Kommentar
14:30 Uhr, 15.10.2008

Mit „Best-of“-Kanonen auf Spatzen schießen?

Die versprochenen Rettungspakete müssen derzeit noch im Schnellverfahren die einzelnen Gremien passieren, auch die erste Erleichterungsrallye ist nach nur zwei Tagen und den ersten Kursverlusten in den USA, Asien und heute auch in Europa bereits wieder verfrühstückt. Anleger wären keine Anleger wenn Sie sich jetzt nicht fragen würden: Kann man schon wieder auf dem immer noch „sehr niedrigen“ Niveau einsteigen oder sollte man erst einmal abwarten? Welcher noch so gefragte „Börsenplauderer“ möchte sich diesen Schuh schon anziehen und wieder kräftig ins Bullenhorn blasen? Mäßigung ist also derzeit noch angesagt. Derweil befindet sich das „Angstmaß“ die Volatilität z.B. im DAX mit über 50 immer noch auf Spitzenniveaus, was übertragen auf den Zertifikatemarkt geradezu nach einem Einstieg in das eine oder andere Discount-Papier schreit. So gibt beispielsweise ein klassisches Produkt auf den DAX mit einer Laufzeit von einem Jahr und einem Cap bei 3.500 Indexpunkten aktuell eine Rendite von etwas mehr als 11 Prozent her. Der Abschlag beträgt dabei fast 38 Prozent.

Wem der Begriff „Multi“ bis jetzt immer noch keine Schweißausbrüche bzw. schlaflosen Nächte bereitet – schließlich dürfte es nach dem Crash der vergangenen Wochen nur noch eine sehr eingeschränkte Anzahl „lebender“ Produkte am Markt geben – findet seit dieser Woche bei Sal. Oppenheim ein Papier, das statt auf das gefürchtete „Worst-of“-Prinzip wieder einmal auf die „Best-of“-Variante setzt und das über eine zugrundeliegende Discount-Struktur. Als Basiswerte kommen beim Classic-Best-of-Papier der Kölner die beiden Standardindices für Europa und die USA, der Euro STOXX 50 und S&P 500 zum Einsatz. Dabei bekommt der Anleger am Laufzeitende in einem Jahr maximal 90 Euro als Rückzahlung erstattet, wenn einer der beiden Indices mindestens auf dem bei 90 Prozent des Ausgangsniveaus festgelegten Cap (2.421 beim ES 50 bzw. 899,10 beim S&P 500) notiert. Das entspricht bei einem aktuellen Briefkurs von 82,62 Euro einer Maximalrendite von knapp neun Prozent. Schafft keine Benchmark dieses Kunststück, folgt das Zertifikat der Wertentwicklung des „besseren“ Basiswertes. Dies stellt den kleinen aber feinen Unterschied zu herkömmlichen Two-Asset-Discounts dar, wie es sie schon seit vielen Jahren gibt. Der Emittent hat hier also nicht das Wahlrecht, sondern ist verpflichtet nach dem Gewinner-Index abzurechnen. Um das Währungsproblem bei der US-Variante braucht sich der Investor indes keine Gedanken zu machen, da das Produkt währungsgesichert ist.

Der BörseGo Tipp:
Die „Best-of-Discount“-Struktur bringt sicherlich einen grundsätzlichen Vorteil wenn ein Basiswert tatsächlich ausfällt, was aber auch gleichzeitig mit einer geringeren Renditechance erkauft werden muss. Es stellt sich hier allerdings die Frage ob sich die beiden zugrundeliegenden Indices auf Jahresbasis wirklich so unterschiedlich voneinander entwickeln dürften, dass das teurere „Best-of“-Prinzip überhaupt seine wahre Stärke ausspielen kann. Das vergleichsweise simple DAX-Produkt bzw. ein entsprechendes Einzel-Discount-Papier könnte hier beispielsweise, wie bereits angedeutet durchaus die „bessere“ Wahl darstellen.

Classic Best-of-Discount-Zertifikat

Emittent/WKN:

Sal. Oppenheim / SFL6XT

Laufzeit:

16.10.2009

Preis: (15.10.2008)

Geld / Brief: 81,62 € / 82,62 €

DAX 3.500 Discount-Zertifikat

Emittent/WKN:

Goldman Sachs / GS1AEG

Laufzeit:

07.10.2009

Preis: (15.10.2008)

Geld / Brief: 31,49 € / 31,52 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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