Neue Ära für den Durchschnittsbürger - Probleme für die Aktienmärkte?
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Seit der globalen Finanzkrise wächst der Frust der Bevölkerung überall auf der Welt. Erst wurden Banken mit Steuergeldern gerettet, dann musste der Durchschnittsbürger in vielen Ländern das durch Steuererhöhungen finanzieren. Während die Arbeitslosigkeit und der Steuersatz stieg, bedienten sich Unternehmen weiterhin schamlos. Das sollte in dieser Krise nicht wieder geschehen. Tatsächlich waren die zahlreichen Hilfspakete in Europa und den USA ein gigantischer Bailout des kleinen Mannes. Glücklich ist trotzdem niemand, denn trotz Hilfsgeldern leiden viele kleine Unternehmen. Auch die Einschränkungen im Alltagsleben machen die Krise dauerpräsent. Obwohl mehr für diejenigen getan wird, die man 2008 allein ließ, ist der Unmut groß. Das zeigt sich auch politisch. Wahlergebnisse sprechen eine klare Sprache. Das gilt nicht nur für die USA. Trump war kein Ausrutscher. Der neue Präsident mag vielen vertrauter und sympathischer sein als Trump, doch die Politik ist nicht weniger populistisch. Aus US-Sicht hat Biden geradezu sozialistische Züge. Er will die Steuern erhöhen, die Rolle des Staates stärken, neue Sozialleistungen einführen und Firmen und Wohlhabende dafür zur Kasse bitten. Der Bürger soll wieder mehr im Zentrum stehen. Weniger offensichtlich kommt es zum gleichen Trend in Europa. Bürger fühlen sich betrogen und zeigen es an der Wahlurne. Sie haben genug davon, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht.
Global bestand noch nie ein so großer Konsens darüber, dass der Bürger wieder ins Zentrum muss. Der Weg dorthin ist lang und kompliziert. Es ist aber ein Trend, der sich nicht mehr leugnen lässt und die Welt auch für Anleger verändert. Der beste Ausdruck des Kernproblems ist der Anteil, den der Faktor Arbeit an der Wertschöpfung hat. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde der Faktor Arbeit immer unwichtiger. Wirklich beschleunigt hat sich der Trend erst Anfang des neuen Jahrtausends.
Je weniger der Faktor Arbeit (der Durchschnittsbürger) verdient, desto höher sind die Gewinnmargen der Unternehmen (Grafik 1). Für Anleger ist das schön, für die Gesellschaft ist es Sprengstoff. Langsam dämmert es der Politik, dass sich etwas Grundlegendes verändern muss.
Der Faktor Arbeit dürfte aufgewertet werden. Staaten werden nun nicht Löhne festsetzen. Stattdessen dürften Sozialleistungen ausgebaut werden. Unternehmen und Reiche werden dafür zur Kasse gebeten. Das kann auch die Inflation antreiben. Ein vager Zusammenhang aus Inflation und dem Anteil, den der Faktor Arbeit hat, gibt es (Grafik 2).
Wir sehen erst den Beginn eines Trends. Krisen beschleunigen Trends. Die Coronakrise bringt für viele das Fass zum Überlaufen. Die letzten 20 Jahren waren für Unternehmen sehr gute Jahre. Die Steuern sanken, die Globalisierung half ebenfalls bei der Kostenoptimierung. Die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte wird dieser Trend relativiert. An der Börse hat das noch niemand bemerkt. Der Stein ist aber ins Rollen gekommen und mit der neuen US-Regierung bekommt der Trend eine globale Führung.
Clemens Schmale
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Sollten etwa die Politiker verstanden haben das der Kapitalismus nur funktioniert wenn die Leute Geld zum konsumieren haben? Wusste schon Henri Ford. 😁
Gelungener Artikel!
... äh, ich vertraue da leider eher den Lehren der Geschichte.
Dieser Analyse kann ich nur zustimmen. Aus Sicht des Physikers strebt jedes System irgendwann in die Gleichgewichtslage. Nichtgleichgewichtslagen sind instabil. Der Überdruck auf der Kapitalseite wird sich irgendwann abbauen. Entweder stetig und kontrolliert oder mittels eines Riesenknalls. Ich hoffe auf die erste Variante.