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16:56 Uhr, 28.11.2017

Nationale Phillips-Kurven sind außer Kraft gesetzt

Die Inflation entwickelt sich der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge aufgrund der Globalisierung und struktureller Veränderungen am Arbeitsmarkt nicht mehr wie gewohnt.

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Minneapolis (GodmodeTrader.de) - Der inverse Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Verbraucherpreisinflation (Je niedriger die Arbeitslosenquote, desto höher die Inflation, da die Löhne steigen – und umgekehrt) – auch als Phillips-Kurve bezeichnet – ist außer Kraft gesetzt. Da die Globalisierung immer stärker an Bedeutung gewinnt, sorgt der Wettbewerb auf dem weltweiten Arbeitsmarkt dafür, dass die Löhne niedriger bleiben, wie Mark Burgess, Chief Investment Officer für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sowie globaler Aktien-Chef bei Columbia Threadneedle Investments, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. „Es spricht dafür, dass die Volkswirtschaften der länderbezogenen Phillips-Kurve entwachsen sind und sich stattdessen eine globale Phillips-Kurve herausgebildet hat.“

Daran, dass die Globalisierung Hauptursache der niedrigen Inflation ist, glaubt Columbia Threadneedle jedoch nicht: Denn während Waren im Zuge der Globalisierung rund um die Welt gehandelt würden und damit globalen Preiskräften unterlägen, würden Dienstleistungen in der Regel im Inland erbracht. Demzufolge müsste dort eine Preissteigerung zu beobachten sein. „Dem ist jedoch nicht so, und das ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass hier andere Kräfte am Werk sein müssen“, schreibt Burgess.

Eine dieser Kräfte sei der Wandel hin zu einer „Sharing Economy“, in der Menschen sich Arbeitsplätze teilten. Diese Entwicklung wirke deflationär und werde von herkömmlichen Messgrößen für die Inflation nicht erfasst. Angesichts einer zunehmenden „Sharing Economy“ vermittle die Arbeitslosenquote kein wahrheitsgetreues Bild von der Arbeitslosigkeit, und der Anstieg der Löhne verzögere sich somit. Hinzu komme, dass aufgrund der alternden Bevölkerung in den Industrieländern ein Rückgang der Arbeitslosenquote zu verzeichnen sei. Ferner lasse sich das Rätsel um die Lohnentwicklung in Industrieländern teilweise lösen, wenn man bedenke, dass Strukturreformen nach der Krise zur Verringerung der natürlichen Arbeitslosenquoten geführt haben. So seien die Messgrößen für Unterauslastung auf dem Arbeitsmarkt breiter gefasst worden und berücksichtigten jetzt auch freiwillige Unterbeschäftigung. „Des Weiteren müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass niedrige Löhne unter anderem eine Folge anhaltend geringer Produktivitätssteigerungen sind“, schreibt Burgess.

Die Zentralbanken sollten Columbia Threadneedle zufolge einen Weg finden, um mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten, wenn sie die wachsende Menge unvollkommener Daten, die sich auf die Inflation auswirken, wirklich verstehen möchten. „Das könnte tatsächlich dazu führen, dass Zentralbanken ihren geldpolitischen Ansatz künftig überdenken müssen“, schreibt Burgess.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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