Kommentar
14:01 Uhr, 28.02.2011

Nur keine Angst vor dem Staatsfonds-Ausverkauf

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Die Bilder von den blutigen Straßenkämpfen in Tripolis haben rund um den Globus für Entsetzen gesorgt. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Gefolgsleuten von Libyens Despoten Muammar Gaddafi gab es unzählige Tote und Verletzte. Gleichzeitig beobachteten die Marktteilnehmer kritisch den immer weiter steigenden Ölpreis. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle erwartet zwar vorerst keine dramatischen Auswirkungen für die deutsche Volkswirtschaft. Und dennoch: Auf lange Sicht dürften signifikant höhere Ölpreise problematisch werden, da die rasant steigenden Notierungen auf eine völlig andere Welt treffen als noch im Sommer 2008. Damals wurde die Rallye als Zeichen globaler Wirtschaftsstärke gewertet. Diesmal aber erschwert sie die Sparanstrengungen allerorten. Etwa die eines Griechen, der mit spürbar weniger Geld seinen Lebensunterhalt bestreiten muss als noch vor zwei Jahren. Wenn sein Auto jetzt obendrein höhere Kosten verursacht, ist seine Lage umso prekärer. Die US-Großbank JP Morgan schätzt, dass ein Anstieg der Ölpreise um zehn US-Dollar das globale Wachstum um 0,25 Prozentpunkte drückt. Darüberhinaus bangen einige europäische Unternehmen um ihre Kapitalgeber aus dem Nahen Osten - Staatsfonds aus der arabischen Welt waren in den letzten Jahren sehr aktiv in Europa. Es macht Sinn, darüber nachzudenken, was aus den Mitteln der Staatsfonds wird, sobald in Libyen oder anderswo Reformen ausgerufen werden oder es gar zum Umsturz kommt. Schließlich verfügt der libysche Staatsfonds über ein Volumen von 70 Mrd. US-Dollar, der saudi-arabische etwa über 439 Mrd. Euro. Der große Ausverkauf wird aber wohl ausbleiben, denn es wird dankbare Abnehmer für die Investments geben. China vielleicht?

Auch wenn es in all den sorgenvollen Berichten fast unterging - aus Deutschland kamen gute Nachrichten: Ein weiterer Rekordwert beim Ifo-Geschäftsklima und ein prognostizierter Geldregen in Form von 40 Mrd. zusätzlicher Steuereinnahmen bis 2015. Finanzminister Wolfgang Schäuble hofft, die Neuverschuldung einzudämmen und so die Schuldenbremse sogar schon ein Jahr früher als bislang geplant einzuhalten.

Auch der DAX litt unter der weltweiten Risikoaversion. Die erste Korrekturwelle des laufenden Jahres hat ihn unter die 7.215er Marke rutschen lassen, was ihm den Aufwärtsdrang genommen hat. Stärkere Korrekturen auf 6.835/45 und 6.720 erwarten wir aber nach wie vor erst unter der Schlüsselunterstützung von 7.080/85. Reichlich Verkaufsbereitschaft wird vermutlich zwischen 7.270 und 7.365 anzutreffen sein.

Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

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