Fundamentale Nachricht
08:35 Uhr, 22.07.2019

Mit Multi-Asset-Fonds die Notenbanken für sich arbeiten lassen

Die weltweiten Notenbanken werden nach Einschätzung von Richard Schmidt, Leiter Absolute-Return bei der DJE Kapital AG, noch lange gezwungen sein, die Bedienung der hohen Verschuldung so günstig wie möglich zu gestalten.

Pullach im Isartal (GodmodeTrader.de) – Deutschen Sparern entgeht durch die Null-Zinspolitik der Notenbank jährlich ein hoher zweistelliger Milliardenbetrag. Niedrige beziehungsweise nicht vorhandene Zinsen und relativ hohe Bewertungen an den Aktienmärkten werfen die Frage auf, wie man sein Geld, bei überschaubarem Risiko, rentabel investiert. Weil uns die lockere Geldpolitik der Notenbanken noch lange begleiten wird, sollten Anleger diese Bedingungen nutzen – und die Notenbanken für sich arbeiten lassen, wie Richard Schmidt, Leiter Absolute-Return bei der DJE Kapital AG, in einem Marktkommentar schreibt.

Gut geeignet seien Multi-Asset-Fonds. Denn: Anleger legten sich dabei nicht auf eine einzelne Assetklasse wie Aktien oder Anleihen fest, sondern könnten von den Chancen einer Vielzahl von Assetklassen profitieren – angefangen von Gold und Silber bis hin zu Anleihen von Unternehmen aus den Entwicklungsländern, heißt es weiter.

„In der Vergangenheit haben die Nullzinspolitik und der Kauf von Anleihen und Aktien in Billionenhöhe dazu geführt, dass Aktien, Immobilien oder auch Anleihen eine beispielslose Aufwertungsphase hinter sich haben. Ergebnis ist, dass die Staats- und auch die Unternehmensverschuldungen zu hoch und zu schnell gestiegen sind. Doch Notenbanken können im Zweifel länger ihre Nullzinspolitik verfolgen, als Anleger es sich leisten können, ihr Geld auf dem Girokonto zu belassen – um es langsam, aber stetig von der Inflation aufzehren zu lassen. Die japanische Notenbank beispielsweise hat im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts knapp die Hälfte der japanischen Staatsanleihen und über fünf Prozent der japanischen Aktien aufgekauft. Sie ist damit nicht nur zum größten Gläubiger Japans, sondern auch zum größten Aktionär japanischer Unternehmen geworden. Ein Ende ist nicht absehbar. Auch deshalb werden die weltweiten Notenbanken noch lange gezwungen sein, die Bedienung dieser hohen Schuldenlast so günstig wie möglich zu gestalten – nicht nur in Japan“, so Schmidt.

Werfe man einen Blick über den Atlantik, so erkenne man schnell, dass US-Staatsanleihen rentabler seien als eine ganze Reihe europäischer Staatsanleihen, auch portugiesische. Sie rentierten aktuell um über einen Prozentpunkt höher als vergleichbare portugiesische Staatsanleihen und um zwei Prozentpunkte höher als deutsche. Und dies trotz der erheblich besseren Kreditqualität der Vereinigten Staaten. Gehe man – wie es in den vergangenen fünf Jahren tatsächlich zu beobachten gewesen sei – von einem festen oder zumindest konstanten Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar aus, ergebe es Sinn, US-amerikanische Staatsanleihen und auch Unternehmensanleihen beizumischen – und zwar unter Inkaufnahme des Wechselkursrisikos, heißt es weiter.

„An diesem Punkt sind sich Anleger oft unsicher und bevorzugen Portfolien mit möglichst wenig Fremdwährungsrisiko. Aber: Die Werthaltigkeit des Euro basiert nicht nur auf Kaufkraftparitäten, sondern kurzfristig vor allem auf Zinsunterschieden und politischer Stabilität. Somit müssen sich Verfechter reiner Euro-Portfolios fragen, ob sie ihre Vermögensentwicklung vom Fortbestand der großen Koalition in Deutschland oder etwa von der angedachten hohen Neuverschuldung in Italien abhängig machen wollen. Falls nicht, dann sollten sie auch nicht zu 100 Prozent in Euro, der auf absehbare Zeit auch eine politische Währung bleibt, investiert sein – sondern zumindest einen Teil ihres Vermögens in andere Währungen wie den US-Dollar, den japanischen Yen oder aber die norwegische Krone investieren. Denn neben einer breiten Diversifikation der Wertpapiere gehört auch eine Diversifikation der Währungen zu einem soliden Vermögensaufbau“, so Schmidt.

Ebenso attraktiv sei eine aktive Bewirtschaftung des Anleihenbestandes. Hierzu zähle der Kauf zehn- bis 15-jähriger Staatsanleihen und der Verkauf dieser, sobald sie in den Bereich von zwei bis drei Jahren Restlaufzeit kämen – also in die Schlagdistanz von Geldmarktfonds. Hierdurch ließen sich, vor allem dank der in Deutschland noch vorhandenen Kurvensteilheit, nachhaltig relevante Zusatzrenditen erwirtschaften. Auch sinnvoll seien carry-optimierte Niedrigvola-Strategien wie die ausgewogene Kombination von Longpositionen in Bundesanleihen mit Longpositionen in italienischen Staatsanleihen. Zum einen lasse man dabei die Notenbanken für sich arbeiten, zum anderen erwirtschafte man eine hohe laufende Rendite – und das, ohne mögliche stärkere Schwankungen von reinen Aktienportfolien in Kauf zu nehmen, heißt es weiter.

„Gold hat aufgrund seiner dürftigen Wertentwicklung seit 2011 bei vielen Anlegern erheblich an Glanz verloren. Dabei vergessen viele, dass Notenbanken regelmäßig Schwäche- oder gar Panikphasen an den Kapitalmärkten ausgebügelt haben und somit der positive Effekt nicht greifen konnte. Quantitative Easing – also der massenhafte Ankauf von Anleihen und Aktien – reduziert zwar Volatilität, ist zugleich langfristig ein starkes Argument für Gold und gegen Papierwährungen. Auch von institutioneller Seite erfreut sich Gold momentan großer Beliebtheit. So gibt es insbesondere vor dem Hintergrund des Handelskonfliktes von großen, nicht-westlichen Notenbanken den Wunsch, ihre Währung stärker mit Gold zu hinterlegen und damit unabhängiger vom US-Dollar und von spekulativen Attacken zu werden. Zusammengefasst: Gold oder solide Goldminen-Aktien sind weiterhin ein wichtiges Mittel, um beispielsweise im Falle von negativen Entwicklungen oder im Falle stärkerer Inflation geschützt zu sein. Damit gehört Gold oder seine Substitute zu einem spürbaren Anteil in jedes robuste Multi-Asset-Portfolio“, so Schmidt.

Besonders interessant würden Multi-Asset-Fonds dann, wenn der Anleger nach oben von steigenden Märkten und von den Notenbanken profitieren möchte – nach unten jedoch mit einem begrenzten Wertverlust abgesichert sein möchte. In diesem Falle ließen sich Multi-Asset-Fonds mit Wertsicherungskonzepten kombinieren. Dabei würden Aktien und andere risikoreiche Positionen schrittweise reduziert, sobald der Fonds in der Wertentwicklung vorher festgelegte Zielmarken unterschreite. Zusätzlich werde der Fonds besonders robust aufgestellt, indem ein hoher Anteil von negativ mit Aktien korrelierten Positionen wie Pfandbriefen oder deutschen Staatsanleihen aufgenommen werde. Sie böten ein Gegengewicht zum Aktienanteil, heißt es weiter.

„Für die langfristige Performance von Multi-Asset-Fonds ist es von entscheidendem Mehrwert, qualitativ hochwertige Einzeltitel auszusuchen und diese fortwährend zu beobachten und zu bewerten. Bei DJE kommt dem Analyseprozess von einzelnen Unternehmen eine herausragende Bedeutung zu. Ein Analysten-Team trifft regelmäßig Unternehmensvertreter, evaluiert deren Geschäftsstrategie und -prozesse und wertet die Unternehmenskennzahlen aus. Dabei spielt auch die Nachhaltigkeitsstrategie eine große Rolle. Nur wenn ein Unternehmen rundherum überzeugen kann, wird es auf die sogenannte High Conviction-Liste – das Verzeichnis der global chancenreichsten Unternehmen und Anleihen – gesetzt und ist unter anderem für DJE-Fonds relevant. Mit dieser streng fundamentalen Vorgehensweise, die DJE seit 45 Jahren verfolgt, unterscheiden wir uns deutlich von Asset Managern, die allein auf Basis von Faktormodellen ihre Risiken zusammenstellen oder nur auf ETFs setzen“, so Schmidt.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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