Kommentar
14:14 Uhr, 01.02.2022

Nach der Korrektur: Was ist billig und was nicht?

Nur, weil der Kurs einer Aktie oder eines Index gefallen ist, ist der Kurs nicht automatisch attraktiv. Es gibt große Unterschiede.

In den USA war die Korrektur sehr ungleich verteilt. Small Caps erreichten Bärenmarktterritorium. Kurse sackten vom Allzeithoch 20 % ab. Beim Nasdaq 100 ging es um 14 % nach unten und beim S&P 500 ungefähr 10 %. Die Korrektur fiel je nach Index sehr unterschiedlich aus und man könnte meinen, dass das, was am stärksten gefallen ist, auch zu Beginn am höchsten bewertet war.

Was besonders hoch bewertet ist, hat am meisten Korrekturbedarf. Das klingt logisch, funktioniert in der Praxis aber nicht immer. Die aktuelle Korrektur ist so ein Beispiel. Dazu aber später mehr. Zunächst ein Blick auf den Leitindex S&P 500. Nach einer Korrektur von 10 % stellt sich die Frage, ob der Index nun wieder fair bewertet ist.

Die etwas unbefriedigende Antwort: Es kommt darauf an. Es kommt darauf an, wie man den Index bewertet. Auf Basis der vergangenen Gewinne liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim S&P 500 wieder auf Vorkrisenniveau (Grafik 1). Der Index steht zwar 1.000 Punkte höher als vor der Krise, aber die Gewinne sind stark gestiegen. Wer den S&P 500 im Februar 2020 gekauft hätte, findet anhand des KGVs kein Argument gegen einen Kauf.

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Das ändert nichts daran, dass das KGV vor Krisenbeginn hoch war. Es war eines der höchsten seit der Finanzkrise und auch im Durchschnitt der letzten 30 Jahre war ein solches Niveau kein Schnäppchen. Es sieht auch nicht besser aus, wenn man die zukünftigen Gewinne betrachtet.

Analysten blicken gerne auf das Forward KGV auf Basis der zukünftigen Gewinne, denn die Börse preist ja grundsätzlich das ein, was erwartet wird und nicht das, was war. Das Forward KGV ist tendenziell niedriger als das KGV, weil generell auch von steigenden Gewinnen ausgegangen wird.

Auf Basis der erwarteten Gewinne kann man sehen, dass das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht wurde (Grafik 2). Auch im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren handelt es sich noch um einen Spitzenwert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Prognosen sehr rosig sind. Die Wirtschaft kühlt sich jedoch ab und es droht eine Enttäuschung beim Gewinnwachstum.

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Noch schlimmer sieht es aus, wenn man das langfristige KGV betrachtet (Grafik 3). Hier ist kaum Entspannung zu erkennen. Die Bewertung ist immer noch historisch hoch und so ergeben sich drei Sichtweisen, die von Erreichen des Vorkrisenniveaus bis hin zu historischer hoher Bewertung reichen.

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Das sind keine Widersprüche, sondern Signale für unterschiedliche Zeitebenen. Kurzfristig rechtfertigt die Bewertung einen Rebound (KGV). Mittelfristig (Forward KGV) ist nicht mit steigenden Kursen zu rechen und langfristig sollten die Kurse sogar weiter fallen.

Das betrifft den Gesamtindex. Im Detail gibt es Unterschiede. Technologie und Wachstumsaktien sind sehr hoch bewertet. Value ist fair bewertet und Small und Mid Caps sind derzeit geradezu Schnäppchen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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