Kommentar
19:41 Uhr, 27.05.2020

Normalisierung ? Nicht vor Ende des Jahrzehnts!

Einen neuerlichen kompletten Lockdown wird es nicht mehr geben. Trotzdem wird die Krise für viele Jahre nicht überwunden sein. In den USA dürfte es ein Jahrzehnt dauern.

Wem das als unrealistischer Zeitrahmen vorkommt, kann einen Blick auf die Finanzkrise zurückwerfen. Vor der Finanzkrise lag die Arbeitslosenrate in den USA bei 4,4 %. Diesen Wert erreichte sie erst wieder im März 2017. Das war genau 10 Jahre nach dem Tief vor der Finanzkrise.

Die Wirtschaftsleistung erholte sich schneller. Das Hoch aus dem zweiten Quartal 2008 wurde bereits im zweiten Quartal 2011 wieder erreicht. Es dauerte nur drei Jahre bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wurde. Ähnlich dürfte es sich auch bei dieser Krise verhalten. Zumindest geht davon das CBO (Congressional Budget Office) aus (Grafik 1).


In drei Jahren wird die Wirtschaftsleistung von Ende 2019 wieder erreicht. Die Arbeitslosenrate dürfte hingegen für längere Zeit hoch bleiben. Ende des laufenden Jahres dürfte sie immer noch bei knapp 12 % liegen und bei Erreichen des Vorkrisenniveaus der Wirtschaftsleistung bei 7-8 %.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Prognosen unsicher sind. Anzunehmen, dass die aktuelle Krise nicht schneller abgehakt sein wird als die Finanzkrise ist aber durchaus vernünftig. Im ersten Quartal war das Wachstum bereits negativ und im zweiten Quartal wird es historische Negativrekorde aufstellen.

Danach wird die Wirtschaft wieder wachsen. Nachdem im zweiten Quartal die Wirtschaft stillstand, ist Wachstum danach garantiert. Weniger als bei einem Stillstand geht nicht. Im dritten Quartal sehen wird gegenüber dem zweiten Quartal vermutlich eine sehr hohe Wachstumsrate. Gegenüber dem Vorjahr ist die Wachstumsrate hingegen noch negativ. Das sorgt für vier negative Quartale gegenüber dem Vorjahr. Genauso lang zog sich auch die Wachstumskrise während der Finanzkrise.

Die Dauer des Schocks ist ähnlich lang wie damals, nur noch heftiger. Dafür geben die meisten Regierungen auch mehr aus als damals, um die Krise in den Griff zu bekommen. Aus diesem Grund wird die Krise nicht länger dauern als die Finanzkrise, aber auch nicht kürzer sein (der erste Schock ist viel größer als damals).

Das CBO brauch für seine Prognosen bestimmte Annahmen. Diese sind sehr aufschlussreich. So wird etwa nicht davon ausgegangen, dass die Notenbank die Zinsen bald wieder anhebt. Der erste Zinsanstieg wird im Jahr 2027 erwartet (Grafik 2).

Auch das scheint eine extreme Annahme zu sein. Es dauerte allerdings auch nach der Finanzkrise 7 Jahre, bis die Zinsen wieder angehoben wurden. In der Eurozone sind sie bereits seit 9 Jahren auf Tiefstständen.

Wir müssen uns auf eine lange Phase der Erholung einstellen. Anleger sollten aber nicht in Panik geraten. Der breite Markt wird von wenigen Großunternehmen wie Apple, Microsoft und Amazon bestimmt. Der Aktienmarkt hakt die Krise viel früher ab und erreicht lange vor der Wirtschaft neue Hochs.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Einfach entspannt den Artikel komplett lesen. Ich merke immer wieder an den Kommentaren, dass dies nicht getan wird.

    07:19 Uhr, 28.05.2020
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Ende des Jahrzehnts wird diese Krise schon längst verblasst sein. Ich höre nicht auf das, was irgendwer schreibt/sagt und bilde mir selbst eine Meinung.

    Genauso, wie viele vor zwei Monaten gesagt haben "Eine V-förmige Erholung an den Börsen? Niemals!". Aber der Nasdaq hat es vorgemacht und fast das Allzeithoch erreicht. Daher nicht viel Blabla von irgendwelchen "Experten" lesen, sondern sich selbst eine Meinung bilden. Denn angenommen man hört darauf und handelt danach. Wenn es anders kommt, dann soll man auf die Experten schimpfen, oder was? Wie ich oft sage, die kochen auch nur mit Wasser.

    23:49 Uhr, 27.05.2020
  • amateur
    amateur

    Normalisierung ? Nicht vor Ende des Jahrzehnts!

    Eine gewagte These...

    22:31 Uhr, 27.05.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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