Kommentar
12:12 Uhr, 14.03.2018

Noch ein Grund für steigende Aktienkurse

Nach dem Ende der Bilanzsaison lichtet sich der Nebel, was US-Unternehmen mit all dem Geld machen werden, welches sie durch die Steuerreform zusätzlich zur Verfügung haben. Anleger wird es freuen.

Gestern hatte ich bereits die schwindenden Inflationssorgen als einen Grund für eine Entspannung an den US Börsen genannt. Heute möchte ich einen weiteren Punkt ausführen: Die US-Steuerreform ist ein Geldregen für Anleger. Durch einmalige Effekte haben Firmen fast 150 Mrd. USD zur Verfügung. Zusätzlich werden Teile der hohen Cashreserven im Ausland in die USA zurückgeholt. Ein Großteil fließt direkt an Anleger.

Dass sich Anleger auf einen Geldregen freuen können, war schon lange bekannt. Wie groß diese Freude aber ausfallen darf, wird erst jetzt ersichtlich. JPMorgan geht davon aus, dass in diesem Jahr 842 Mrd. USD in Aktienrückkäufe fließen könnten. Bei diesem Betrag handelt es sich vor allem um Ankündigungen, doch im Normalfall halten sich Unternehmen an ihre Ankündigungen.

Zusammen mit Dividenden könnten so an Aktionäre zwischen 1,2 und 1,3 Billionen USD ausgeschüttet werden. Das ist absolut einmalig (siehe Grafik). Die Ausschüttungen pro Quartal dürften die Marke von 300 Mrd. USD problemlos übersteigen.

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Der US-Aktienmarkt hat eine Kapitalisierung von fast 30 Billionen USD. Das relativiert die Ausschüttungen wieder ein wenig. Dennoch sind sie so hoch wie nie zuvor. Es ist schwer vorstellbar, dass Aktien unter diesen Umständen die Richtung komplett ändern werden.

Die Rückkäufe stützen den Markt kontinuierlich und ganz besonders, wenn die Kurse fallen. Dips werden für Rückkäufe genutzt. Nicht zuletzt diese Steuerung der Rückkäufe hat es in den letzten Jahren attraktiv gemacht, Rückschläge sofort zu kaufen.

US-Firmen werden mit ihren tiefen Taschen zu einer Art Plunge Protection Team. Der Begriff wird eigentlich für die Aktivitäten der japanischen Notenbank verwendet. Diese kauft vermehrt Aktien, wenn der Markt schwach ist. Rückschläge halten sich so in Grenzen. Ein ähnliches Verhalten ist bei Unternehmen zu beobachten. Sie sollten somit dafür sorgen, dass Korrekturen begrenzt bleiben. Verhindern können sie diese freilich nicht.


Sie möchten breit diversifiziert anlegen? Ein Weg, in die weltweiten Aktienmärkte zu investieren, wäre z.B. der Kauf des BV Global Balance Fonds (WKN A0MVXF). Es handelt sich dabei um einen Mischfonds, der weltweit in ETFs, Aktien und Anleihen investiert.


Ob die Rekordausschüttungen Sinn machen, steht auf einem anderen Blatt. Der Markt ist so hoch bewertet wie seit der Internetblase nicht mehr. Unternehmen kaufen also Aktien zu horrenden Preisen zurück. Wirtschaftlich Sinn macht das nicht. Langfristig vermindert es den Wert, den Unternehmen damit für ihre Investoren kreieren.

Das hat allerdings niemanden gekümmert, weder in den vergangenen Jahren, noch jetzt. Anleger und Investoren freuen sich blind über jeden Dollar, der ausgeschüttet wird. Dass man das zusätzliche Geld auch verwenden könnte, um zu investieren, zu wachsen, neue Märkte zu erschließen usw. kommt anscheinend niemandem in den Sinn.

Unternehmen planen, knapp 70 % der Gewinne aus der Steuerreform direkt an Aktionäre weiterzureichen. Angestellte werden nicht vollkommen vergessen, doch mit 6 % fließt ihnen sehr wenig zu. Noch weniger soll den Kunden der Unternehmen zufließen (4 %). Das sagt schon viel über das Management der Unternehmen aus.

Persönlich denke ich, dass das Geld auch besser eingesetzt werden könnte. Mein persönliches Empfinden ist natürlich irrelevant. Die Kurse werden trotzdem steigen.

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5 Kommentare

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  • Newton1642
    Newton1642

    Alles schön und gut. Sofern die Börse angeblich immer noch die Zukunft handelt, wird die starke Abschwächung der US- und damit der Weltwirtschaft, die mehr als kritische geopolitische Lage und etwaige Zinserhöhungen der FED aufgrund falscher Bewertung der Makrodaten auf jeden Fall hemmend wirken.

    12:51 Uhr, 14.03.2018
  • Trader12345679
    Trader12345679

    Es ist schon sehr amüsant. Herr Schmale erstellt an dem einen Tag Artikel über den Untergang und den großen Crash und am nächsten Tag wird alles steigen. Ich weiß, dass man an der Börse flexibel sein muss, aber dieses hin und her ist schon sehr übertrieben. Dann können sie auch, ganz einfach ehrlich sein und sagen, dass sie keine Ahnung haben wo es hin geht. Dies were nicht schlimm, denn sicher können wir dies alle nicht sagen.

    12:51 Uhr, 14.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Todyai
    Todyai

    Ja, was denn nun? Hauptsache möglichst viele Meinungen auf dieser Plattform darstellen. Irgendeiner wird schon richtig liegen.

    12:16 Uhr, 14.03.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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