Kommentar
13:39 Uhr, 20.05.2020

Nie wieder Lockdown !?

Ein neuerlicher Anstieg der Infektionen ist wahrscheinlich. Ein erneuter Lockdown hingegen ist es nicht.

Überall auf der Welt wird inzwischen gegen Restriktionen demonstriert. Nicht jeden Demonstranten kann man dabei ernst nehmen. So manchem geht es um Verschwörungstheorien. Eine beliebte ist derzeit, dass Bill Gates das Coronavirus erschaffen hat, um am Ende die Welt zu regieren.

Während man nicht jedes Anliegen der Demonstranten nachvollziehen kann, so gibt es doch viele Anliegen, die absolut legitim sind. Viele Menschen sorgen sich um ihre Rechte und ihre Existenz. Man fragt sich, ob der Lockdown nicht übertrieben ist. Immerhin gefährdet er Millionen Unternehmen und noch mehr Arbeitsplätze.

Regierungen haben die schwierige Aufgabe, wirtschaftliche Interessen und ein Verhindern von Massensterben zusammenzubringen. Bei der ersten Infektionswelle stand die Gesundheit im Vordergrund. Bei einer zweiten Infektionswelle werden es wohl die wirtschaftlichen Interessen sein. Ein erneuter, strenger Lockdown lässt sich der Bevölkerung einfach nicht verkaufen.

Dabei geht es in Europa noch einigermaßen gut. Durch Kurzarbeit und soziale Netze sind viele Menschen zumindest kurzfristig abgesichert. In Nordamerika sieht das anders aus. In Kanada sank die Beschäftigungsrate (Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung, die tatsächlich arbeitet) auf den niedrigsten Stand seit 1964. In den USA wurde der niedrigste Wert seit Datenaufzeichnung nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht (Grafik 1).


Die Zahlen zeigen, wie dramatisch die Lage ist. Tatsächlich ist sie sogar noch schlimmer. Die Arbeitslosenzahlen vermitteln derzeit nicht das ganze Ausmaß der Katastrophe, da viele Menschen einfach nicht als arbeitslos gezählt werden.

In den USA verschwanden 6 Mio. Menschen aus der Statistik, weil sie nicht mehr zur Erwerbsbevölkerung gezählt wurden. Für die Arbeitslosenstatistiken sind zwei Datenreihen ausschlaggebend. Für die Arbeitslosenrate werden permanente und temporäre Kündigungen zusammengezählt.

Nicht berücksichtigt werden Unterbeschäftigung, Menschen, die arbeiten wollen, aber nicht als Teil der Erwerbsbevölkerung gelten und unbezahlt freigestellt, aber nicht gekündigt wurden. Zählt man all diese Menschen zusammen ist die Zahl der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten von 14 Mio. auf fast 50 Mio. angestiegen (Grafik 2). Die Arbeitslosenrate würde so näher an 25 % anstatt an 15 % liegen.


Das lässt sich offensichtlich nicht lange durchhalten. Keine Regierung kann sich das lange leisten und die meisten Menschen wollen arbeiten. Ein erneuter Lockdown dürfte zu Massenprotesten und großen politischen Unruhen führen.

Lockdowns sind deswegen nicht vollkommen ausgeschlossen. Das Gesundheitssystem hat eine begrenzte Kapazität. Wie viele akute Fälle sich ein Land ohne Massensterben leisten kann, hängt am Gesundheitssystem. Regierungen können daher eine zweite Welle nicht einfach ignorieren.

Stattdessen dürfte es eher zu lokal begrenzten Maßnahmen kommen. Ein flächendeckender Lockdown ist allerdings unwahrscheinlich. Wirtschaftliche Interessen dürften überwiegen, weil es die Bevölkerung so will.

Clemens Schmale


Tipp: Als GodmodePRO-Kunde sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und GodmodePRO inclusive. Analysen aus GodmodePRO werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

19 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Korelewp
    Korelewp

    Selbst in München gibt es über 5000 Arztpraxen , viel zu viele Apotheken, viel zu viele Mediziner, die mit unbewussten Menschen nur Cash generieren - Medizinstudium heisst nur Marionettenproduktion im Vergleich zu Biologen, Biotechnologen.

    Genauso übertrieben ist die Corona.

    10:52 Uhr, 22.05. 2020
  • Korelewp
    Korelewp

    mit Angst wird Politik gemacht

    Leute ! Corona ist Teil des Handelskriegs China- Trump und hier geht es nie um Gesundheit!

    Und auf normale Mediziner kann man auch nicht mehr verlassen : nur System-Marionetten.

    10:34 Uhr, 22.05. 2020
  • P_44
    P_44

    Nebenbei bemerkt, der Lockdown führt auch zu GESUNDHEITLICHEN Schäden! Also ich habe MS und musste zwei Monate auf das Kieser Training verzichten. Und ich laufe nun schlechter als vor diesem Lockdown.

    Wie man einem Demenzpatienten klar machen will, warum er/sie nicht mehr besucht wird, ist den Verantwortlichen egal.

