Kommentar
00:01 Uhr, 13.09.2007

Mit den "Wissenden" handeln - Trendwechsel mit COT Daten erkennen

Der sogenannte Commitment of Traders-Report wird jede Woche am Freitagabend von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC), einer US-Regierungsbehörde, veröffentlicht. Der Bericht bietet wertvolle Informationen über Art und Umfang der Positionierung dreier wichtiger Anlegergruppen (Non- Commercials, Commercials und Small Traders). Analysiert werden verschiedene Rohstoffe, aber auch Zinsen, Devisen, und die wichtigsten Aktienmärkte in den USA. Die Positionierungen der genannten Anlegergruppen liefern wichtige Hinweise auf mögliche Trendwechsel in den jeweiligen Märkten.

Die drei Händlergruppen sind durch folgende Merkmale charakterisiert:

1. Large Traders. Hier sind Händler vertreten, deren Ziel es ist, über die Einschätzung künftiger Marktbewegungen Spekulationsgewinne zu erzielen. Gruppe benutzt die Futures-Märkte nicht zur Absicherung bestehender Positionen (hedging), sondern übernimmt Risiken, die andere abgeben. In der Regel handelt es sich um spezialisierte Futures-Händler oder ausländische Broker.

2. Commercial Traders. Die wichtigste Gruppe: Diese Profis unter den Händlern zeichnen sich durch besondere Marktkenntnisse aus. In den Rohstoffmärkten sind hier die Produzenten vertreten, Goldminenbesitzer beispielsweise oder Ölförderer. Auch Konsumenten wie Schmuckhersteller Nahrungsmittelkonzerne zählen zu dieser Anlegergruppe. Es liegt auf der Hand, dass Commercials im Allgemeinen die umfassendsten Kenntnissen über das entsprechende Handelsgut besitzen. Diese Gruppe nutzt die Futures-Märkte, um Einkünfte festzuschreiben oder mögliche Kostenrisiken auf Spekulanten abzuwälzen. Anleger kaufen einen Future also in erster Linie, um sich damit gegen Marktrisiken abzusichern. Ziel könnte es etwa sein, Produktionskosten abzusichern. Einige Beispiele: Ein Viehzüchter etwa wird Getreide-Futures kaufen, wenn er der Meinung ist, dass die Preise für ihn gerade günstig sind. Genauso ein Getreideproduzent Futures verkaufen, um sich so einen günstigen Verkaufspreis für die nächste Ernte zu sichern. Speditionen und andere Transportunternehmen werden Öl-Futures kaufen, wenn sie glauben, dass der aktuelle Preis günstig ist. Weise können Treibstoffkosten schon weit im Voraus kalkulierbar gemacht werden. An den Finanzmärkten sichern sich Portfoliomanager Pensionskassen, Stiftungen oder Versicherungsunternehmen über den Kauf von Futures gegen mögliche Kursverluste bei Aktien

3. Small Traders. Hier werden kleinere Händler zusammen gefasst, deren Positionen die Berichtsgrenzen nicht überschreiten. Im COT-Report werden nun für die einzelnen Marktsegmente für alle drei Händlergruppen die jeweiligen Long- (Kauf-) und Short- Positionen veröffentlicht. Subtrahiert man die Long-Positionen von den Short-Positionen, so erhält man für jede einzelne Gruppe jeweilige Netto-Position. Man sagt, eine Händlergruppe ist „Netto-Long“, wenn der überwiegende Teil der untersuchten Händler von steigenden Kursen ausgeht, also mehr Long- als Short-Positionen hält. Ändert sich nun die Einschätzung der Händlergruppe, wird dies an den Änderungen der Netto-Long oder Netto-Short-Positionen deutlich. einem Trendwechsel der Positionierung können so oft wichtige Wendepunkte in unterschiedlichen Märkten erkannt werden.

Für die Interpretation der Daten ist folgendes Grundmuster zu beachten

1. In einer Seitwärtsphase des Marktes kaufen die Commercials so lange Long-Positionen bis, etwa vor einem Kursausbruch, ein extremes Niveau der relativen "Bullishness/Bearishness" erreicht ist. An den großen Wendepunkten des Marktes sind die Profis meist richtig positioniert.

2. Nach einem Kursausbruch oder einer Trendwende werden die Extrempositionierungen der Commercials zurückgefahren, und die Large Trader, zumeist trendfolgende institutionelle Händler, springen auf den Zug auf.

3. Wenn dann auch die kleinen Händler ihre Position in die bullishe Richtung verlagern, ist die Bewegung meist schon wieder vorbei. Vor allem dann, wenn die Commercials mittlerweile eine gegensätzliche Extrempositionierung eingenommen haben.

Es liegt auf der Hand, dass man bei der Analyse der COT-Daten ganz besonders auf das Verhalten der Commercials achten sollte.

Sie kennen das ja von uns: So wie wir bei einzelnen Aktien den Käufen der Unternehmensführung ganz besondere Aufmerksamkeit schenken, so achten wir bei der Beurteilung ganzer Märkte auf das Verhalten der Commercials: Was auf der Unternehmensebene die Manager sind, das sind bei Märkten die professionellen Händler. Die Analyse der COT-Daten kann zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Die folgende Abbildung etwa zeigt den Kursverlauf des S&P 500 von 1995 bis 2003. Die rote Linie bildet die Positionierungen der Commercials ab. Ein Abrutschen unter die waagerechte Null-Linie in der Grafikmitte bedeutet, dass die Commercials von Long auf Short wechseln – und umgekehrt.

Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass die Profis erstmals im Frühjahr 2000 massiv auf die Short-Seite umgeschwenkt waren, rechtzeitig, bevor der starke Kursverfalls begann. Die beiden roten Markierungen machen das deutlich. Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus: Auf die Netto-Long-Seite wechselten die Profis erst wieder, als der Bärenmarkt zu Ende war, und zwar im Frühjahr 2003. Der Bereich ist dunkelgrün markiert.

Man kann es nicht anders formulieren: Das Timing ist sensationell.

Sehr bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die aktuelle Positionierung der Commercials beim S&P 500.

Die Besprechung der aktuellen COT Daten zum S&P 500 Index finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs.

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs.

Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "http://www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und http://www.antizyklischer-aktienclub.de.

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