Neue Krise in Brasilien ist kein Anleger-Drama
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Brüssel (GodmodeTrader.de) - Der neuerliche politische Skandal, der Brasilien derzeit erschüttert, hat auch die Finanzmärkte des Landes Ende vergangener Woche durchgeschüttelt. Auslöser war Staatspräsident Michel Temer: Er soll ein Mitwisser im Korruptionsskandal um den staatseigenen Petrobras-Konzern sein und gebilligt haben, dass die Fleischbarone des Landes Schweigegelder zahlen, wie Thierry Larose, Schwellenländerexperte bei Degroof Petercam Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Temer habe erst im August 2016 seine umstrittene Vorgängerin Dilma Rousseff gestürzt. Unter ihrer Führung sei Brasilien in die größte Rezession seit 30 Jahren gerutscht, begleitet von zweistelliger Inflation, einem besorgniserregenden Leistungsbilanzdefizit und unkontrollierter Fiskalpolitik, heißt es weiter.
„Die Ausgangslage in Brasilien ist heute eine ganz andere“, betont Larose. Er mahnt zur Besonnenheit: „Anleger sollten sich von den aktuellen Verwerfungen am brasilianischen Finanzmarkt nicht verunsichern lassen. Die meisten Wirtschaftsindikatoren sind heute deutlich besser als noch in den Jahren 2015 und 2016 oder bewegen sich zumindest in die richtige Richtung. Zudem wurden bereits wichtige Reformen eingeleitet, wie die Begrenzung der Staatsausgaben. Diese Maßnahmen sollten die Wirtschaft Brasiliens auf dem Erholungspfad stützen“, so Larose, der den Schwellenländer-Staatsanleihefonds DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable managt.
Beruhigend wirkten zudem die Ankündigungen der brasilianischen Zentralbank sowie des Finanzministeriums, aktiv in die Märkte einzugreifen, um Liquidität bereitzustellen und die Volatilität möglichst niedrig zu halten. Während Staatspräsident Temer die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als haltlos bezeichne und einen Rücktritt bislang ausgeschlossen habe, müssten sich Anleger darauf einstellen, dass es noch einige Zeit dauern könne, bis an den brasilianischen Finanzmärkten wieder Ruhe einkehre. Bis dahin dürften die Schwankungen weiterhin hoch bleiben, heißt es weiter.
„Sollten sich die Vorwürfe der Bestechlichkeit weiter erhärten und der Druck auf Michel Temer noch steigen, wäre ein Rücktritt allerdings unausweichlich. Ein neuer Präsident müsste für den Rest der laufenden Amtsperiode vom Nationalkongress innerhalb von 30 Tagen gewählt werden, so Larose. Als Favorit sehe Brasilien-Kenner Larose die derzeitige Präsidentin des obersten Gerichtshofes, Cármen Lúcia, an. Sie gelte als integre Persönlichkeit im politischen Mitte-Rechts-Lager, heißt es weiter.
„Welches Szenario sich auch immer am Ende bewahrheitet, wir glauben, dass sich die Risikoaufschläge bei brasilianischen Staatsanleihen wieder verringern werden“, sagt Thierry Larose. „Der erneute Verlust an Vertrauenswürdigkeit in der politischen Führung in Brasilien ist ein herber Rückschlag. Von heute auf morgen werden die Schäden der politischen Affäre um Michel Temer nicht beseitigt sein. Mittelfristig sollten aber die Risiken sinken und brasilianische Staatsanleihen wieder mehr gefragt sein.“
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