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14:24 Uhr, 14.08.2014

Nicht alle argentinischen Staatsanleihen von Zahlungsausfall betroffen

Argentinien steht Erste-Asset-Management-Fondsmanager Felix Dornaus zufolge nicht vor der Staatspleite, sondern unterliegt lediglich einem Zahlungsmoratorium, das nur einen Teil der argentinischen Staatsanleihen betrifft.

Wien (BoerseGo.de) - Nicht alle Inhaber argentinischer Staatsanleihen sind durch den partiellen Zahlungsausfall des Landes bedroht. „Argentinien steht nicht vor der Staatspleite, sondern unterliegt lediglich einem Zahlungsmoratorium, das nur einen Teil der argentinischen Staatsanleihen betrifft“, erklärt Felix Dornaus, Senior Fund Manager für Global EM Hard Currency der Erste Asset Management. Betroffen seien nur Anleihen, die im Rahmen der Umschuldungsprogramme seit 2001 und unter US-Jurisdiktion begeben wurden. Juristisch bleibe noch zu klären, ob auch nach britischem Recht begebene Anleihen betroffen seien. „Alle anderen Bonds, also sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen, sollten jedoch grundsätzlich ungehindert bedient werden können“, betont er.

Die Ratingagentur S&P hatte den partiellen Zahlungsausfall („technical default“) des südamerikanischen Landes erklärt. Zuvor war eine 30-tägige Frist verstrichen, innerhalb derer eine Zinszahlung auf bestimmte, umgeschuldete Staatsanleihen hätte geleistet werden sollen. Argentinien hatte den betreffenden Betrag per Fälligkeitstag zwar hinterlegt, dessen Auszahlung seitens der Bank of New York, die als Paying Agent für Argentinien auftritt, wurde aber durch den Schiedsspruch eines New Yorker Bezirksrichters verhindert. Demnach wären auch die Forderungen derjenigen Gläubiger zu bedienen gewesen, die sich nicht an den Umschuldungen seit 2001 beteiligt hatten. Diese sogenannten „Holdouts“ machten insgesamt rund sieben Prozent aller damaligen Gläubiger aus.

Die Verhandlungen zwischen der argentinischen Regierung und den Umschuldungsverweigerern halten an. Es gelte nun, komplexe juristische Sachverhalte und Interessenlagen zu klären. Wie diese Verhandlungen letzten Endes ausgehen werden, sei nicht abzusehen, so Dornaus. Im schlechtesten Falle könnten gemäß den Vertragsbedingungen vor der Umschuldung auch jene Gläubiger auf volle Schuldenbedienung klagen, die der Umschuldung bereits zugestimmt haben. Dabei handele es sich um rund 93 Prozent aller Gläubiger der damals umzuschuldenden Staatspapiere. „Sollte es dazu kommen, was derzeit unwahrscheinlich ist, und sollte diese Klage dann erfolgreich sein, dürfte es in Argentinien zu einer Fremdwährungsknappheit kommen“, schätzt Dornaus. Mit einer Einigung sei kurzfristig nicht zu rechnen. „Wir rechnen eher mit Monaten als mit Wochen.“

Bis eine Lösung gefunden ist, erwartet der Fondsmanager bis auf weiteres erhöhte Volatilität, auch bei argentinischen Unternehmensanleihen. „Selbst für professionelle Investoren am Markt für Schwellenländeranleihen ist die weitere Entwicklung schwer einzuschätzen, denn in den letzten 35 Jahren hat es keinen vergleichbaren Fall gegeben“, erklärt Felix Dornaus. Allerdings sei die Erste Asset Management von dem Fall nur in sehr geringem Umfang betroffen. Die Fondsgesellschaft ist grundsätzlich bei argentinischen Staatstiteln untergewichtet. Mit insgesamt lediglich rund 1,6 Millionen Euro gegenüber einem verwalteten Gesamtvermögen von rund 50,5 Milliarden Euro ist sie nur in geringem Umfang in argentinischen Staatsanleihen engagiert, welche von dem New Yorker Urteil betroffen sind.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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