Kommentar
16:34 Uhr, 09.05.2017

Mit dieser NASA-Methode lassen sich Kurse vorhersagen

Einfach aus den Daten der Vergangenheit die Kursentwicklung der Zukunft berechnen: Mit einer von der NASA entwickelten Methode zur Analyse von Zeitreihen soll genau das möglich sein. Klappt das auch in der Realität?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Wäre es nicht schön, per Knopfdruck einfach berechnen zu können, wo der DAX morgen, übermorgen oder in einem halben Jahr steht? In der Realität ist das natürlich nicht möglich, da die Kursentwicklung nicht, oder jedenfalls nicht vollständig, von der Kursentwicklung der Vergangenheit abhängt.

Aber wenn man daran glaubt, dass ein Großteil der relevanten Informationen im Kursverlauf bereits enthalten ist, dann könnte eine von NASA-Wissenschaftlern entwickelte Methode zur Auswertung von Zeitreihen auch die künftige Kursentwicklung mit großer Wahrscheinlichkeit berechenbar machen.

Aus mathematischer Sicht ist ein Kursverlauf nichts anderes als eine Zeitreihe. Als Zeitreihe bezeichnet man jede beliebige zeitliche Abfolge von Daten. Zeitreihen treten praktisch in allen Wissenschaften auf und werden deshalb auch seit langer Zeit mathematisch ausgewertet. Eine relativ neue Methode zur Auswertung von Zeitreihen ist die sogenannte Empirical Mode Decomposition (EMD), eine Methode, die von NASA-Wissenschaftlern entwickelt wurde.

Mit einer EMD lassen sich Zeitreihen aus beliebigen Gebieten auswerten und prognostizieren. So wurde die EMD schon zur Wettervorhersage, zu Prognose der Ausbreitung von Krankheiten aber auch zur Spracherkennung und Bildverarbeitung verwendet.

Wie funktioniert diese Methode? Gedanklich lässt sich jede Zeitreihe in zwei verschiedene Arten von Komponenten zerlegen:

  • Schwingungen: Eine Schwingung ist nichts anderes als eine wiederholte zeitliche Schwankung um einen Mittelwert. Auch Börsenkurse zeigen Schwingungen. Beispiele sind saisonale Effekte wie die seit Jahrzehnten beobachtete Überrendite in den „guten“ Börsenmonaten November bis Mai. Aber es gibt auch Schwingungen mit deutlich geringerer Periodendauer. So kann auch der Wechsel von Überkauft- und Überverkauft-Zuständen als Schwingung aufgefasst werden.
  • Trendkomponente: Als Trend bezeichnet man eine Entwicklung einer Zeitreihe in eine bestimmte Richtung mit konstant bleibender Geschwindigkeit.

Wie die EMD mathematisch funktioniert, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Die EMD geht aber vom Prinzip her davon aus, dass eine Zeitreihe nichts anderes ist als eine Überlagerung zahlreicher Schwingungen und einer Trendkomponente. Sowohl die Schwingungen als auch die Trendkomponente sind allerdings zeitlich nicht konstant, sondern können sich durchaus ändern. Die EMD geht nun so vor, dass zunächst sämtliche in einer Zeitreihe enthaltenen Schwingungen identifiziert und von der Zeitreihe abgezogen werden. Was dann übrig bleibt, ist die Trendkomponente. Sowohl die identifizierten Schwingungen als auch die Trendkomponente lassen sich in die Zukunft fortschreiben und ermöglichen so die Prognose künftiger Werte der Zeitreihe.

Dr. Oliver Reiß hat für die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands e.V. (VTAD) in einer bemerkenswerten Arbeit die EMD auf Kursentwicklungen des DAX angewandt. Dankenswerterweise hat Dr. Reiß auch gleich noch eine Excel-Datei bereitgestellt, mit der sich praktisch ohne tiefergehende mathematische Kenntnisse die EMD auf recht beliebige Kursverläufe anwenden lässt. Diese Excel-Datei dient auch als Basis für die in diesem Artikel gezeigten Prognosen.

Wie gut lassen sich nun mit der EMD Kursverläufe in der Realität vorhersagen? Erstaunlicherweise gibt es Zeiträume, in denen das sehr gut klappt. Der folgende Screenshot vergleicht die mit der Methode erstellte Prognose für das Jahr 2012 mit dem tatsächlich eingetretenen Kursverlauf. Es fällt auf, dass nicht nur allgemeine Richtung richtig vorhergesagt wurde, sondern dass sogar einzelne Bewegungen wie eine starke Korrektur Ende November 2012 durch die Methode sehr genau vorhergesagt wurden. Im ersten Quartal 2012 war die Übereinstimmung allerdings eher gering, hier wurde der starke Anstieg durch die EMD nicht vorhergesehen.

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Dennoch: Wäre die Prognosequalität immer so hoch wie im oben gezeigten Beispiel, ließe sich die EMD wunderbar als Tradingtool einsetzen. Nicht nur, um die allgemeine Marktrichtung einschätzen zu können, sondern auch, um Zeitpunkt und Ausmaß einzelner Korrekturbewegungen im Voraus abschätzen zu können.

Leider funktioniert die Methode in vielen anderen Zeiträumen viel schlechter als im oben gezeigten Beispiel. Die folgende Grafik vergleicht die mit der Excel-Datei von Dr. Oliver Reiß erstellte Prognose ab Mitte 2016 mit dem tatsächlichen Kursverlauf.

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Die allgemeine Richtung der Marktbewegung bis Dezember 2016 wurde noch recht zutreffend vorhergesagt. Anschließend hatte der tatsächliche Kursverlauf aber so gut wie nichts mehr mit der Prognose zu tun. Die Trump-Rally konnte und wurde von der Methode nicht vorhergesagt – was an sich natürlich auch nicht überrascht.

Aber auch die mit den Kursdaten bis Ende 2016 erstellte Prognose lässt den auf die Methode vertrauenden Trader ratlos zurück. Nach der Prognose müsste der DAX inzwischen unter 10.000 Punkte gefallen sein. Tatsächlich aber konnte der DAX seit Jahresbeginn kräftig zulegen, wie die folgende Grafik zeigt.

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Die mit der EMD-Methode erstellte DAX-Prognose ab dem aktuellen Zeitpunkt finden Sie exklusiv auf meinem Guidants-Desktop.

Fazit: Die Empirical Mode Decomposition (EMD) zeigt bei der Anwendung in der Praxis gemischte Ergebnisse. Zu bestimmten Prognosezeitpunkten zeigte die mit Hilfe der EMD erstellte Kursprognose sehr starke Parallelen zur anschließend tatsächlich eingetretenen Kursentwicklung. Dabei wurde oft nicht nur die zu erwartende Bewegungsrichtung, sondern auch die interne Struktur der Bewegung relativ zuverlässig vorhergesagt. In einigen Fällen zeigte die von der Methode vorhergesagte längerfristige Markttendenz aber auch deutliche Abweichungen von der späteren Entwicklung.

Hinweis: Sämtliche Prognosen und Grafiken wurden mit der von Dr. Oliver Reiß auf der VTAD-Seite bereitgestellten Excel-Datei erstellt.

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5 Kommentare

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  • bongo
    bongo

    kann mir jemand die Lottozahlen für Samstag sagen!

    16:46 Uhr, 03.10.2017
  • Cumshooter
    Cumshooter

    wäre ne gute News zum 1.April gewesen :)

    08:13 Uhr, 10.05.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ich glaub das sofort ;-)))

    07:46 Uhr, 10.05.2017
  • Kahroba
    Kahroba

    Wenn der markt voraussehbar wird zum Beispiel wenn man Big Data mit dieser Methode kombiniert, dann ist es das Ende vom Aktienmarkt. Eine voraussagbare Markt kann gar nicht existieren.

    17:27 Uhr, 09.05.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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