Kommentar
07:30 Uhr, 02.12.2016

Neue Rekorde in 2017?

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, doch es sieht ganz so aus als würde 2016 sehr viel besser enden als von den meisten gedacht. 2017 hält noch sehr viel mehr bereit.

Anleihen sind derzeit bei Anlegern nicht sonderlich beliebt. Sie werden fallengelassen wie heiße Kartoffeln. Der Aktienmarkt profitiert davon. Das gilt vor allem für US-Aktien. Der europäische Markt tendiert weiter seitwärts.

In den USA ist zwar noch nicht vollkommen klar, was Präsident Trump veranstalten wird, doch es scheint alles sehr viel weniger schlimm zu werden als befürchtet. Das nimmt dem Markt Angst und Unsicherheit. Entsprechend können neue Rekorde erwartet werden.

Erinnert man sich daran wie 2016 begonnen hat (Crash), dann war nicht abzusehen, dass es im November neue Allzeithochs geben würde. Im kommenden Jahr könnten weitere Allzeithochs fällig werden, denn einerseits schichten Anleger von alleine in Aktien um und andererseits wollen auch die Unternehmen Anleger die eigenen Aktien schmackhaft machen.

Grafik 1 zeigt die Ausschüttungsrenditen der S&P 500 Unternehmen. Im laufenden Jahr werden an Anleger ungefähr 3 % durch Aktienrückkäufe zurückgegeben. Über Dividenden kommen weitere 2,2 % hinzu. Selbst wenn sich der S&P 500 das ganze Jahr nicht bewegt hätte, so könnten Anleger doch eine hübsche Rendite verbuchen.

Die Gesamtrendite von über 5 % erscheint durchaus lukrativ, doch sie gehörte zu den niedrigsten in den letzten Jahren. Verantwortlich waren dafür unter anderem die niedrigen Rohstoffpreise. Ein Unternehmen nach dem anderen hat seine Dividenden gestrichen und anstatt Aktien zurückzukaufen tendenziell eher neue Aktien ausgegeben.

Diese Belastungsfaktoren werden 2017 aller Voraussicht nach nicht mehr relevant sein. Hinzu kommt die Aussicht auf steigende Ausschüttungsquoten (Ausschüttungen als Prozentsatz der Gewinne). Grafik 2 zeigt die Quoten der letzten Jahrzehnte. Die Quote stieg zwar an, doch da die Gewinne deutlich langsamer gestiegen sind als die Kurse konnten auch steigende Quoten nicht zu höheren Ausschüttungsrenditen führen.

Im kommenden Jahr dürften die Gewinn wieder steigen und durch einen Sondereffekt kann die Ausschüttungsquote problemlos über 100 % steigen. Gibt es einen vergünstigten Steuersatz für die Rückführung ausländischer Gewinne, könnten bis zu 1,75 Billionen an Kapital in die USA zurückfließen. Ein Teil davon dürfte an Aktionäre in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen weitergereicht werden.

Die Ausschüttungsquote wird unter einem solchen Szenario deutlich über 100 % liegen. Wegen der Rückführung von Geldern aus dem Ausland können das die Unternehmen ausnahmsweise stemmen ohne neue Schulden aufzunehmen.

Wenn alles nach Plan läuft, dann wird spätestens im kommenden Jahr die Rekordmarke von einer Billion Dollar bei Ausschüttungen erreicht werden (Grafik 3). Den Markt wird dies weiter unterstützen, zumal US-Unternehmen durch die Wahl Trumps über Nacht mehr Wert geworden sind.

Werden die Unternehmenssteuern in den USA tatsächlich gesenkt (noch ist das nicht absolut sicher), können Unternehmen mehr Gewinn ausweisen. Der Gewinn könnte um ungefähr 10 % steigen, nur weil die Steuern geringer ausfallen. Seit der Wahl hat der S&P 500 keine 4 % gewonnen. Allein die Steuerabsenkung lässt noch Luft nach oben.

In der Praxis ist die Sache etwas komplizierter. Derzeit gewinnt der Dollar an Stärke. Das senkt die Gewinne, die im Ausland erwirtschaftet werden, wenn sie in Dollar ausgewiesen werden. Die Hälfte der Steuerersparnis könnte über den Wechselkurs wieder verloren gehen.

Die Zeichen stehen dennoch gut, dass der US-Aktienmarkt 2017 stark bleibt und neue Rekorde ausweisen wird. Ob Europa folgen kann, bleibt abzuwarten. Viele wichtige Wahlen drücken das Aktienklima, auch wenn uns Brexit und Trump eigentlich gelehrt haben sollten, dass die Welt nicht untergeht, wenn das Unerwartete passiert.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • RoadyO
    RoadyO

    Ist doch ideal wenn ein Autor beide Lager bedient, kann sich jeder raussuchen was er möchte.

    Schade das niemand daran denkt, dass ein rapider Zinsanstieg in den USA die chinesische Immobilienblase platzen lässt und dann alle ganz schnell wieder alle über Bankenrettung reden. ;)

    Ja es gibt aktuell einige Chancen aber nur ein Ereignis von globaler Relevanz und es geht schnell abwärts. Wäre mit Prognosen für 2017 sehr vorsichtig und wenn dann per doppeltem Münzwurf bestätigen lassen!

    23:20 Uhr, 02.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • tschak
    tschak

    Sehr guter Reminder !! Danke

    12:59 Uhr, 02.12. 2016
  • icepick1661
    icepick1661

    Gegen 6:30 Uhr noch schlecht geträumt ("Warum der ganz große Knall früher oder später kommen muss") und innerhalb einer Stunde super geträumt, oder wie? Zwei völlig konträre Artikel vom selben Autor innerhalb einer Stunde...

    08:02 Uhr, 02.12. 2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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