Neuer Fed-Chef: Leichtes Spiel für Powell?
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Jerome Powell übernimmt eine Notenbank, die sich faktisch immer noch im Ausnahmezustand befindet. Das muss allerdings kein schlechtes Omen sein, denn Janet Yellen hat das Ende des Ausnahmezustands verordnet. Die Bilanzsummenreduktion ist bereits beschlossen und läuft.
Bis die Bilanzsumme wieder ein Normalmaß erreicht hat, vergehen einige Jahre. Es ist aber auch nicht so, dass die Normalisierung nicht zu erkennen wäre. Betrachtet man den Bestand an Staatsanleihen, der sich im Besitz der Notenbank befindet, kann man bereits ab Anfang der 20er Jahre wieder von einer Art Normalität sprechen.
Die Reduktion der Bilanzsumme geht in großen Schritten voran. Der Plan der Notenbank sieht vor, diese Reduktion durchzuziehen, komme, was wolle. Yellen machte klar, dass selbst ein moderater Abschwung nicht zu einer Kehrtwende führen wird. Es muss schon wieder eine große Krise auftreten, bevor die Notenbank die Reduktion aussetzt und neue Anleihen kauft.
Das ist eine harte Linie, die Powell so vielleicht nicht fortsetzen wird. Er ist auch als Taube bekannt, also als ein Notenbanker, der die Zügel lieber zu locker als zu fest hält. An der aktuellen Politik wird er zunächst aber nichts ändern. Seine Nominierung ist ein Signal der Kontinuität.
Trump ist mit dieser Nominierung ein kleines Kunststück gelungen. Er setzt auf eine Fortführung von Yellens Politik, aber ohne Yellen. Der Name an der Spitze der Notenbank ist nun ein anderer, der Inhalt praktisch der gleiche.
Auf Powell kommen zunächst keine großen Aufgaben zu. Er muss einfach nur verwalten. Bernanke musste das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch bewahren. Yellen hatte die Aufgabe den Ausnahmezustand aufzuheben. Powell muss nun eigentlich nur den Stuhl besetzen und das, was bereits läuft, am Laufen halten.
Seine erste Amtszeit sollte also eigentlich ein Spaziergang werden. Einige Analysten vermuten, dass die erste Amtszeit alles andere als leicht wird. Die Vermutung kommt daher, dass sich die Wahrscheinlichkeit für einen Abschwung mit der Zeit erhöht. Die derzeitige Expansion läuft schon sehr lange. Bald schon ist es der längste Aufschwung der Geschichte. Ganz intuitiv lässt sich ableiten, dass der nächste Abschwung „demnächst“ einmal kommen wird. Und dann?
Dann hat die Notenbank noch immer einen Nennenswerten Bestand an Staatsanleihen und anderen Wertpapieren in der Bilanz. Die Zinsen sind zudem noch immer recht niedrig. Der Notenbank ist damit viel Spielraum genommen. Weder kann sie die Zinsen um drei Prozentpunkte senken, noch hat die Möglichkeit im gleichen Ausmaß Staatsanleihen zu kaufen.
Persönlich mache ich mir darüber keine Sorgen. Der nächste Abschwung wird kommen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass er gleich wieder eine Reaktion wie 2008/09 erfordert. Powell braucht kein Arsenal an Werkzeugen wie Bernanke und wenn es doch notwendig sein sollte, lässt sich auch eine Lösung finden.
Die Notenbank hielt 2014 so viele Staatsanleihen wie noch nie. Der Bestand lag bei mehr als 14 % der Wirtschaftsleistung. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass 86 % nicht im Besitz der Notenbank waren. Da ist also streng genommen noch richtig viel Spielraum. Man muss nur nach Japan blicken. Dort hält die BoJ über 40 % aller Staatsanleihen.
Jerome Powell wird aller Voraussicht nach ein leichtes Spiel haben. Große Herausforderungen sind nicht zu erkennen. Er ist ein Verwalter.
Clemens Schmale
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