Neue Chance für den DAX? Neue Chancen für Manager?
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Haben wir nicht erst letzte Woche über die Moral gesprochen? Moral scheint aber nur noch etwas für den kleinen Mann zu sein. Diesen Eindruck muss man jedenfalls gewinnen, wenn man sich in den Manageretagen deutscher Großkonzerne umblickt. Es ist ja nicht neu, dass diese meist überbezahlt werden und bei Misserfolg mit hohen Abfindungen aus dem Amt gejagt werden.
Auch kennt man die Art und Weise wie oft mit den eigenen Mitarbeitern verfahren wird. In letzter Zeit häufen sich aber Meldungen, die jegliche Moral und Anstand vermissen lassen. So hörten wir vor einigen Wochen von den Bespitzelungen der Mitarbeiter bei Lidl und später Aldi. Bei McDonalds hat das nicht wirklich verwundert, gab es doch schon immer kritische Stimmen zum dortigen Betriebsklima.
Nun geht es aber an die Grundfesten deutscher Rechtsstaatlichkeit. Steht in unserem Grundgesetz nicht etwas von Pressefreiheit und Telefongeheimnis? Wie kann es angehen, dass ein Konzern Namens Deutsche Telekom, der einmal das Aushängeschild deutscher Aktienkultur werden sollte, sich zu solchen Methoden herablässt. Da kommt nicht nur die Moralfrage sondern auch die Charakterfrage auf. Ein gewisser Dr. Ron Sommer war damals Konzernleiter und ich wette mit Ihnen, dass dieser von all den Vorwürfen die demnächst vielleicht gegen ihn erhoben werden, nichts gewusst hat. Wie blauäugig muss man denn sein, um so etwas dann zu glauben.
Aber bleiben wir mal bei der rechtsstaatlichen Unschuldsvermutung. Dann, ja dann greift aber auch das allgemein gerne genommene Argument der Verantwortlichkeit nicht mehr. Man hört doch immer, dass Manager und vor allem Konzernchefs nur deshalb so hoch bezahlt werden, weil Sie ja eine so große Verantwortung tragen. Wenn aber etwas gegen die Wand fährt, gleichgültig ob verschuldet oder nicht, mit Wissen oder ohne, dann haben die Herren nie etwas davon gewusst. Wenn ich mir Herrn Dr. Ron Sommer so ansehe, der in seiner Selbstherrlichkeit fast auch diversen Schweizer Bankern Konkurrenz machen kann, dann frage ich mich, ob es nicht gerade unter der Führung solcher Menschen genau zu solchen Auswüchsen kommen muss.
Und wenn sich nun Herr Obermann hinstellt und die konsequente, lückenlose Aufklärung des Sachverhaltes fordert, dann ist auch das eine auf Eliteschulen antrainierte Eigenschaft, Schaden möglichst offensiv von sich fern zu halten. Sehen wir es doch einmal so: Seit über einem Jahr war der Fall im Hause der Telekom bekannt. Nun kam es an die Öffentlichkeit und jetzt, erst jetzt fordert Herr Obermann Aufklärung. Er konnte einfach nicht mehr anders. Also steckt er im selben Sumpf wie sein Vorgänger. Auch bei ihm ist eine gewisse Arroganz zu spüren, nur er kann sie viel besser vertuschen als die anderen und wirkt dann zuweilen auch einmal kurzfristig sympathisch.
Damit kein falscher Eindruck entsteht. Ich beurteile die Manager nicht nach Sympathie oder Antipathie. Sie sollen einfach nur einen guten Job machen, dann können sie von mir aus Hörner tragen und Feuer spucken, aber es ist leider oft sehr auffällig, dass das äußere Erscheinungsbild und Auftreten in unmittelbarem Zusammenhang mit der erbrachten Leistung oder auch Nichtleistung steht.
Ein anderer Großkonzern der schon seit einigen Monaten im Fokus steht ist Siemens. Dort schwelt die Korruptionsaffäre immer noch und steht wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen. Schwarze Kassen, undurchsichtige Machenschaften und auch hier eine lückenlose Aufklärung. Nur diese wird Siemens noch eine Stange Geld kosten. Bis zu 4 Mrd. Euro stehen als eventuelle Strafzahlung noch im Raum. Die US-Aufsichtsbehörde hat noch nicht entschieden, ungeschoren wird man aber sicher nicht davon kommen. Ach ja, und dann gab es da ja noch die Sache mit den Lustreisen bei VW. Ich fürchte, dass sich die Liste alleine aus dem DAX noch weiter fortsetzen ließe, nur es fällt eben nicht bei jedem auf, zumindest nicht sofort, und somit bleibt nur der Appell endlich wieder Moral in den Chefetagen zu etablieren und vielleicht nicht jeden gleich zum Vorstandschef zu machen, nur weil er gut reden kann (manchmal sich rein und raus) oder weil er eine Eliteuni besucht hat und trotzdem nur an sich denkt. Erfahrungsgemäß hätte ich das aber auch irgendeinem Baum bei einem Waldspaziergang erzählen können.
Verloren und zurück gewonnen hat der DAX die Marke von 7.000 Punkten. Mit dem Abgleiten auf 6.900 und dem Bruch des seit März bestehenden Aufwärtstrends stand zu erwarten, dass nun wieder eine ausgeprägtere Korrektur ins Haus steht. Doch der Markt entschied sich wieder einmal anders und unterstrich, dass eine eindeutige Richtung zur Zeit nicht auszumachen ist. Die abgelaufene freundliche Woche brachte den DAX wieder an die 7.100er Widerstandslinie heran. Somit hat er erneut die Chance nach oben zu laufen und in den Bereich von 7.400-7.500 vorzustoßen. Ich könnte mir allerdings eher ein Szenario des Seitwärtsschwanken vorstellen. Für die kommende Woche rechne ich jedenfalls mit einem Pendeln zwischen 7.000 und 7.200 Punkten.
Da ich am kommenden Wochenende nicht da sein werde lesen Sie erst wieder in zwei Wochen von mir. Ich wünsche Ihnen einen schönen EM-Auftakt und achten Sie darauf, dass Sie nicht durcheinander kommen mit den ganzen Bällen an denen Sie unverändert dran bleiben sollten. Ihr Vermögen dürfen Sie natürlich ebenso nicht aus den Augen lassen.
Seien Sie mit dabei und schauen Sie selbst : DAX im PROFICHART
PS: Übrigens nächste Woche schreibe ich schon ein Jahr für Sie. Ich hoffe, ich konnte Ihnen in dieser Zeit ein paar nützliche Anregungen geben, die Sie nicht nur bei Ihren Anlagen ein kleines Stück weiter gebracht haben. Ich freue mich, wenn es so gewesen ist.
herzlichst
bis zur übernächsten Woche
Ihr
Martin Marquardt
Wer ist Martin Marquardt?
Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte
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