Notenbanken entscheiden über Geldpolitik: Die wichtigste Woche seit langem
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Seit Monaten war die Geldpolitik größtenteils auf Autopilot. Dann kam der überraschende Zinsanstieg im Februar und März. Die EZB veranlasste das dazu, gegenzusteuern. Sie will zukünftig schneller Anleihen kaufen. Das Gesamtkaufprogramm bleibt aber unverändert.
Die Ankündigung bremste den Zinsanstieg nur sehr kurz. Jetzt kommt es auf die US-Notenbank an. Hier muss Powell Anleger davon überzeugen, dass die Fed wirklich nicht vorhat, die Zinsen bald anzuheben. Das allein wird der Lage jedoch nicht gerecht. Die Renditen von Anleihen steigen nicht nur, weil Anleger Zinsschritte erwarten, sondern vor allem, weil sie Inflation vermuten.
Die Inflationserwartungen sind immer noch auf dem Vormarsch. Höhere Inflation bedingt im Kopf der Anleger höhere Zinsen. Powell muss die Angst der Anleger zerstreuen, dass die Inflation schnell und nachhaltig steigen wird. Nur wenn es gelingt, die Inflationsangst zu zerstreuen, kann auch der Zinsanstieg aufgehalten werden.
Powell und seine Vorgänger waren immer wieder mit derart schwierigen Kommunikationsanforderungen konfrontiert. Bisher ist es den Notenbankern gelungen den richtigen Ton zu treffen. Gelingt dies nicht, wird es ab Mittwoch ungemütlich.
Gegen Ende der Handelswoche kommt aber die wohl wichtigste Entscheidung aus Japan. Die japanische Notenbank hat derzeit ein Ziel für das Kaufvolumen von Aktien. Es liegt bei ungefähr 48 Mrd. Euro pro Jahr. Für die Zeit der Pandemie hat sich die Notenbank ein Volumen bis zu 96 Mrd. genehmigt.
Vor allem vor einem Jahr hat sie kräftig Aktien gekauft. Nun hält sie bereits mehr als 7 % des gesamten Marktes. Das Portfolio ist über 400 Mrd. Euro schwer. Von einigen Unternehmen hält die Notenbank mehr als ein Viertel der Anteile (Advantest, Fast Retailing). Das weckt einerseits Begehrlichkeiten. Rufe werden lauter, dass die Notenbank den Gewinn ausschütten soll.
Andererseits ist eine so hohe Marktdominanz schädlich. Der staatliche Pensionsfonds hält ungefähr 4 % des Aktienmarktes. Zusammen hält der Staat so direkt und indirekt eine von acht Aktien des japanischen Marktes. Geht es so weiter wie bisher, ist der freie Markt bald abgeschafft.
Bis zu einem gewissen Grad war das wohl auch das Ziel. Die Notenbank kaufte vor allem immer dann Aktien, wenn der Markt fiel. Sie glättete die Kursbewegungen und führte effektiv Stützungskäufe durch. Die Kritik daran wird immer lauter. Es ist durchaus möglich, dass die Notenbank darauf Ende dieser Woche reagiert.
Damit rückt ein Schreckensszenario in den Vordergrund. Die BoJ könnte ihre Käufe deutlich zurückfahren und das Volumenziel abschaffen. Dann können sich Anleger nicht mehr auf automatische Stützungskäufe verlassen. Das verändert die Wahrnehmung des Risikos erheblich.
Aller Wahrscheinlichkeit wird die BoJ die Kritik vorerst ignorieren. Wenn Anleger in dieser Woche Pech haben, geschieht jedoch folgendes: Erst gelingt es der Fed nicht, die Inflationssorgen zu zerstreuen. Die Zinsen steigen erneut an, Aktien korrigieren. Dann schafft die BoJ ihr Kaufziel für Aktien ab. Auch das dürfte für eine Korrektur sorgen.
Clemens Schmale
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