Kommentar
08:30 Uhr, 19.09.2008

Morgan Stanley und Goldman Sachs - Prekäre Phase

Erwähnte Instrumente

In der statistischen Marktanalyse und der (chart)technischen Analyse gibt es die Gesetzmäßigkeit der Sektortrends. Demzufolge verlaufen bei Basiswerten, die einem Sektor zugeordnet werden können, Trends in die gleiche Richtung. Außerdem kommt es zur Ausbildung analoger Kursmuster.

Schauen Sie sich die folgende Grafik an.

Dargestellt sind vergleichend die Kursverläufe der klassischen US Investmentbanken Bear Stearns, Lehman Brothers, Merrill Lynch sowie Morgan Stanley und Goldman Sachs seit August 2007.

Die Konturen der Kursverläufe gleichen sich. Im März dieses Jahres ging der Kurs von Bear Stearns in einen Crash über, im September dann das gleiche Muster bei Lehman Brothers. Bei Lehman Brothers wurde zuletzt bekannt, dass sie Verbindlichkeiten von weit über 600 Milliarden US-Dollar in den Büchern stehen hatten. Anscheinend projeziert der Markt die Schwierigkeiten sofort und direkt auch auf die beiden verbliebenen Player speziell aus dem Sektor.

Seit 1-2 Wochen beginnen nun auch die Kurse von Morgan Stanley und Goldman Sachs im bekannten Muster nach unten wegzubrechen. Die Situation ist prekär.

Vorgestern gab es seitens der UBS Schützenhilfe für die beiden Institute. Titel des Research Reports "Stop the insanity". Kernthese "But Both MS & GS Have Strong Liquidity and Capital Positions". Geholfen hat es nichts. Stattdessen berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, dass Morgan Stanley als weltweit einer der größten Commodity Trader Probleme im Handel habe, weil das "Counterpart Risk" von einigen Gegenparteien als zu hoch angesehen werde. Gegenparteien, die ganz im Gegensatz zur KfW, die nach Bekanntgabe der Insolvenz von Lehman noch 300 Millionen Euro über den Äther schickte, bereits jetzt auf Abstand gehen. Irgendwoher kennt man doch diese Meldungslage. Kurz bevor Bear Stearns im Rahmen einer Notlösung an J.P. Morgan veräußert wurde, gab es vergleichbare Meldungen.

Insofern kein Wunder, dass sich seit gestern wieder die Meldungen überschlagen. Die SEC schränkt die Shortsellingmöglichkeiten am US Markt drastisch ein, eine Reihe größerer Fondsgesellschaften verleiht keine Aktien mehr von Morgan Stanley und Goldman Sachs an Shortseller, in Großbritanien greift die FSA energisch durch, indem sie jegliche Form des Spekulierens auf fallende Kurse von Finanztiteln seit gestern Abend verbietet.

Und heute morgen geht die folgende Meldung über die Nachrichtenticker : " Die US-Regierung will einen Rettungsplan für Banken vorlegen, die wegen fauler Kredite in Bedrängnis geraten sind. Der Plan bedürfe aber der Zustimmung des Kongresses, sagte Finanzminister Henry Paulson am Donnerstagabend nach einem Krisentreffen bei Präsident George W. Bush. Paulson und Notenbankchef Ben Bernanke informierten anschließend führende Politiker des Kongresses über die Regierungspläne.

Die Regierung wolle sich zunächst der Unterstützung des Kongresses versichern, bevor sie das Vorhaben weiterverfolge, hieß es. "Wir beschäftigen uns mit einem Ansatz, die systemischen Risiken in den Kapitalmärkten anzugehen", sagte Paulson nach den Treffen. "Wir sprachen über eine umfassende Herangehensweise, die per Gesetz das Problem der nicht-liquiden Vermögenswerte in den Bilanzen bewältigen soll." Bernanke beschrieb die Gespräche im Kongress als "sehr, sehr positiv". Er freue sich auf eine enge Zusammenarbeit mit den Abgeordneten, "um die Finanzkrise zu lösen".

Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte: "Wir hoffen, sehr schnell voranzukommen. Tempo ist entscheidend." Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sagte, er erwarte einen Vorschlag binnen Stunden."

Man darf gespannt sein. In den kommenden Stunden oder möglicherweise am Wochenende dürften konkrete Auffangmaßnahmen beschlossen werden.

Herzliche Grüße,
Harald Weygand

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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