Nach Spanien ist Italien an der Reihe
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Paris (GodmodeTrader.de) - Nach der spanischen Banco Popular muss der europäische Bankensektor innerhalb von wenigen Wochen seine zweite Bankenpleite hinnehmen. Diesmal waren zwei italienische Banken aus der Region Venetien betroffen: die Banca Popolare di Vicenza und die Veneto Banca. Ihre finanzielle Solidität ist seit mehreren Quartalen unter Druck geraten durch zahlreiche notleidende Kredite, die die Zahlungsfähigkeit der beiden Banken massiv geschwächt haben. Dies konnte trotz wiederholter Investitionen durch den Atlante-Fonds nicht verhindert werden, wie Paul Gurzal, Head of Credit von La Française AM, in einem aktuellen Marktkommentar zur Pleite zweier italienischer Banken schreibt.
Am Freitag, den 23. Juni, habe die EZB verkündet, dass die beiden venezianischen Banken zahlungsunfähig seien oder es wahrscheinlich würden. Da es sich um kleinere nicht systemrelevante Banken gehandelt habe, habe das Single Resolution Board der EZB den italienischen Behörden erlaubt, die Banken abzuwickeln, heißt es weiter.
„Zuerst werden Aktionäre und Besitzer von nachrangigen Anleihen (vorwiegend Tier-2) von den Kosten für die Abwicklung der Banken betroffen sein. Sie werden ausgegliedert in eine „Bad Bank“ mit Vermögenswerten aus den notleidenden Krediten der beiden Banken nach dem Banco-Espirito-Santo-Modell, womit die Rückzahlungsraten zweifellos niedrig ausfallen werden. Kleinere individuelle Besitzer von nachrangigen Anleihen könnten nach dem Ereignis eine Entschädigung einfordern, aber der Anteil, den sie erhalten können, ist noch unbekannt“, so Gurzal.
Zweitens kaufe die Intesa Sanpaolo, Italiens führende Bank, die ‚gesunden‘ Bestandteile der Bilanzen der beiden Banken für einen symbolischen Euro. Dadurch werde sie Folgendes erhalten:
• 26,1 Milliarden Euro an gesunden Krediten und vier Milliarden Euro an performenden, aber riskanten Krediten (insgesamt rund acht des Kreditbestandes der Intesa Sanpaolo)
• 8,9 Milliarden Euro an anderen finanziellen Vermögenswerten
• 1,9 Milliarden Euro an Steuerforderungen
• 25,8 Milliarden Euro an Privatkundeneinlagen
• 23 Milliarden Euro an außerbilanziellen Spareinlagen (indirekte Einlagen)
• 11,8 Milliarden Euro an vorrangigen Anleihen, die von den zwei Banken ausgestellt wurden
• 960 Niederlassungen und rund 10.840 Mitarbeiter.
„Dies ist für Intesa Sanpaolo kapitalneutral, da die italienische Regierung rund 4,8 Milliarden Euro zur Deckung von Rekapitalisierungs- und Restrukturierungskosten (Schließung von Niederlassungen und Entlassungen) auf die erworbenen Vermögenswerte bezahlt und eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 1,5 Milliarden Euro auf jegliche rechtliche Kontingenzen in Verbindung mit der Akquisition gewähren wird. Die italienische Regierung hat sich auch zur Übernahme von bis zu 12 Milliarden Euro gegen potenzielle Verluste des neu erworbenen gesunden Kreditbestandes verpflichtet. Schließlich wird Intesa in der Lage sein, jegliche der performenden, aber riskanten Kredite (insgesamt vier Milliarden Euro) an die ‚Bad Bank‘ zu transferieren, wenn die Qualität vor 2020 abgestuft wird“, so Gurzal.
Dieser Beschluss zur venezianischen Bankenkrise sei eine gute Nachricht für den italienischen Bankensektor. Zunächst seien zwei überlebensunfähige Bankbilanzen endgültig aufgeräumt und an eine solide Institution übertragen. Für den Käufer, Intesa, sei der Deal zu sehr vorteilhaften Konditionen durchgeführt worden, ohne die Solvenzverhältnisse zu beeinträchtigen. Schließlich überlebten trotz allem auch ‚Senior Creditors‘ der beiden kleinen Banken. Dies mindere Befürchtungen vor einer Ausweitung, da viele davon kleine individuelle Sparer seien, heißt es weiter.
„Die nächste Hürde beim ‚Aufräumen‘ im italienischen Bankensektor sei die Banca Monte dei Paschi di Siena. Am 1. Juni habe die Europäische Kommission eine präventive Rekapitalisierung genehmigt, die es der Bank ermögliche, auf staatliche Hilfe zuzugreifen und die Interessen von ‚Senior Creditors‘ zu sichern, während die notleidenden Kredite an den Atlante-Fonds übertragen würden (die Verhandlungen zu diesem Punkt würden laufen). Auch hier würden die Besitzer von Nachranganleihen und die Aktionäre betroffen sein, was nach europäischem Recht eine Voraussetzung für die Freigabe von staatlicher Hilfe sei, heißt es weiter.
„Angesichts dieser jüngsten Ereignisse sehen wir uns noch einmal in unserer Philosophie bestätigt, nur Prämienpositionen in nachrangigen Schuldtiteln einzunehmen, da die Erholungsraten im Falle eines Ausfalls von Tier-2- oder zusätzlichen Tier-1-Schuldtiteln nahezu Null sind. Die einzigen nachrangigen Anleihen, die wir im La Française AM Fonds halten, sind in Intesa Sanpaolo und UniCredit investiert. Beide wurden durch die Aktion der europäischen und italienischen Behörden gestärkt und ihre Finanzkraft hat sich in den letzten Quartalen deutlich verbessert“, so Gurzal.
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