Kommentar
12:31 Uhr, 01.02.2012

Münchener Rück – steigende Prämien erwartet

So bedauerlich Katastrophen wie die Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ vor der toskanischen Küste vor einigen Wochen für alle Beteiligten auch sind, so nüchtern geht man bei den Versicherungskonzernen mit solchen Vorkommnissen um. Dreht sich dabei doch alles nur darum, welche Schäden in welcher Höhe von den einzelnen Unternehmen übernommen werden müssen. Insbesondere die Aktien der Rückversicherer, die wiederum die Risiken von Erstversicherungsunternehmen tragen, treten dann auch wieder für die Anleger in den Mittelpunkt, wie auch diesmal besonders der Titel des Marktführers Münchener Rück.

Laut „dpa-AFX“ machte die Aktie sogar einen Kurssprung, als der Konzern verlauten ließ, dass man in München „nur“ mit einer Belastung im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich rechne und das bei einem Schiff, dass bei seiner Indienststellung vor sechs Jahren allein 450 Mio. Euro gekostet hatte. Da die genaue Schadenshöhe aber noch nicht abgeschätzt werden kann und von vielen Dingen wie den Bergungskosten, den Ansprüchen der Passagiere und ihrer Hinterbliebenen, sowie einer noch immer nicht gebannten Umweltkatastrophe abhängt, lässt sich das Ausmaß der tatsächlichen Inanspruchnahme auch noch lange nicht genau beziffern, auch wenn eine Munich-Re-Sprecherin betonte, dies sei alles schon in den Schätzungen mitberücksichtigt. Medienberichte befürchten bereits einen Gesamtschaden von etwas mehr als einer halben Milliarde Euro. Andere Konzerne wie der weltweit drittgrößte Rückversicherer die Hannover Rück oder die Allianz, die als Mitglied eines Konsortiums nur für den „Schaden am Schiff“ aufkommen muss, hielten sich jedoch mit Schätzungen noch zurück.

Die Analysten fokussieren sich bei der Münchener Rück momentan mehr auf die noch in dieser Woche vorzulegenden Zahlen für das Schlussquartal 2011. Bei Equinet ist Philipp Häßlerrelativ zuversichtlich und bleibt bei seiner „Hold“-Einstufung mit einem Kursziel von 100 Euro, auch wenn er laut „dpa-AFX“ keinen positiven Impulsgeber für die Aktie erkennen kann. Eine ähnliche Meinung vertritt Spencer Horgan von der Deutschen Bank, der den fairen Kurs etwas höher bei 110 Euro ansetzt. Er wartet insbesondere auf die Erneuerungsrunde bei den Tarifen, auch wenn er hier nur von geringen Steigerungen ausgeht. Die Bewertung der Aktie hält er aber für günstig. Ebenfalls ein Kursziel von 110 Euro gibt Analyst Roland Pfänder von der Commerzbank aus und empfiehlt das Papier überzugewichten. Neutral gegenüber der jetzt endlich wieder bei 100 Euro notierenden Aktie zeigt sich Raghu Hariharan von der Citigroup, der ebenfalls mit einer Verbesserung des Prämienumfeldes rechnet. Er erhöht deshalb seine Zielmarke von 93,90 auf 99 Euro genauso wie Richard Burden von der Credit Suisse, der die Aktie jetzt schon bei 131 nach zuvor 128 Euro sieht und auch seine Einschätzung auf „Outperform“ nachzieht. Bei JP Morgan ist man sogar noch etwas optimistischer und schraubt die Kurserwartung gleich auf 146 Euro. Analyst Michael Huttner geht in seinem Berechnungsmodell von einer Prämienerhöhung um drei Prozent aus, wobei jeder Prozentpunkt seine Nettogewinnschätzung um vier Prozent steigen lässt. Die Überschwemmungen in Thailand dürften den Rückversicherern seiner Meinung nach mit 0,7 Mrd. allerdings etwas mehr gekostet haben, als von der Munich Re erwartet. Er hält das Papier in seiner Branchenstudie für attraktiv bewertet.

Etwas konservativere Anleger, die bei der Münchener Rück auf Sicht von rund einem Jahr mit einer Seitwärtsbewegung rechnen, haben die Möglichkeit mit einer Aktienanleihe-PLUS von Macquarie Oppenheim dennoch eine Rendite von 7,12 Prozent bzw. 7,73 Prozent p.a. zu erzielen. Dabei muss der Basiswert für die Nominaltilgung am Ende nicht einmal den Basispreis von 96,50 Euro behaupten, wenn die Aktie stattdessen zu keinem Zeitpunkt der Laufzeit den Puffer von knapp 33 Prozent vollständig ausreizt. Entscheidend ist dafür das Fernbleiben von der Barriere bei 67,50 Euro. Sind am Ende beide Kriterien nicht erfüllt, kommt es wie üblich zur Aktienandienung entsprechend dem Verhältnis zwischen Nennbetrag und Basispreis.

11,00 % p.a. Münchener Rück 67,50 Aktienanleihe-PLUS

Emittent/WKN:

Macquarie Oppenheim/ MQ4GV7

Laufzeit:

02.01.2013

Preis: (31.01.2012)

Geld / Brief: 102,10 % / 102,60 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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