Kommentar
12:02 Uhr, 03.06.2011

Neuer „Tausendsassa“ für den sicherheitsorientierten Anleger

Die Gestaltung attraktiver Garantiestrukturen stellt Emittenten in Zeiten historisch niedriger Zinsen immer wieder vor neue Finanzierungsprobleme, da die für den Kapitalschutz am Laufzeitende verantwortliche Nullkuponanleihe dann einen sehr großen Anteil des eingesetzten Kapitals bindet. Eine meist unliebsame zusätzliche Durchschnittsglättung (Asianing) bzw. der Einzug eines Caps sind deshalb häufig notwendige Maßnahmen, um die Struktur zu verbilligen und der Partizipationskomponente wieder zusätzliche Attraktivität zu verleihen, auch wenn sich die Situation seit der Zinswende wieder ganz leicht verbessert hat. Aber auch CPPI-Modelle, bei denen erst ab einem definierten Verlust des Basiswertes final in den absichernden Zerobond umgeschichtet wird, werden hier und da eingesetzt. Eine besonders elegante Lösung, die immer öfter anzutreffen ist, ist der sogenannte „VolTarget“-Ansatz, der bei besonders volatilen Underlyings gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Denn ausgehend von einer festgelegten Zielschwankungsbreite wird die Investitionsquote hier bei höheren Schwankungen herunter- oder bei besonders stark zurückgehenden Volatilitäten sogar über 100 Prozent mittels zusätzlicher Kapitalaufnahme heraufgefahren. Dies schont in volatilen Phasen, in denen die Optionen besonders teuer sind, zum einen den Geldbeutel, auf der anderen Seite aber auch die Nerven der Anleger, da durch die niedrige Partizipationsrate nur ein Teil des investierten Kapitals dem negativen Markttrend zum Opfer fällt.

Auch die BNP Paribas hat ihrem gerade erst emittierten Kapitalschutz-Zertifikat auf den Oszillator Rohstoff-Index einen solchen dynamischen Risikokontrollmechanismus verabreicht. Dabei kann die Investitionsquote auf Basis der täglichen Volatilität des Basiswertes zwischen 20 und 200 Prozent flexibel angepasst werden. Der Anleger partizipiert hier folglich im Extremfall zu besonders schwankungsarmen Zeiten gleich mit einem Hebel von zwei, während er nur mit einem Fünftel investiert ist, wenn an den Märkten die Kanonen donnern. Aber auch der zugrundeliegende Index selbst hat etwas zu bieten. So verfügt die breit streuende Benchmark über ein zusätzliches Optimierungsverfahren, das bei 16 der insgesamt 19 abgebildeten Einzelrohstoffe einen möglichst kostengünstigen Rollzeitpunkt wählt. Die Reaktionsfähigkeit ist dabei sehr kurz, da bei der Anpassung der Gewichtung zusätzlich eine Momentum-Strategie zum Einsatz kommt.

Wer glaubt, die einzelnen Produkt-Features seien damit schon erschöpfend abgehandelt, muss sich eines Besseren belehren lassen. Denn da wäre auch noch ein weiterer eingebauter Lock-In-Mechanismus, der bei dem sechs Jahre laufenden Papier an insgesamt elf halbjährlichen Stichtagen die Möglichkeit eröffnet, jeweils 90 Prozent des bislang erreichten Index-Höchststandes einzufrieren. Sollte der Basiswert also während der Laufzeit ein absolutes Hoch erreichen und es daraufhin wie z.B. im Sommer 2008 zum Platzen der Rohstoffblase kommen, wären dem Investor am Laufzeitende immerhin 90 Prozent des entsprechenden Stichtagswerts sicher. Sollte dagegen der Höchstkurs genau zum Fälligkeitszeitpunkt erreicht werden, wäre stattdessen die gesamte Wertentwicklung tilgungsrelevant. Entscheidend ist hier immer der höhere Betrag. Im schlimmsten Fall würde der Anleger aufgrund des Kapitalschutzes aber wenigstens den Nennwert in voller Höhe zurückerhalten. Der üppige 3,5-prozentige Ausgabeaufschlag ist dabei allerdings nicht eingerechnet. Außerdem schüttet der Emittent jährlich einen festen 1-prozentigen Kupon aus, der allerdings lediglich als zusätzlich zu versteuernde Kompensationszahlung auf die Managementgebühr des Oszillator Rohstoff-Index in gleicher Höhe verstanden werden kann.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Das nicht ganz billige Papier bietet viel für einen sicherheitsorientierten Anleger, der die Rohstoffseite mit einem einzigen Produkt abdecken möchte. Da die Volatilitätssteuerung immer mit einem gewissen Zeitverzug erfolgt, kann es in besonders haussierenden Märkten auch zu einer gewissen Underperformance kommen, wie sich auch in solchen Phasen aus der Rückrechnung im Produktflyer erkennen lässt. Allerdings führt der Risikokontrollmechanismus auf Indexebene gerade bei fallenden Notierungen wiederum zu deutlich besseren Ergebnissen und insgesamt zu einer niedrigeren Volatilität gegenüber anderen Index-Konzepten.

Oszillator Rohstoff Protect-Anleihe

Emittent/WKN:

BNP Paribas / BN711S

Laufzeit:

01.06.2017

Preis:

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 3,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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