Kommentar
13:00 Uhr, 22.06.2017

ÖL: Keine Reaktion auf US-Klimaankündigung?

Trump mag es dreckig, insbesondere Kohle und Öl haben es ihm angetan. Die Ölindustrie sollte es eigentlich freuen, doch von Feierlaune ist wenig zu spüren. Der Ölpreis ist derzeit wieder auf dem Rückzug.

Die Ankündigung Trumps, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen austreten, wurde an der Börse praktisch ignoriert. Öl- und Kohleaktien reagierten praktisch gar nicht, dabei sollte der Beschluss ja eigentlich ein Geschenk für die Industrie sein. Nun, wenige Wochen nach der Ankündigung, fällt der Ölpreis sogar wieder in Bärenmarktterritorium.

Dass es sich bei dem Rückzug der USA um kein außerordentliches Geschenk handelt, liegt auf der Hand, wenn man die Daten betrachtet. Die USA verbrauchen heute ungefähr 19,4 Mio. Barrel Öl am Tag und sind damit noch vor China (12 Mio. Barrel) der größte Ölverbraucher. Eigentlich bedeutet es also viel, wenn jetzt wieder verschmutzt werden darf, bis der Arzt kommt.

Tatsächlich aber sinkt der Ölverbrauch der USA seit vielen Jahren. Vor 10 Jahren verbrauchten die USA noch 1,5 Mio. Barrel pro Tag mehr als heute. Auch ohne großen Zwang ist der Verbrauch gesunken. Der Trend dürfte sich auch mit dem Rückzug aus dem Abkommen fortsetzen.

Lesen Sie dazu auch: BRENT ÖL – Achtung! Massive Verkaufswelle droht

Praktische Bedeutung hat Trumps Ankündigung ohnehin nicht sofort, sondern vermutlich erst in den 20er Jahren. Bis dahin kann noch viel geschehen. Ein nachhaltiger Anstieg des US-Verbrauchs ist nicht dabei. Die Technologie, die den Verbrauch in den letzten Jahren gesenkt hat, gibt es bereits und wird sich weiter verbreiten.

Der größte Teil von Öl wird im Transport gebraucht. Autos, LKWs, Flugzeuge und Schiffe werden immer effizienter. Daran wird sich nichts ändern. US-Autoproduzenten müssen sich zukünftig vielleicht nicht mehr an strenge Verbrauchsnormen halten, doch wenn sie im Ausland weiterhin Autos verkaufen wollen, führt kein Weg an Sparsamkeit im Verbrauch vorbei. Einen Stopp für verbrauchsreduzierende Technologie gibt es nicht.

Kurz gesagt: für die Ölindustrie ist Trumps Abkehr irrelevant. Ob mit oder ohne den USA – der Ölverbrauch wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wohl immer langsamer steigen. Selbst die Ölindustrie selbst geht nicht von großem Wachstum aus. Grafik 1 zeigt dazu den historischen Ölverbrauch der Welt und Verbrauchsprognosen bis 2040.

Im Basisszenario steigt der Konsum auf ca. 105 Mio. Barrel pro Tag bis 2040. Das sind gerade einmal 10 Mio. mehr als heute. Die Ölindustrie kann sich bis dahin eine Nachfrage von 110 Mio. Barrel vorstellen. Denkbar ist aber auch ein vollkommen anderes Szenario. Es wäre für die Ölindustrie wohl das Worst Case Szenario.

In diesem Szenario sinkt der Verbrauch von Autos usw. weiter. Die Zahl neuer Autos weltweit steigt dabei langsamer als die Effizienzsteigerung den Verbrauch senken. Unterm Strich wird weniger Öl gebraucht. Hinzu könnte noch die Verdrängung von Öl durch andere Treibstoffe kommen, z.B. Erdgas. Zu guter Letzt könnte ein Siegeszug von Elektro- und Wasserstoffautos den Verbrauch massiv reduzieren. Selbst in der Chemieindustrie wird Öl immer mehr durch andere Inputmaterialien ersetzt.

Bis 2040 ist noch viel Zeit und keiner weiß, was am Ende wirklich geschehen wird. Vermutlich aber wird der Verbrauch kaum steigen oder sogar sinken. Die ganze Panikmache, dass derzeit niedrige Investitionen in neue Ölquellen schon bald zu Engpässen führen, ist jedenfalls eine grandiose Übertreibung. Die Zeiten bleiben für die Ölindustrie kurz- und mittelfristig schwierig.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    Es ist erstaunlich wie leichtgläubig Herr Schmale alle Ergüsse der Systempresse wahrnimmt.

    Im Pariser Abkommen geht es um keine CO2-Austoß- oder Öl-Verbrauch-Reduzierung, sondern nur um große Umverteilung der Steuergelder. Daher kann diese Hochstaplerei und Augenwischerei keinen Einfluss auf den Öl-Preis haben

    19:10 Uhr, 22.06. 2017
  • Lumpazi
    Lumpazi

    ,,Trump mag es dreckig, insbesondere Kohle und Öl haben es ihm angetan."

    Welchen Dreck meinen Sie, Herr Schmale? Etwa das lebensnotwendige Gas CO2?

    Oder die böse Erderwärmung, deren Temperaturhöchstand laut SPIEGEL und NEW YORK TIMES schon 1995 bei 15,4 Grad (Mittelwert) lag und die nun 2016, im angeblich wärmsten Jahr der Aufzeichnungen, laut WMO (Weltorganisation für Meteorologie) auf 14,8 Grad gefallen, pardon, natürlich gestiegen ist?

    Wer wird der erste, zweifellos zum sozialen Selbstmord bereite Journalist sein, der den ganzen Schwindel in die Luft jagen wird?

    16:50 Uhr, 22.06. 2017
  • Chronos
    Chronos

    USA ist kein OPEC-Teilnehmer. Es geht nicht einmal um Klima, es geht schlicht um business. Die Jankees wollen den europäischen Kolonien, also gerade auch der BRD ihr brent und Flûssiggas verkaufen. Nachdem dies wohl bekannt ist aber nicht im Artikel steht, wird es einseitig. Wieder reine US-Übersetzung oder politisch formuliert (unter dem Deckmantel des "innovativen" Umweltschutzes.?)

    Ein Roller braucht 3L

    Ein normales Auto 9L

    Ein US-Car 16-34L

    Ein Lkw ?

    13:42 Uhr, 22.06. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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