Nachrichten wären, denn die Ölproduktion ist stabil. Es kommt halt mehr Gas mit nach oben. Sie können also mehr Gas verkaufen als geplant. Sofern die Ölproduktion wie angenommen weiter stabil bleibt, ist das positiv.

Der Markt sah das anders. Es kam zu einem regelrechten Crash. Approach Resources verlor innerhalb kurzer Zeit mehr als 20 %, Pioneer fast 20 %. Drei weitere Unternehmen verloren zwischen 10 % und 15 %. Kein einziges konnte zwischen Ende Juli und Mitte August zulegen.

Der Fall zeigt wie kompliziert Ölanlagen sein können. Selbst „sichere“ Wetten werden von einer Minute auf die andere zum Horror. Wer sich mit den Unternehmen und Förderregionen nicht wirklich gut auskennt, ist besser beraten, keine Einzelwerte zu kaufen, sondern Branchen-ETFs.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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