Fundamentale Nachricht
16:02 Uhr, 04.05.2015

Negative Zinsen treiben Anleger in die Aktienmärkte

Derzeit werfen Anleihen im Wert von 2.000 Milliarden US-Dollar negative Zinsen ab. Dieser Ausnahmezustand treibt Anleger in die Aktienmärkte.

Paris (Godmode-Trader.de) - Anleger stehen heute bei der Suche nach Investmentgelegenheiten vor einer noch nie da gewesenen Situation: Derzeit werfen Anleihen im Wert von 2.000 Milliarden US-Dollar negative Zinsen ab. Dieser Ausnahmezustand erklärt sich durch die unkonventionelle Geldpolitik der Notenbanken und verleitet Anleger dazu, sich riskanten Anlageformen wie etwa Aktien zuzuwenden.

Von diesem Mittelzufluss haben die europäischen Börsen kräftig profitiert. Nach Ansicht von Rajesh Varma, Manager Internationale Aktien bei DNCA Finance, dürfte der Mittelzufluss, gepaart mit den besseren konjunkturellen Aussichten durch den sinkenden Ölpreis und den schwachen Euro, die europäischen Aktienmärkte mangels überzeugender Alternativen in den kommenden Monaten weiterhin stützen, wenn die Unternehmensergebnisse den Erwartungen entsprechen. Es gebe nach wie vor schnell wachsende europäische Unternehmen, beispielsweise Ingenico im Bereich Zahlungslösungen und den Callcenter-Outsourcer Téléperformance.

Auch wenn die Performance des US-Aktienmarkts seit Jahresbeginn gleich null sei, betrage sie in Euro gerechnet +17 Prozent, weil der Dollar so stark ist. Diese Tendenz dürfte sich laut Varma fortsetzen, da die Anleger mit einem Anstieg der Zinsen in den Vereinigten Staaten rechnen. Natürlich wirke sich die starke amerikanische Währung nachteilig auf die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft aus – die ersten Gewinnprognosen seien trotz des nach wie vor robusten Wirtschaftswachstums (in diesem Jahr BIP +3 Prozent) bereits nach unten korrigiert worden. Trotzdem gebe es nach wie vor sogenannte Global Leader mit hohen Wachstumsperspektiven und soliden Bilanzen, in die es sich zu investieren lohnt – beispielsweise Check Point, Weltmarktführer bei Computersicherheit, vor dem sogar Hacker Respekt haben.

Besondere Aufmerksamkeit verdient nach Einschätzung von Varma der japanische Markt. Das Land vollziehe gerade einen Wandel und die Regierung stehe derzeit auf der Seite der Anleger: Unternehmen öffnen sich, forcieren ihre Finanzkommunikation und schütten Dividenden aus. Auch die Arbeitskosten steigen, was sich positiv auf den Konsum und die Inflation auswirken dürfte. Der gegen den Dollar schwache Yen stütze die Exporte in Schwellenländer, die an diese Währung geknüpft sind. Und Premierminister Abe sei entschlossen, den eingeschlagenen Reformweg fortzusetzen.

Varme geht davon aus, dass das Renditestreben die Anleger in den kommenden Monaten weiterhin in riskante Anlageformen drängen und die Aktienbörsen stützen wird – vor allem diejenigen, die in den letzten vier Jahren am schwersten gelitten haben. Trotzdem sollten Anleger vorsichtig bleiben, nachdem das erste Quartal in Europa Performance-Rekorde aufgestellt und der EUR/USD-Wechselkurs beispiellose Ausschläge hingelegt hat. Der Konflikt in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten dürften weiter für Unruhe sorgen. Hinzukommen der rasante Ölpreisverfall, der die Förderländer destabilisiert, und vor allem die negativen Zinsen. Es sei fraglich, wohin das noch führen soll, so der DNCA-Experte. Die Märkte seien somit nicht vor bösen Überraschungen gefeit.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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