Mutualisierung oder auf die eigene Druckerpresse vertrauen
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„Es wird einige Zeit benötigen, ehe die Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Epidemie ihre Wirkung zeigen. In unserem Basisszenario gehen wir von einem Schock von zwei bis drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Europa aus. Vor dem aktuellen Hintergrund mag das optimistisch klingen, insbesondere, wenn man den zögerlichen Ansatz einiger Schlüsselländer wie der USA in Betracht zieht.
Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir den unvermeidlichen Anstieg der öffentlichen Verschuldung durch die Maßnahmen von Fiskal- und Geldpolitik kurzfristig auffangen können. Künftig wird von den Zentralbanken Kreativität gefragt sein. Einige Formen des Schuldenerlasses durch ‚langsame Monetisierung‘ könnten erforderlich sein – zum Beispiel durch eine gezielte und organisierte Übernahme von Unternehmenskrediten durch die Zentralbank und einer darauffolgenden Streichung der Forderungen. Das bedeutet, dass durch die Kreditvergabe Bargeld geschaffen würde, ohne dass eine entsprechende Forderung in der Bilanz der Zentralbank übrigbleiben würde. Dies könnte eine Alternative zum Helikoptergeld sein, das für ein Konzept von Bargeld-Hilfen steht, die in der Regel direkt an die Bevölkerung gezahlt würden. In Europa werden sich die Mitgliedstaaten zwischen monetärer Orthodoxie und Schuldenmutualisierung entscheiden müssen.“
- Wirtschaftsprognose: Wir behalten weiterhin die Entwicklung von Italien im Auge, da Italiens Umgang mit der Epidemie anderen demokratischen, entwickelten Nationen eine Menge Informationen liefern kann. Die Nachrichtenlage verbessert sich zaghaft. Dennoch konnte die weitere Verbreitung des Virus noch nicht vollständig eingedämmt werden. Für die Provinz Lodi (die seit dem 8. März unter Lockdown steht) ist die tägliche Wachstumsrate am 28. März auf 1,4 Prozent gesunken. Das bedeutet, dass ein fünfwöchiger Lockdown vermutlich kaum ausreichen wird, um die Epidemie zu stoppen. Unsere Wirtschaftsprognose gilt damit bereits als optimistisch.
- Verschuldung: Aus unserer Sicht ist die optimale Lösung ein symmetrischer Schock, der alle Europa-Mitgliedsstaaten betrifft, quasi ein europäischer „Länderfinanzausgleich“. Und zwar durch eine "richtige" Mutualisierung, also die gemeinsame Ausgabe von Schuldverschreibungen, deren Erlöse an die bedürftigen Länder transferiert werden können, ohne in deren Bilanz aufzutauchen (die Kosten für die nationalen öffentlichen Finanzen würden nur in der Kapitalgarantie für die gemeinsame Emission liegen).
Die große Rezession 2008-2009 begann in den USA, aber die USA gingen schneller und in besserer Verfassung als Europa wieder heraus. Dieses Mal hat Europa schneller auf die Krise reagiert, könnte aber im Gegensatz zur USA durch seine politischen Grenzen in seinem Reaktionsvermögen behindert werden.
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