Kommentar
08:00 Uhr, 26.09.2011

Öl-Spekulation nach dem „Hamster-Prinzip“

Der Ölpreis für die Nordsee-Sorte Brent bewegt sich schon seit Monaten in einer relativ engen Handelsspanne zwischen gut 100 und knapp 120 US-Dollar, da eine Mixtur aus guten und schlechten Nachrichten einen Ausbruch aus dieser Range bislang verhinderte. Ob sich an dieser Entwicklung auf kürzere Sicht etwas ändern wird, bleibt jedoch fraglich, auch wenn sich die zunehmende weltweite Konjunkturabkühlung in Verbindung mit der Schuldenkrise in der Eurozone negativ auf die Ölnachfrage auswirken könnte. So hat die Energie-Information-Administration (EIA) schon damit begonnen, ihre Prognosen für den weltweiten Verbrauch für 2011 und 2012 nach unten zu korrigieren und auch die Wiederaufnahme der libyschen Ölförderung soll nach Angaben der Übergangsregierung bereits erfolgt sein. Doch besteht noch längst keine Klarheit über deren Ausmaß. Gleichwohl gehen Experten für die nächsten Jahre weiter von einem steigenden Ölverbrauch aus, so dass mit allzu stark nachgebenden Notierungen wohl eher nicht zu rechnen ist.

Für Anleger bedeutet dies, dass sich eine Seitwärtsspekulation in einem gewissen Rahmen durchaus lohnen könnte. Bei Zertifikaten wäre dabei in erster Linie an den Einsatz der verschiedensten Formen von Discountern, Bonus- oder Express-Produkten zu denken. Aber auch Hebel-Papiere könnten sich für den etwas spekulativeren Investor anbieten. Die Société Générale hat in diesem Zusammenhang Ende Juli eine kleine Tranche von sogenannten ansammelnden Korridor-Optionsscheinen emittiert, die sinnigerweise auch den Namen „Hamster“-Optionsscheine tragen. Die Bezeichnung dieses aus vielen einzelnen Paaren digitaler Optionen zusammengesetzten Derivate-Typs lässt sich aus dem Begriff „Hoffen auf Marktstabilität in einer engen Range“ herleiten. Dabei bekommt der Anleger für jeden Tag, an dem sich der Basiswert innerhalb einer bestimmten Kursspanne befindet, einen festen Cent-Betrag als inneren Wert gutgeschrieben, der bis zum Laufzeitende nicht mehr verlustig gehen kann. Bei den insgesamt fünf verfügbaren Produkten der Franzosen auf den Brent Future sind das genau zehn Cent, die bei den vorgegebenen 100 Handelstagen bis zur Fälligkeit am 21. Dezember dieses Jahres zu einem maximal möglichen Auszahlungswert von zehn Euro führen.

Dieser Höchstbetrag lässt sich bei den bestehenden fünf Papieren mittlerweile aber nur noch von den drei Ausstattungsvarianten mit einer unteren Begrenzung bei 100 US-Dollar erzielen. Der dort bislang zusammengehamsterte innere Wert beläuft sich auf 3,40 Euro für das Verweilen des Öl-Futures an 34 Handelstagen in der Range, zu der auch die beiden Begrenzungen gehören. Die entsprechenden oberen Schwellen der drei Produkte mit der immer noch möglichen Maximalausbeute von zehn Euro betragen 120, 125 und 130 US-Dollar. Wer zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch neu in diese Optionsscheine investieren möchte, muss aktuell Briefkurse von 8,18, 8,42 und 8,83 Euro bezahlen, wobei der Spread 20 Cent beträgt. Rechnet der Anleger also beispielsweise damit, dass sich der Ölpreis bis zur Fälligkeit in einem Kurskorridor zwischen 100 und 130 US-Dollar bewegen wird, besteht für ihn immer noch eine Rendite-Chance von 13,25 Prozent oder 56,51 Prozent aufs Jahr gerechnet. Für die beiden noch etwas spekulativeren Korridore bis 125 bzw. 120 US-Dollar ergeben sich noch entsprechend höhere Rendite-Möglichkeiten von 18,76 und 22,25 Prozent.

Fehlen noch die zwei restlichen Produkte, deren Bandbreiten sich auf 105 bis 125 und 110 bis 130 US-Dollar belaufen. Auch wenn sich der Ölpreis derzeit innerhalb dieser Grenzen aufhält, ist die Gefahr des Verlassens des Korridors bei diesen beiden Papieren auf der Unterseite ungleich höher. Dies würde bei der vorliegenden Single-Version zumindest kurzfristig allerdings ohne große negative Folgen bleiben, da sich dann nur der innere Wert nicht weiter erhöhen würde und es nicht wie bei der schärferen Dual-Variante wieder zu Abzügen kommt. Aber dennoch kann der spekulative Anleger hier noch Maximalrenditen von mehr fast 33 bzw. mehr als 44 Prozent erzielen. Auf annualisierter Basis würde dies Werten von ca. 179 bzw. 274 Prozent entsprechen, so dass der eine oder andere Tag außerhalb der Range vom Investor durchaus verkraftet werden könnte.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Die leider nur fünf angebotenen Korridor-Optionsscheine auf den Ölpreis eignen sich vor allem für risikobereite Investoren, die von keiner besonders starken Ölpreisveränderung in den nächsten drei Monaten ausgehen. Dabei dürfte hier insbesondere der Anstieg des inneren Wertes im Vordergrund stehen, da man die sonst bei derlei Produkten weitergehenden Spekulationsmöglichkeiten beispielsweise auf einen stark ansteigenden Zeitwert, indem man einen Schein am Rand oder sogar außerhalb der Range in der Hoffnung erwirbt, dass sich das Underlying in kurzer Zeit auf den Korridor bzw. dessen Mitte zubewegt, auf dem aktuellen Niveau allenfalls bei der Variante 110-130 US-Dollar zum Tragen bringen könnte. Darüber hinaus kann man bei Hamster-Optionsscheinen im Gegensatz zu klassischen „Plain-Vanillas“ die Volatilität ausgehend von der eigenen Markterwartung in doppeltem Sinne für sich nutzen, je nachdem ob sich der Basiswert gerade innerhalb oder außerhalb der Bandbreite befindet.

Hier eine Aufstellung der fünf angebotenen Korridor-Optionsscheine:

WKN

Basiswert

von

bis

Fälligkeit

Max.Rendite

Geld

Brief

SG2D3D

Brent Future

100

120

29.12.11

22,25 %

7,98

8,18

SG2D3E

Brent Future

100

125

29.12.11

18,76 %

8,22

8,42

SG2D3F

Brent Future

100

130

29.12.11

13,25 %

8,63

8,83

SG2D3G

Brent Future

105

125

29.12.11

32,97 %

7,17

7,37

SG2D3H

Brent Future

110

130

29.12.11

44,30 %

5,76

5,96

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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