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08:54 Uhr, 06.01.2017

Nach der US-Wahl ist eine Erholung im Pharmasektor zu erwarten

Nach Meinung von Christophe Eggmann, Portfoliomanager Healthcare Equities bei GAM, ist im Pharmasektor künftig mit größerer Preistransparenz und neuen Erstattungsmodellen zu rechnen.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Der Sieg von Donald Trump hat entgegen der Einschätzung vieler Experten nicht zu drastischen Einbrüchen an den Märkten geführt. Gerade auch im Pharmasektor dürfte der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl und eine komfortable republikanische Mehrheit im Kongress die Besorgnis vieler Anleger mit Blick auf die Gesetzgebung in Sachen Arzneimittelpreise lindern, wie Christophe Eggmann, Portfoliomanager Healthcare Equities bei GAM, in einem aktuellen Marktausblick schreibt.

Neben dem Ausgang der US-Wahl sei auch eine weitere politische Entscheidung für den amerikanischen Pharmasektor relevant: Die kalifornischen Wähler lehnten am Tag der Präsidentschaftswahl den „California Drug Price Relief Act“ ab – einen Gesetzentwurf zur Absenkung der Arzneimittelpreise für staatliche Krankenversicherungsprogramme. „Diese Ergebnisse sind zweifellos ein Segen für Anleger, die im Biopharma-Sektor investiert sind, der zuvor schwer unter die Räder gekommen war. Zwar war die unmittelbare Reaktion des Marktes überaus positiv, doch die Frage ist nun, wie sicher die Anleger angesichts dieser Ergebnisse von einer nachhaltigen Erholung im Jahr 2017 und danach ausgehen können“, sagt Eggmann.

Obwohl die Diskussion über Arzneimittelpreise auch künftig immer wieder für Schlagzeilen sorgen wird, erwartet Eggmann, dass die scharfe Polemik, die die Anlegerstimmung so schwer belastet hat, abnehmen wird. Unvorhergesehene politische Maßnahmen der Regierung Trump könnten indes nicht ausgeschlossen werden – vor allem wenn Obamacare aufgehoben und ersetzt werde. Doch Reforminitiativen im Gesundheitssektor seien von den Demokraten in der neuen politischen Konstellation nach der Wahl nicht zu erwarten und hätten ohnehin keine Aussicht auf Erfolg. Daher sei nach den US-Wahlen eine Neubewertung des Sektors nötig, heißt es weiter.

„Der stärkere Wettbewerb bei Behandlungen zum Beispiel von Diabetes und die von privaten Versicherern festgelegten höheren Hürden bei der Rückerstattung der Kosten werden vor allem in innovationsarmen Bereichen weiterhin Abwärtsdruck auf die Preise ausüben“, erläutert Eggmann. Dennoch sollten Investoren sich vor Augen führen, dass Bemühungen um die Begrenzung der Arzneimittelpreise in den letzten 25 Jahren die Norm gewesen seien und auch in Zukunft weiterverfolgt würden. „Wir erwarten zum Beispiel mehr Preistransparenz und neue leistungsorientierte Erstattungsmodelle, die den Nutzen von Medikamenten deutlich stärker betonen.“

Für das Jahr 2017 rechnet der Experte damit, dass Anleger, die sich bislang zurückgehalten haben, wieder in den Sektor einsteigen werden, denn es gebe insbesondere nach der Wahl sehr gute Argumente für Anlagen im Gesundheitswesen. Einer der Eckpfeiler der künftigen Politik des designierten US-Präsidenten Trump sei voraussichtlich eine umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung. „Dazu gehören unter anderem eine einmalige Steuerbefreiung für Kapitalrückführungen und eventuell dauerhafte Steuervergünstigungen für die Forschung und Entwicklung im Rahmen einer Initiative zur Innovationsförderung. Wir glauben, dass ein solcher Plan zur Überarbeitung des Steuersystems im US-Kongress nur geringe Hürden zu überwinden haben dürfte, da immer mehr Einigkeit darüber herrscht, dass eine Steuerreform erforderlich ist, um die amerikanischen Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger zu machen.“ Dabei könnte der amerikanische Gesundheitssektor einer der größten Nutznießer einer solchen Entwicklung sein. Ausgehend von den begrenzt verfügbaren Markt- und Unternehmensdaten schätzt Eggmann, dass die Unternehmen in diesem Sektor über Barmittel in Höhe von rund 150 Milliarden US-Dollar sowie über Gewinne in Höhe von 450 Milliarden US-Dollar im Ausland verfügen.

„Zwar ist es schwierig, vorherzusagen, wie und inwieweit sich eine Steuerreform auf die Strategien der Unternehmen auswirken wird, doch bekanntlich haben Unternehmen nicht nur an der Rückführung von Barmitteln an die Aktionäre, sondern auch an der externen Geschäftsentwicklung ein großes Interesse. Neue steuerliche Anreize werden ihre finanzielle Flexibilität erheblich verbessern und potenzielle Aufspaltungen von Unternehmen – wie beispielswiese bei Pfizer oder Johnson & Johnson – attraktiver machen“, so Eggmann. Auf der Angebotsseite habe die jahrelang erfolgreiche Produktentwicklung dazu geführt, dass es heute eine größere Anzahl von attraktiven Übernahmekandidaten gebe.

Hinsichtlich der Bewertungen weise der Pharmasektor den höchsten Abschlag seit fünf Jahren auf, und Biotechnologiewerte seien zu äußerst niedrigen Preisen erhältlich. „Daher glauben wir, dass die Anleger zwar derzeit die Fundamentaldaten des Sektors kaum beachten, die erwartete Zunahme der Fusions- und Übernahmeaktivitäten – in Verbindung mit positiven Nachrichten zur Produkt-Pipeline und einer Neubeurteilung der Gewinnerwartungen für 2017 – jedoch ausreichen dürften, damit die Anleger eher früher als später wieder in den Gesundheitssektor einsteigen“, schließt Eggmann.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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