    Von anderen schwerwiegenden Folgen, wie verschobenen Operationen bei Krebs etc. ganz zu schweigen.

    Da möchte man fast schon sagen, sch*** auf die Wirtschaft, lasst uns raus!

    Zum Glück wohne ich derzeit in NRW, und die Fahrt nach Bayern zu meinen Eltern ist erst nächsten Monat geplant.

    09:54 Uhr, 22.05. 2020
  • thunderbird
    thunderbird

    Wenn man sich den Verlauf von Epidemien anschaut, dann ist nicht die Frage ob eine 2. Welle kommt, sondern nur wie stark sie sein wird und ob wir darauf vorbereitete sind.

    Es ist zu vermuten das die 2 Welle stärker sein wird und nicht kontrollierbar ist. Insofern haben wir den Sommer über Zeit uns vor zu bereiten. Ich vermute dass hier leider zu wenig geschieht. Die Suche nach einem Impfstoff ist eine Menschheitsaufgabe.

    Wenn es um die Kosten der Epidemie geht muss der Mut aufgebracht werden die Dinge beim Namen zu nennen.

    Menschenleben zu opfern nur um ein par Autos zu verkaufen ist ein no go.Hier erwarte ich von den Unternehmenslenkern innovative und mutige Schritte- die übrigens jeder Unternehmer im Segment KMU auf eigenes Risiko tragen muss- anstelle gleich nach Staatshilfe zu rufen. Das Verstecken hinter betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und das Entlassen der Belegschaft reichen in diesen Tagen nicht aus und zeigt in diesen Tagen deutlich die Unfähigkeit einiger Unternehmenslenker

    22:18 Uhr, 21.05. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Die Frage ist, wie wahrscheinlich ist eine zweite Welle?

    16:57 Uhr, 20.05. 2020
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn

    Es gibt mehrere Gründe, die einen Lockdown in einer zweiten Welle unwahrscheinlich machen, ohne dass man deswegen grundsätzlich die Gefahr des Virus in Frage stellen muss.

    1. Zunächst wusste man nicht, womit man es zu tun hatte, nun weiß man es besser

    2. Die Krankenhäuser sind mutmaßlich besser vorbereitet.

    3. Es gibt schon eine gewisse Immunität in der Bevölkerung, wenn auch je nach Land sehr unterschiedlich.

    4. Man hat jetzt gesehen, wie krass sich der Lockdown ökonomisch und auch politisch auswirkt und wird nach milderen Wegen suchen.

    14:44 Uhr, 20.05. 2020
    3 Antworten anzeigen
  • angola_murksel
    angola_murksel

    Ach, naja, dem Deutschen kann man so ziemlich alles verkaufen, auch einen nächsten lockdown. Wenn´s der Sache nützt und dabei hilft, die völlige fachliche Unbedarftheit der aktuellen politischen Würdenträger zu kaschieren, dann verschickt der deutsche Michel auch seine Erbtante auf direkten Weg nach Afrika, um den schwarzen Kontinent und die Welt sowieso zu retten. Aus logischer Sicht müßte auf jeden Fall ein lockdown bei einem erneuten Ausbruch kommen, da ansonsten ja zu hinterfragen wäre, was der epidemiologische Unterschied zwischen der "ersten" und der "zweiten" "Welle" sein möge und wenn dann bei der "zweiten" "Welle" andere Maßnahmen ergriffen würden als bei der "ersten", dann kämen ja zwangsläufig die Fragen auf, warum diese Maßnahmen nicht schon bei der "ersten" "Welle" angewendet wurden statt der völligen wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Demolierung.

    14:36 Uhr, 20.05. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Mal sehen was der Herbst bringt... Wenn an der Gefährlichkeit des Viruses tatsächlich etwas dran ist, dann wird es ohne erneuten Sperren nicht gehen.

    Derzeit fühlt es sich aber eher so an, als hätte man maßlos überreagiert... Die Zahlen (Übersterblichkeit), welche nun da sind passen absolut nicht zu den Maßnahmen.

    Ob durch die Maßnahmen die Ausbreitung verhindert wurde, bestreiten viele Namhafte Persönlichkeiten,

    Warum weshalb usw... lasse ich offen. Wichtig ist nur, dass man alle Meinungen zulässt und nicht vertuscht!!!!

    Auch wenn manche sehr sehr sehr weit hergeholt scheinen.... Wer kann schon behaupten zu wissen wo die Wahrheit nun liegt.

    Aja noch ne Randbemerkung : Diese Kurse sind keinesfalls Kaufkurse und die Bewertungen haben sich kaum gelegt. Ich gehe nicht davon aus, dass wir sofort in eine Hyperinflation übergehen.

    Wenn wer vernünftige Daten hat inwieweit die EZB Presse die derzeit mangelnde Kreditvergabe aufwiegt, dann wäre ich äußerst interessiert an der Info... mail: hallo1234568@gmx.at

    14:04 Uhr, 20.05. 2020

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten