Kommentar
17:10 Uhr, 03.12.2021

Nach dem Konsumfest: Wann kommt der Kater für die Wirtschaft?

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und schon jetzt kann ein Rekord gefeiert werden, ein Konsumrekord. In den USA wachsen die Konsumausgaben gerade mit der höchsten Jahresrate seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dabei handelt es sich um das reale Konsumwachstum. Bei der momentan hohen Inflationsrate wäre ein Wachstum von 8 % kaum der Rede wert. Nominal liegt das Wachstum bei fast 14 %. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lag die reale Wachstumsrate nur unwesentlich höher als heute. Damals wuchs die Bevölkerung allerdings wesentlich schneller als heute. Um das Bevölkerungswachstum bereinigte Konsumwachstum würde der heutige Wert den damaligen übertreffen. Den Konsumrausch nach der Großen Depression knackt 2021 jedoch nicht, auch nicht um das Bevölkerungswachstum bereinigt. Dennoch ist der Anstieg der Konsumausgaben ein Jahrhundertrekord. Was die US-Wirtschaft aktuell erlebt ist wirklich außergewöhnlich. Das kann man gar nicht oft genug betonen und herausstreichen.


Besonders außergewöhnlich ist der Anstieg der Konsumausgaben für Waren. Daten existieren hier seit 1929. Der Güterkonsum stellt 2021 einen Allzeitrekord auf (Grafik 2). Bei Dienstleistungen hat es dazu aus offensichtlichen Gründen nicht gereicht. Ein Teil des Dienstleistungsangebots war 2021 immer noch eingeschränkt, z.B. der Tourismus.


Auch nominal lohnt ein Blick auf die Zahlen. In den 70er Jahren lag die Inflation im zweistelligen Bereich. Allein aus diesem Grund könnte man vermuten, dass das Wachstum in diesem Jahrzehnt höher war als heute. Das ist nicht der Fall (Grafik 3). Das Wachstum war wegen der Inflation hoch, aber nicht rekordverdächtig.


Die US-Wirtschaft ist auf den Konsum angewiesen wie kaum eine andere. Es verwundert daher auch nicht, dass bei diesem Konsumrausch hohes Wirtschaftswachstum ausgewiesen werden kann. Die USA arbeiten sich schneller aus der Krise als etwa Europa.

Das zeigt sich auch bei den Unternehmensgewinnen und folglich den Aktienkursen. Die Frage ist allerdings, ob nach dem Rausch auch der Kater kommt. Aus Mangel an Alternativen wurden Güter wie Elektronik oder Möbel gekauft. Vieles davon ist langlebig. Konsum wurde vorgezogen.

Ob bei einer wirtschaftlichen Normalisierung der Konsum von Dienstleistungen dies wettmachen kann, sei dahingestellt, denn eine Normalisierung (Pandemieende) ist nicht absehbar. Katerstimmung ist wahrscheinlich. Auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam es dazu.

Während des Krieges war vieles Mangelware. Viel wurde angespart. Als es nach dem Krieg wieder möglich war zu konsumieren, wurde dies getan, aber nur für kurze Zeit. Das Konsumwachstum flachte schnell ab. Der Trend zeigte bis 1953 nach unten. Die heutigen Umstände ähneln den damaligen sehr. Dem großen Boom dürfte eine lange und zähe Konsolidierung folgen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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