Kommentar
19:47 Uhr, 22.05.2018

Nordkorea-Konflikt: Wieder Eskalation zu befürchten!

Monatelang konnten wir darauf hoffen, dass auf der koreanischen Halbinsel nach Jahrzehnten des Konflikts Ruhe einkehrt. Jetzt kommt die 180° Wende.

Nordkorea hatte bereits vergangene Woche angedeutet, dass das Treffen zwischen Kim und Trump am 12. Juni nicht stattfinden könnte. Dieses Dienstag geht Trump nun einen ähnlichen Weg. Er deutet an, dass der Gipfel später stattfinden könnte oder vielleicht auch gar nicht.

Anfang Mai war noch von Wiedervereinigung der Koreas die Rede, von Frieden und Wohlstand für alle. Drei Wochen später droht alles auseinanderzubrechen und wieder so zu werden, wie es immer schon war: verhärtete Fronten ohne Aussicht auf eine Einigung. Was ist da also geschehen?

Bisher ist alle Welt davon ausgegangen, dass der Druck der USA gewirkt hat und Nordkorea an den Verhandlungstisch gezwungen hat. Die Taktik wurde gefeiert. Trump wurde schon als nächster Friedensnobelpreisträger ins Spiel gebracht – vom südkoreanischen Präsidenten.

Es gibt auch eine andere Sichtweise der Dinge. Nordkorea hat sein Ziel erreicht. Es hat die Atomwaffe und Raketen, die vielleicht sogar bis in die USA reichen. Die Atombombe war immer das Ziel. Davon hat sich Nordkorea noch nie abbringen lassen, auch durch frühere Sanktionen und Hungersnöte im eigenen Land nicht.

Als das Ziel 2017 erreicht wurde, ging Nordkorea plötzlich in die Charmeoffensive. Erst kamen die Olympischen Winterspiele. Bereits Ende 2017 deutete sich ein gemeinsamer Einzug der Mannschaften an. Bei den Spielen wurde die Schwester von Kim Jong Un geradezu als zahme und herzenssüße Prinzessin gefeiert.

Es folgten weitere Gesten bis zum Treffen von Kim und Südkoreas Präsidenten. Die Lautsprecher an der Grenze, die Propaganda ins Nachbarland schmetterten, wurden abgedreht. Auf Raketentests wurde und wird verzichtet. Ein Testgelände soll geschlossen werden. Auch den USA kam Nordkorea entgegen. Drei Geiseln wurden mit Außenminister Pompeo nach Hause geschickt.

Nun kommt die Kehrtwende. Eine mögliche Interpretation: die USA denken, dass Nordkoreas ungewöhnlich konziliantes Vorgehen dem Druck und den Sanktionen geschuldet sind und feiern sich bereits selbst. Ein Deal ist ausgemachte Sache: Nordkorea gibt seine Atomwaffen ab und bekommt dafür Entwicklungshilfe.

Nordkorea will keine Almosen, schon gar nicht, wenn dafür die Atombombe aufgegeben werden muss. Atomwaffen sind die Garantie für das Überleben des Nordens bzw seines Regimes. Eine Abrüstung kommt schlichtweg nicht in Frage. Genau das ist die Forderung der USA. Gibt es keine Entwaffnung, gibt es keinen Deal. Also gibt es keinen Deal, denn Nordkorea wird dem nicht zustimmen.

Die USA unterstellen Nordkorea eine Denkweise, wie sie auch in den USA zu finden ist. Die Motivation ist aber nicht Geld oder freier Handel. Nordkorea will als das anerkannt werden, was es ist: eine Atommacht. Als solche will sie zwar in die Weltgemeinschaft zurück, aber eben als solche und nicht als entwaffnetes Altregime, das dem Druck der USA nachgegeben hat, weil ihm die Knie schlotterten.

Nordkorea ist stolz auf das, was es erreicht hat und wird es nicht aufgeben. Wenn die USA das wahrhaftig erwarten, ist das schon ziemlich naiv. Die USA können jetzt aber nicht mehr zurück. Ohne Denuklearisierung gibt es keinen Deal. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Konflikt wirklich endet, sinkt gerade rapide und ist schon wieder nahe Null.

Vielleicht irre ich mich. Aktuell wirkt es jedoch so, als hätten beide Seiten erkannt, dass es sich um ein großes Missverständnis handelt. Nordkorea dachte, es würde als Atommacht wahrgenommen und könne mit etwas Entgegenkommen und wohlwollenden Gesten den Westen bezirzen. Der Westen dachte, Nordkorea würde sich dem Druck der USA beugen.

