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11:07 Uhr, 17.07.2012

Munich-Re-Chef fordert Zerschlagung systemrelevanter Großbanken

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München (BoerseGo.de) – Konsequente Töne aus ungewohnter Ecke: Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard hat sich für eine Zerschlagung systemrelevanter Banken ausgesprochen. „Ich würde alles so klein machen, dass nichts mehr 'too big to fail ist'", sagte der Chef des Rückversicherers Munich Re am Montagabend vor Journalisten in München. Er sei ein strikter Anhänger des Trennbankensystems, betonte der Versicherungsmanager. Dass solche (Groß-)Banken auf jeden Fall gerettet werden müssten, sei „ein Konstruktionsfehler des Systems“. Namen einzelner Institute nannte er nicht. Auch die Munich Re gehört mit 212 Milliarden Euro Kapitalanlagen zu den Schwergewichten im Finanzsektor. Von Bomhard ist aber der Überzeugung, dass Versicherer und Rückversicherer im Gegensatz zu Banken keine systemrelevanten Risiken darstellen.

Mit seinen Worten schafft von Bomhard Distanz zwischen den Banken und seiner eigenen Branche. Der Finanzmanager sieht denn auch eine schärfere Regulierung für Banken als Schlüssel. Die unheilvolle Verknüpfung von Staaten und Banken - wie zuletzt bei der Rettung der spanischen Geldhäuser - müsse durchbrochen werden. Banken müssten auch Pleite gehen können und nicht ständig mit Steuergeldern aufgefangen werden, weil sie zu groß und vernetzt seien. Das klassische Geschäft müsse vom schwankungsanfälligen und riskanteren Investmentbanking getrennt werden. Dies würde in Deutschland vor allem die Deutsche Bank betreffen. Investoren müssten zudem zwingend an Wertpapierverlusten beteiligt werden, damit wieder besser mit Risiken umgegangen werde. „Die Gläubigerbeteiligung ist unverzichtbar.“ Notfalls müssten Kredite teurer werden.

Im Gefolge der Krise kommen auch auf Versicherungen deutlich schärfere Kapital- und Aufsichtsvorschriften zu. Zudem leidet die Branche unter dem anhaltend niedrigen Zinsumfeld. Erst vergangene Woche hatte Munich Re-Finanzchef Jörg Schneider angekündigt, der Rückversicherer prüfe die direkte Kreditvergabe an Unternehmen, ohne den Umweg über Banken. Entscheidungen dazu hat der Konzern noch nicht getroffen. Mit Blick auf seine eigene Branche sagte er: „Wir sitzen im selben Boot wie die Sparer.“ Man könne nicht ewig mit den historisch niedrigen Zinsen leben. „Das stresst uns gewaltig.“ Für Lebensversicherer forderte er, bestimmte Verbraucherschutzrechte zurückzudrehen, um den Firmen wieder mehr Luft zu verschaffen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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