Nikolaus-Anleihe: 4 x 5 Prozent Zinsen im Stiefel - und dann entscheiden die Aktien
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"Wenn ich aufgestanden bin, / lauf' ich schnell zum Konto hin. / Lustig, lustig, tralalalala, / Nikolaus ist mit fetten Zinsen da!" - so oder so ähnlich könnte es die nächsten vier Jahre am 6. Dezember durch die Lande schallen, wenn es nach der Deutschen Bank geht. Im vorweihnachtlichen Stimmungshoch hat der Marktführer nämlich ein kapitalgarantiertes Produkt entwickelt, das bis einschließlich 2008 einen jeweils am Nikolaustag ausgeschütteten Fix-Kupon von fünf Prozent p.a. bietet. Eine wirklich schöne Bescherung, schließlich liegt die Durchschnittsrendite von Bundesanleihen momentan lediglich bei mickrigen 3,45 Prozent p.a.
Doch Nikolaus hin oder her, im Gegensatz zum weißbärtigen Mann im roten Mantel hat die Deutsche Bank bekanntermaßen nichts zu verschenken und so wäre es reichlich vermessen zu glauben, man bekäme nach vier Fünf-Prozent-Jahren einfach das eingesetzte Kapital zurück und müsste zum Dank für den guten Deal bloß noch Ackermann, Breuer & Co. in sein Nachtgebet einschließen. Stattdessen sind noch vier weitere Jahre zu überstehen - die "Nikolaus-Anleihe" (ISIN DE 000 DB0 94X 0) wird erst im Dezember 2012 fällig, dann erst greift auch die Kapitalgarantie und für die Zeit ab 2008 gibt es statt eines Fix-Kupons wieder einmal eine "Aktien-Formel", die über die Verzinsung entscheidet. Diese richtet sich nach der durchschnittlichen Wertentwicklung eines Baskets aus 25 internationalen "Blue Chip"-Titeln, wobei der Spielraum nach oben allerdings begrenzt ist: Unabhängig davon, wie stark eine Aktie zugelegt hat (als Bezugspunkt dient dabei stets der Kurs am 6. Dezember 2004, eine Anpassung der Basispreise findet nicht statt), in die Mittelwert-Bildung einbezogen wird die Performance nur bis zu einem Cap von acht Prozent, während im Verlust liegende Aktien voll angerechnet werden.
Angenommen, im Dezember 2009 (also am ersten Stichtag mit variabler Kupon-Fixierung) liegen zehn Titel mehr als acht Prozent im Plus, sieben Aktien haben gegenüber ihrem heutigen Stand drei Prozent zugelegt und achtmal steht ein Minus von vier Prozent zu Buche - dann würde aus der Formel (10 x 8,0 + 7 x 3,0 + 8 x -4) / 25 eine Zinszahlung in Höhe von 2,76 Prozent resultieren. Falls die Aktienverluste geringer ausfallen, wäre natürlich entsprechend mehr drin (maximal acht Prozent p.a.); ebenso vorstellbar ist aber auch ein Null-Kupon. Bei kumulierten Einbußen von 120 Prozent beispielsweise (also etwa wenn sechs Aktien 20 Prozent eingebüßt haben), müssten schon 19 Werte ein Plus von mindestens acht Prozent erwirtschaftet haben (19 x 8 = 152), damit man überhaupt noch in den Genuss einer Verzinsung kommt, die mit 1,28 Prozent freilich allenfalls symbolischen Charakter hätte.
Kurzum, trotz des hohen Anfangskupons kann der Nikolaus den Zins-Strumpf nur optimal füllen, wenn die Aktienmärkte in den ersten vier Jahren ein bisschen "Fett ansetzen" und parallel dazu nicht allzu viele Werte dauerhaft nach unten absacken. Gleichwohl impliziert der Mechanis-mus der Deutschen Bank ein deutlich geringeres Einzelaktien-Risiko als viele andere Garantie-Strukturen, bei denen die Verzinsung sich etwa nach der schlechtesten Aktien-Performance oder gar nach bestimmten Kursschwellen richtet. Außerdem verdient der Aktienkorb aus heutiger Sicht tatsächlich das bisweilen etwas überstrapazierte Etikett "Blue Chip"; auf klassische Wackelkandidaten à la Vivendi oder Amazon.com wurde erfreulicherweise verzichtet. Das Bemühen darum, dem Anleger auch nach Ablauf der Fix-Kupon-Periode eine faire Zins-Chance einzuräumen, unterstreicht das "X-markets"-Team obendrein durch das bekannte "Lock-in"-Prinzip: Ein auf Basis der Aktien-Formel zustande gekommener Kupon fließt nicht nur einmal, sondern wird gleichzeitig zum Mindestkupon für die Folgejahre.
Wer ein Investment mit unbedingter Kapitalgarantie sucht, kann hier ruhigen Gewissens zugreifen - vorausgesetzt, der ziemlich weit entfernte Fälligkeitstermin ist mit dem eigenen Anlagehorizont kompatibel. Acht Jahre sind nicht zu unterschätzen und sofern die Zinsen steigen und die Aktienmärkte nicht auf breiter Front haussieren, wird die "Nikolaus-Anleihe" während der Laufzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit ein paar Prozent unter ihren Ausgabepreis rutschen. Das naive Kalkül, bereits nach vier Jahren über die Börse wieder zum Nominalbetrag aussteigen zu können, dürfte jedenfalls kaum aufgehen. Außerdem vergessen Sie bitte nicht die steuerlichen Implikationen: Da der Löwenanteil der Erträge vermutlich in der ersten Laufzeithälfte anfällt (rein mathematisch liegt der Erwartungswert für die variablen Kupons deutlich unter 4 Prozent p.a.), eignet das Papier sich vor allem für Anleger, die ab 2009 vom Fiskus stärker belastet werden als heute. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 1. Dezember, Hektik ist allerdings nicht angebracht, da die für den anschließenden Börsenhandel angepeilte Geld-Brief-Spanne mit einem Prozent nur halb so hoch ist wie der jetzt verlangte Ausgabeaufschlag.
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