Beide Seiten liegen falsch und erkennen das nun. Aus ist der Traum.

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12 Kommentare

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  • new-agens
    new-agens

    "Beide Seiten liegen falsch und erkennen das nun. Aus ist der Traum." Ma nix für ungut Herr Schmale, Sie gehen ja immer lobenswert ergebnisoffen und akribisch an Themen ran, aber: In den USA träumt kein einziger. Gestern nich, heute nich, morgen nich. Genau dieses Ergebnis war absehbar. Die US Think Tanks haben das 1000-fach im Vorfeld durchgespielt. Die viel interessantere Frage ist doch, warum die USA mit Nordkorea verhandeln im sicheren Wissen, mit der Maximalforderung nicht durchzukommen. Einfach mal probieren? Im Leben nicht. Einen Krieg vorbereiten in Zeiten der Friedensgespräche? Besser noch: provozieren durch abgebrochene Friedensgespräche? Wäre nicht das erste Mal. Das Ganze an den Deal mit China koppeln? Vielleicht. Was am Rande auffällt, ist die zeitliche Koinzidenz von Unruhe stiften und den Bremsvorgängen der FED - wenn das koordiniert abläuft, upps, dann heißt es Bücher schließen und in Deckung gehen.

    14:48 Uhr, 23.05.2018
  • sosuadan
    sosuadan

    So ein "Sicherheitsberater" gehört ins Irrenhaus. Dem ist der Tod von Millionen Menschen völlig egal. Der will Kriege zu denen er selbst natürlich nicht hingeht. Man muss nicht Kim heißen um zu erkennen wie wertlos alles ist was man mit denen versucht.

    03:48 Uhr, 23.05.2018
  • sosuadan
    sosuadan

    Nur so nebenbei erwähnt.....

    Trotz möglichem Scheitern der Gespräche mit Nordkorea: USA will an Militärübung in Korea festhalten

    Am 12. Juni sollte das historische Treffen zwischen dem US-amerikanischen und dem nordkoreanischen Staatsoberhaupt im Stadtstaat Singapur vonstattengehen. Ziel der Amerikaner ist es, Nordkorea von seinem Atomwaffenprogramm abzubringen. Die Regierung in Pjöngjang fordert im Gegenzug die Garantie der Souveränität. Militärübungen zwischen südkoreanischen und amerikanischen Soldaten bringen die Diplomatie auf der Koreanischen Halbinsel nunmehr wieder in Gefahr.

    Sieht so Frieden aus? Man redet dumm daher und probt weiterhin den Angriff auf Nordkorea?
    Was auch immer US Politiker im Kopf haben, ein Gehirn kann das nicht sein.
    Das Fehlen von Menschlichkeit und Verstand ist wahrscheinlich Mindestanforderung um in der Politik vorwärts zu kommen. .

    Leider haben Wähler auch nichts im Kopf.
    Warum wählt man ewig Leute die einen Krieg nach dem anderen anfangen und wir fürchten uns vor Ländern die nie einen Krieg anfangen? Am Ende wird auch noch stes der Überfallene als Bösewicht dargestellt.

    03:37 Uhr, 23.05.2018
  • kingmidas
    kingmidas

    Wieso fordert niemand von den USA das sie ihr Atomprogramm beenden?

    Weder die USA noch andere Länder haben das Recht von Nordkorea Abrüstung zu fordern, denn wenn ich mich recht erinnere war es die USA und ihre europäischen verbündeten die in den letzten Jahren diverse Kriege befeuert und sogar verursacht haben wie zB den Irak Krieg, Afghanistan Krieg etc. Wie viele Kriege hat Nordkorea verursacht? Genau Null.

    Ist schon Paradox das Terrorstaaten von kleineren Terrorstaaten fordern Nuklear abzurüsten, nur weil sie angst um ihren Terrorstatus haben.

    Nordkorea macht das richtig, sie müssen an den Atomwaffen festhalten, das ist der Garant für Frieden. An dem Tag an dem sie ihre Atomwaffen abgeben, an dem Tag wird das Land unter der Kontrolle der Amis stehen wie so viele andere Länder.

    22:25 Uhr, 22.05.2018
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Sehr gut geschrieben !

