Nahendes Tapering drückt auf die Emerging Markets
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Frankfurt am Main/Boston (BoerseGo.de) - Auch wenn die Fed vorerst ihre Niedrigzinspolitik unverändert fortsetzt versetzt das nahende Ende des Quantitative Easing in den USA die Emerging Markets in Aufruhr. In Brasilien, Indien, Indonesien und Südafrika brechen Aktien und Währungen ein. Wie bereits erwähnt sind Rohstoffexporteure und Länder mit einer hohen Auslandsverschuldung beziehungsweise hohen Leistungsbilanzdefiziten am stärksten betroffen. Der lange Zeit hoch geschätzte indonesische Aktienmarkt lag in den letzten drei Monaten ganz hinten – mit einem Verlust von über 20 Prozent. Das Wachstum ist zurückgegangen, der private Verbrauch ebenso, und die Investoren haben sich aus dem indonesischen Rentenmarkt zurückgezogen. Das Leistungsbilanzdefizit ist auf fast 4,4 Prozent des BIP angeschwollen, den höchsten Wert seit über 20 Jahren, wie Sanjay Natarajan, MFS Institutional Equity Portfolio Manager, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Viele Schwellenländer hätten ihre Zinsen erhöht. Sie versuchten, ihre Währungen mit Hilfe der Fremdwährungsreserven zu verteidigen oder haben Kapitalverkehrsbeschränkungen eingeführt, um die Mittelabflüsse zu verlangsamen. Unterdessen wüchsen die Output-Lücken und man beginne wieder über Inflationsgefahren zu sprechen.
„Einige Investoren sind unterdessen der Meinung, die Lage sei ähnlich wie am Vorabend der Asienkrise Mitte der 1990er Jahre. Dabei sollte man aber nicht übersehen, dass die Finanzlage der meisten Unternehmen und Privathaushalte heute wesentlich besser ist. Seit den späten 1990er Jahren haben die Rentenmärkte große Fortschritte gemacht. Die Unternehmen finanzieren ihre Expansion heute längerfristiger und in lokaler Währung. Auch die Staatsfinanzen sind heute erheblich solider. Die Fremdwährungsreserven sind hoch, so dass die Finanzierung der Importe auf lange Sicht gesichert erscheint. Fest steht aber auch, dass sich viele Unternehmen in großem Umfang und zu günstigen Konditionen fremdfinanziert haben und dies mit dem Ende des Quantitative Easing nicht mehr möglich sein wird. Insbesondere Unternehmen mit einer hohen Auslandsverschuldung machen uns Sorgen, wenn den Schulden keine adäquaten Cashflows gegenüberstehen“, so Natarajan.
Kurzfristig müssten sich Aktieninvestoren fragen, inwieweit die Turbulenzen bereits in den Bewertungen berücksichtigt seien. Auf den ersten Blick schienen die Emerging Markets eine Standardabweichung günstiger bewertet zu sein als im Vergangenheitsdurchschnitt, mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,4 und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,9 (jeweils auf Basis der erwarteten Gewinne dieses Jahres). Auch seien sie im Schnitt günstiger bewertet als die Industrieländer. Für Länder wie Malaysia, Indonesien, die Philippinen und Mexiko gelte dies allerdings nicht. Hier seien die Aktien mit einem KGV von 15,6 auf Basis der Gewinne im Jahr 2013 noch immer höher bewertet als der S&P 500. Und in stark binnenorientierten Sektoren wie Konsumgebrauchsgüter und Gesundheit betrügen die KGVs nach wie vor 23 bis 24, während hier in den Industrieländern nur 16 bis 17 üblich seien. An diesen hohen Bewertungsaufschlägen änderten auch die Herabstufungen der Konsenserwartungen nichts, heißt es weiter.
„Für die Emerging Markets erwarten wir daher auf kurze Sicht weitere Abwärtsrevisionen der Gewinnerwartungen und abnehmende Bewertungskennziffern. In Indien und Brasilien sind sie bereits um 15 % bis 20 % zurückgegangen. Dennoch erwirtschaften viele Qualitätsunternehmen, deren Aktienkurse unter Zweifeln an der gesamtwirtschaftlichen Situation leiden, noch immer stabile Erträge. Hinzu kommt, dass die Korrelationen zwischen den Einzelwerten abnehmen und die Einzelwertauswahl damit an Bedeutung gewinnt. Schwerpunkt sollten daher Unternehmen sein, die lediglich unter der Konjunktur leiden, aber strukturell stabil sind. Wettbewerbsfähige Unternehmen aus zyklischen Branchen werden sich auf lange Sicht vermutlich überdurchschnittlich entwickeln“, so Natarajan.
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