Fundamentale Nachricht
11:57 Uhr, 13.07.2016

Nach dem Brexit stehen die Fixed-Income-Märkte vor neuen Herausforderungen

Der wachsende Zuspruch für Populisten wird nach Meinung von Steven Bell, Chef-Ökonom von BMO Global Asset Management, die Märkte auf die Probe stellen und für Volatilität sorgen.

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  • FTSE 100
    ISIN: GB0001383545Kopiert
    Kursstand: 6.660,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) – Das unerwartete „Nein“ der Briten zur Europäischen Union hat auch die globalen Anleihenmärkte erschüttert. Vor allem Märkte mit höher bewerteten Anleihen bekamen die Folgen des Referendums zu spüren. Sowohl die britischen als auch die deutschen Staatsanleihen befinden sich in einem historischen Tief. Für zehnjährige Bundesanleihen liegt die Rendite sogar erstmals im negativen Bereich, wie Steven Bell, Chef-Ökonom von BMO Global Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„In unserem Hauptszenario hatten wir uns für den Fall eines positiven Ergebnisses, also einem ‚Remain‘, positioniert“, so Bell. „Trotzdem haben wir uns in den vergangenen Wochen auch auf mögliche Abwärtsrisiken des Portfolios im Falle eines Brexit vorbereitet.“ Um das Risiko der Portfolios zu minimieren, habe man auf britische Gilts fast komplett verzichtet. Aufgrund wachsender Unsicherheit nach dem Referendum-Ergebnis am Freitag, sei das Risiko dann nochmals verringert worden. Auch die Positionen in peripheren Märkten habe man reduziert. „Wir glauben, dass die Märkte auch in Zukunft erhebliche Investmentchancen bieten und suchen nach Wegen, um von Preisveränderungen zu profitieren“, erklärt Bell. Eine Option seien US-Inflationsswaps. „Die Erwartungen an die amerikanische Inflationsentwicklung sind nach dem Referendum-Ergebnis deutlich gesunken und bieten nun einen attraktiven Einstiegszeitpunkt.“

Wie erwartet hätten die Märkte zunächst mit Risikoverkäufen und einer Zins-Rally reagiert, sich dann aber größtenteils rational verhalten. „Die Behörden werden alles versuchen, um Liquidität an den Märkten zu garantieren. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass Wachstumsprognosen vor allem in Großbritannien nach unten korrigiert werden müssen“, prognostiziert Bell. Es müsse mit einer lockereren Geldpolitik und einer Senkung der Zinsrate auf null gerechnet werden. Dass die Bank of England Negativzinsen festsetzt, werde hingegen nicht erwartet.

„Sollte der Druck auf die Finanzmärkte bestehen bleiben, wird die Europäische Zentralbank ihr Programm der quantitativen Lockerung ausweiten und möglicherweise die Zinsen noch weiter senken“, so Bell. In den USA werde das Federal Open Market Committee (FOMC) die geplanten Zinssteigerungen wohl weiter aufschieben. „Eine Erhöhung der Zinsen vor den Präsidentschaftswahlen im November wird aber immer unwahrscheinlicher“, sagt Bell. Die Markterwartungen für eine positive Zinsentscheidung der US-amerikanischen Zentralbank Fed sanken von 50 Prozent auf etwa zehn Prozent nach dem Brexit-Votum.

Diskutiert werde auch die Kreditwürdigkeit der Briten. Die Rating-Agentur S&P habe Großbritanniens Rating bereits von AAA auf AA herabgestuft. „Die Abwertung wird keine direkten Auswirkungen auf unser Staatsanleihen-Portfolio haben“, versichert Bell. Auch Moody’s habe seine Prognose für Großbritannien nach dem EU-Referendum von „stabil“ auf „negativ“ korrigiert, Fitch werde diesem Beispiel voraussichtlich bald folgen.

Politische Themen würden die globalen Märkte ebenfalls weiter beherrschen. Eine erste Herausforderung stellten die Wahlen in Spanien dar, die ohne klare Mehrheit ausgegangen seien und für weitere Unsicherheiten gesorgt hätten. Das im Oktober bevorstehende Referendum zu Verfassungsänderungen in Italien und die Präsidentschaftswahlen in den USA im November seien weitere wichtige politische Ereignisse in naher Zukunft. In den Niederlanden und in Frankreich hätten sich populistische Parteien bereits jetzt für ein Referendum zur EU-Mitgliedschaft ausgesprochen. Ein Erfolg sei aber unwahrscheinlich. „Der wachsende Zuspruch für Populisten wird die Märkte dennoch auf die Probe stellen und für Volatilität sorgen“, sagt Bell.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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