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10:50 Uhr, 04.10.2012

Notenbankinterventionen oder stagnierendes Wachstum, was setzt sich durch?

Frankfurt/Paris (BoerseGo.de) – Die Weltkonjunktur bleibt auf Wachstumskurs, allerdings werden die Zuwachsraten geringer ausfallen als 2011. Doch die Bemühungen in Europa, die öffentlichen Schulden zu senken, bedeuten anhaltende Stagnation und gleichzeitig einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit. Für Europa bleibt die Geldpolitik ein entscheidender Faktor, wie Philippe Uzan, Chief Investment Officer (CIO) bei Edmond de Rothschild Asset Management in Paris, in seinem aktuellen Marktausblick schreibt.

EZB und Federal Reserve verfolgten die gleichen Ziele, allerdings mit unterschiedlichen Methoden. Die EZB bemühe sich um eine Senkung der Zinsen, um Ländern wie Spanien und Italien eine erfolgreiche Haushaltssanierung zu erleichtern. Die EZB-Maßnahme sei Teil eines Gesamtkonzepts zur Stützung der Banken. Diese hätten ihre Bilanzen bereits im vergangenen Jahr durch den Verkauf von Vermögenswerten umfassend saniert. Die Entscheidung der Federal Reserve, unbefristet hypothekenbesicherte Anleihen in einer Größenordnung von 40 Milliarden US-Dollar pro Monat aufzukaufen, sei Ausdruck ihrer Entschlossenheit, die Arbeitslosigkeit mit allen Mitteln zu bekämpfen. Zudem verlängere die Fed die „Operation Twist“: Noch bis Ende 2012 verkaufe sie weiter kurzlaufende Papiere und kaufe im Gegenzug Staatsanleihen mit längerer Laufzeit, so Uzan.

Infolge dieser Maßnahmen hätten sich die Finanz- und Kreditmärkte in den USA sowie in der Eurozone deutlich entspannt. Die Entschärfung der Lage an der Euro-Peripherie wirke sich gerade in Südeuropa positiv auf den Bankensektor aus. Geldpolitische Impulse seien zwar hilfreich, doch bevor es mit der Konjunktur wieder aufwärts gehe, müssten sich erst die Bedingungen an den Finanz- und Kreditmärkten wieder normalisieren. Die größte Herausforderung der Geldpolitik bestehe darin, ihre Impulse in die Realwirtschaft zu übertragen. In diesem Prozess spielten die Geschäftsbanken über ihre Kreditzinsen eine wichtige Rolle. Diese Funktion könnten sie allerdings nur erfüllen, wenn ihre Bilanzen Risikopositionen und Financial Leverage zuließen, schreibt der Finanzexperte von Edmond de Rothschild.

Die Effizienz der geldpolitischen Konjunkturmaßnahmen und ihre – zeitlich verzögerte – Wirkung auf die Volkswirtschaften werden deshalb Uzan zufolge auch in den kommenden Monaten im Mittelpunkt stehen. Zwar würden der öffentliche und private Schuldenabbau weiter hemmend wirken, dürften sich jedoch durch die aktuelle Geldpolitik einfacher gestalten. In der Eurozone deute die rasche Verbesserung der Leistungsbilanzen von Ländern wie Spanien und Italien darauf hin, dass sich die Peripherie Europas zunehmend von den Auswirkungen der Krise erhole, so der CIO. „Dieser Prozess wird unserer Meinung nach noch immer unterschätzt. Mit der Förderung einer konsequenten und stetigen Haushaltspolitik bemüht sich die EZB um eine Konsolidierung der Erholung bei gleichzeitiger Begrenzung seiner unangenehmsten Begleiterscheinungen. Nachdem die Finanzkrise die Eurozone seit nunmehr fast zwei Jahren in Atem hält, scheint die Ansteckungsgefahr vorerst gebannt“, meint Uzan.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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