Kommentar
07:07 Uhr, 14.03.2017

Öl: Jetzt schon wieder zupacken?

Manchmal muss man etwas länger warten, doch früher oder später kommen auch die Fundamentaldaten bei Anlegern an.

Es hat gefühlte Ewigkeiten gedauert bis der Ölpreis endlich korrigierte. Das Timing war aber gut. Vor ziemlich genau einer Woche schrieb ich darüber, dass rein aus fundamentaler Sicht eine Korrektur überfällig ist. Mein Fazit vor einer Woche: "Eigentlich geht es nur noch darum, wann die Korrektur beginnt, nicht ob."

Soweit, so gut, aber nun? Ist die Zeit für einen Einstieg schon wieder gekommen?

Aus fundamentaler Sicht bleibt Öl nach wie vor teuer. Am Überangebot hat sich nichts geändert. Es scheint sogar im Vergleich zum Vorjahr wieder gewachsen zu sein. Festmachen kann man das anhand des US-Lagerbestands. Grafik 1 zeigt die Veränderung über ein Jahr hinweg. Es ist normal, dass der Lagerbestand in den ersten Monaten ansteigt. Raffinerien werden gewartet und verarbeiten weniger Rohöl.

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Recht zuverlässig sinkt der Lagerbestand dann ab Kalenderwoche 17. Raffinerien arbeiten wieder mit höherer Auslastung, um Produkte für den Sommer herzustellen (vor allem Benzin für die Feriensaison). Vor 2014, dem Beginn der Misere, endete der Lagerbestand unter den saisonalen Schwankungen das Jahr dort, wo er es begonnen hatte. Seither ist das nicht mehr der Fall. Der Bestand erhöhte sich von 330 Mio. auf zuletzt 530 Mio. Barrel. Kapazität haben die Lager für 600 Mio. Barrel.

Da die Nachfrage insgesamt niedriger ist als das Angebot füllen sich die Lager seit 2014. Würde das Überangebot abnehmen, so sollte sich zumindest der Zuwachs des Lagerbestandes vermindern. Im Vergleich zu 2016 beschleunigt sich die Zunahme jedoch wieder. Gleichzeitig steigt die Fördermenge in den USA wieder stark an.

Am breiten Aktienmarkt ist das bisher vorbeigegangen. Ölaktien kommen zwar unter Druck, doch den Markt hat das bisher nicht gedreht. Ganz im Gegensatz zu 2015 und Anfang 2016. Das ist suspekt, insbesondere, weil Ramschanleihen gerade einen Crash hinlegen (Grafik 2). Über weite Strecken laufen Ramschanleihen und Aktien parallel. Zuletzt war das nicht der Fall, wobei Anleihen für gewöhnlich dem Aktienmarkt vorauseilen.

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Eventuell kommen wir noch einmal glimpflich davon. Aus rein technischer Sicht kann der Markt bald wieder drehen. Ergibt sich morgen ein starker Tag für Öl, hätten wir eine Umkehrformation. Dann dürfte sich auch der breite Markt nicht nach unten ziehen lassen. Geschieht das nicht, gibt es einen Grund mehr für eine breite Korrektur.

Ölaktien und auch andere Rohstoffwerte geben bereits seit Anfang 2017 ab. Der Ölförderer ConocoPhillips büsste inzwischen schon wieder knapp 15 % ein. Schieferölunternehmen wie Chesapeake Energy bringen es schon wieder auf ein Minus von über 30 %. Das ist eine ordentliche Korrektur, die die Überbewertung von Ölaktien zu Jahresende 2016 wieder relativiert.

Es ist gut möglich, dass schon morgen der Rebound beginnt. Als Investment halte ich von Ölaktien auch zu aktuellen Kursen nicht viel. Für kurz- bis mittelfristigen Traden lohnt es sich, den Finger am Abzug zu halten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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