Kommentar
11:53 Uhr, 18.03.2021

Notenbanken wissen, wie man Geld anlegt

Es ist zwar nicht die Aufgabe von Notenbanken wie ein Fondsmanager Geld anzulegen. Trotzdem tun sie genau das – und das sehr erfolgreich.

Notenbanken gehören inzwischen zu den größten Vermögensverwaltern überhaupt. Genau genommen sind es zwei Notenbanken, die mitmischen. Die Schweizer Nationalbank SNB und die japanische Notenbank (BoJ, Bank of Japan) verwalten inzwischen großes Aktienvermögen. Die BoJ hat einen Aktienbestand in der Höhe von 418 Mrd. Euro. Bei der SNB sind es inzwischen über 160 Mrd. Die BoJ ist mit ihrer Anlagesumme der sechstgrößte Fonds weltweit. Vor ihr kommen lediglich fünf Staatsfonds. Der größte ist der norwegische Fonds mit einem Vermögen von einer Billion Euro. Knapp vor der BoJ liegt der kuwaitische Staatsfonds mit einem Vermögen von 440 Mrd. Die Gründe für die Aktienkäufe der Notenbanken sind verschiedene. Das zeigt sich auch daran, wo angelegt wird. Die BoJ kauft japanische Anleihen und Aktien. Die Zinsen sollen im Inland tief bleiben und der heimische Aktienmarkt soll steigen. Bis 2012 fiel der japanische Aktienmarkt über 20 Jahre lang...

Der ewige Bärenmarkt sollte durchbrochen werden. Das ist der BoJ gelungen. In der Folge kam es zu einem erheblichen Vermögenseffekt. Wer Aktien besitzt und durch den Bullenmarkt immer reicher wird, sollte am Ende auch mehr konsumieren, was der Wirtschaft hilft.

Darüber hinaus gingen der BoJ auch die Möglichkeiten aus, noch mehr Geld in den Markt zu pumpen. Bereits jetzt hält die Notenbank 50 % aller Anleihen. Es brauchte neue Anlageklassen, damit der Geldstrom nicht versiegt.

Bei der SNB sind die Gründe andere. Es soll einzig und allein eine Frankenaufwertung abgewendet werden. Die SNB schafft Geld und geht damit im Ausland auf Einkaufstour. Sie hätte sich auf Anleihen beschränken können. Das wäre allerdings nicht unbedingt weniger riskant gewesen als Aktien zu kaufen.

Als sicher geltende Euroanleihen werfen eine negative Rendite ab. Die SNB stand vor der Wahl garantierte Verluste einzufahren oder auf riskanterer Anlagen wie Aktien zu setzen. Sie entschied sich für letzteres und das mit Erfolg.

Beide Notenbanken können sich auf die eigene Schulter klopfen. Die BoJ hat bisher einen Gewinn von 53 % eingefahren (Grafik 1). Der Buchgewinn liegt bei 144 Mrd. Euro. Hinzu kommen ca. 6 Mrd. an Dividenden pro Jahr.


Die SNB hat es vor allem ihrem Aktienportfolio zu verdanken, dass sie in vielen Jahren gigantische Gewinne ausweisen kann. Seit der Finanzkrise sind 200 Mrd. an Gewinn angefallen (Grafik 2). Den Staat freut es. Es werden Milliarden ausgeschüttet.

Wie hoch der Buchgewinn der SNB auf ihrem Aktienportfolio ist, lässt sich nicht genau sagen. Die zugänglichen Daten sind zu grob, um die genau Performance zu berechnen. Da der Aktienmarkt in den letzten Jahren tendenziell stieg, dürfte die Performance vergleichbar zu jener der BoJ sein.

Die Portfolien der Notenbanken sind teils deutlich profitabler als die von hochbezahlten Hedgefondsmanagern. Dahinter steckt ein einfaches Geheimnis: es wird regelmäßig gekauft und einfach nur gehalten. Passivität, weit streuen und nicht versuchen den Markt zu timen ist ein simples Erfolgsgeheimnis an das sich auch mehr Privatanleger halten könnten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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