    21:58 Uhr, 22.05.2018
  • netzadler
    netzadler

    die trottel im weissen Haus sind aussenpolitisch extrem unterbelichtet und glauben immer noch, dass sie die starken sind.

    Ein Weltkrieg kann heute nicht mehr gewonnen werden, von niemandem. Für mich sind die USA ein failed state. Einzig verbliebener Wert ist Geld, also nur heisse Luft. Bei einem börsencrash fällt das ganze Land in sich zusammen. Das wissen aber alle anderen. Trump wird amok laufen, wenn er seine Ziele nicht erreicht. Das Kapital wird zur Hölle fahren, der Dollarwert wird sich ab 2020 halbieren.

    21:50 Uhr, 22.05.2018
  • Miss Money
    Miss Money

    Aus der Traum für Kim Jong Un

    Das ist eine völlig abstruse Diskussion. Da wird ein Diktator in Schutz genommen, weil er seine Macht mit Atomwaffen retten will. Konkret nützen sie ihm doch gar nichts. Er kann sie nie einsetzen, weil sonst die USA Nordkorea in Schutt und Asche legen würde. Was soll das ganze Theater dann mit der Nuklearisierung? Kim Jong Un hat längst keinen Rückhalt mehr in seinem Land. Er lässt sein Volk hungern, damit er sich sein teures Spielzeug leisten kann, um an der Macht zu bleiben. Wenn Kim Jong Un nicht einlenkt, gibt’s wieder Sanktionen gegen Nordkorea. Lange wird dies das Land nicht mehr durchhalten, weil auch China und Russland an den Sanktionen mitmachen.

    21:40 Uhr, 22.05.2018
  • Market Impact
    Market Impact

    Dit dauert noch a weng

    21:12 Uhr, 22.05.2018
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Kleiner Hinweis sei erlaubt: Der "Westen" ist eine aus dem kalten Krieg stammende Umschreibung für die NATO-Staaten in der Konfrontation mit dem "Ostblock". Beides existiert nicht mehr, auch wenn US-amerikanische Rhetorik (und die von dieser gelenkten deutschen Presse) diese Konfrontation wieder herrauf beschwören möchte, um die US-Interessen bei den "Verbündeten" durchzudrücken. Ich bin sicher, Herr Schmale, das ist Ihnen bewusst. Trotzdem rutscht einem der "Westen" einfach so in die Sätze, oder?. Oder sind Sie der Meinung, dass die Bundesrepublik in Nordkorea dieselben Ziele verfolgt, wie die USA?

    21:05 Uhr, 22.05.2018
  • watuffli
    watuffli

    M. E. sind Atomwaffen und Raketen nicht Ziel nordkoreanischer Politik, sondern Mittel zum Zweck.

    Was geht wohl dem Herrscher Nordkoreas angesichts der deftigen Keilerei Donald Trumps mit dem Iran, die mit Aufkündigung des Atomabkommens einem gefährlichen Höhepunkt zustrebt, durch den Kopf? Er wird sicher das eine oder andere Deja-vu-Erlebnis haben, gespeist aus den Erfahrungen der Kim-Dynastie mit amerikanischer Hegemonialpolitik. Er weiß, dass Pentagon-Strategen vor Jahren die Beseitigung des nordkoreanischen Regimes als wichtigste Aufgabe zur Befriedung des ostasiatischen Raumes erhoben haben, notfalls mit Gewalt. [z.B. Thomas B. M. Barnett, DREHBUCH FÜR DEN DRITTEN WELTKRIEG ...]

    Die jüngsten fulminanten Entwicklungen zwischen beiden koreanischen Staaten sowie im Verhältnis zur USA wird Kim Jong-un mit Ironie quittieren, ebenso die jähen rhetorischen Wendungen: Von Trump vor kurzem noch als kleiner "Raketenmann" diffamiert, sieht er sich jetzt von ihm als "offen und ehrenhaft" attributiert. Und er weiß, die wachsenden Sympathiewerte verdankt er nicht seiner Frisur, die ähnlich extravagant ist wie die seines Gegenübers, sondern einzig den hard facts, nämlich der atomaren Armierung. Diese ist es letztlich, die dem kleinen Land gegenüber einem globalpolitischen Goliath Gewicht verleiht. Und es wird interessant sein zu beobachten, ob es Trump gelingen wird, Kim zur Schleifung seiner Atomwaffen zu bewegen und welchen Preis er dafür zu zahlen bereit ist. Leicht wird das nicht.

    20:34 Uhr, 22.05.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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