Kommentar
17:28 Uhr, 15.06.2017

Mischfonds – Was steckt hinter dieser langweiligen Bezeichnung?

Mit dieser Artikelreihe möchten wir einige der drängendsten Fragen rund um unseren geplanten Fonds beantworten.

Der Name „Mischfonds“ klingt angestaubt. Keine Frage, heutzutage muss alles irgendwie ein bisschen cooler klingen. Fonds dieser Kategorie haben seit der Finanzkrise ein großes Comeback gefeiert, nachdem sie in den Neunzigern und um die Jahrtausendwende nahezu abgemeldet waren. Sie galten als angestaubt und nicht mehr hipp genug um im Zeitalter von Computern und Internet zu bestehen. Man hat sich eher nach Dynamik als nach Stabilität gesehnt.

Seit der Finanzkrise hat sich die Meinung dazu wieder komplett gedreht. Sicherheitskomponenten in Form von Anleihen wurden wieder beliebter. Der Wunsch nach mehr Stabilität im Portfolio wuchs und in den vergangenen Jahren wurden diese Fonds wieder zu einer beliebten Anlagekategorie.

Ein klassischer Mischfonds ist nichts anderes als eine Kombination aus Aktien und Anleihen. Meist ist die Kombination relativ starr ausgelegt. Der Fondsmanager hat die Vorgabe beispielsweise 70 % in Anleihen zu investieren und 30 % in Aktien. Von dieser Vorgabe darf er dann mal ein paar Prozent abweichen, aber im Grunde bleibt die Mischung stets dieselbe. Damit geht der Anleger dann mehr oder weniger durch dick und dünn, da die Fonds zumeist voll investiert sind.

Wir sehen die Aufgabe für einen Mischfonds etwas anders gelagert. Wir wollen kein starres Verhältnis zwischen Anleihen und Aktien. Wir wollen dort nach Chancen Ausschau halten wo die Bewertungen attraktiv erscheinen, ob nun im Bereich Aktien oder im Bereich der Renten.

Im Bereich Renten sind für uns insbesondere die Unternehmensanleihen interessant. Hier gibt es ab und an mal Spezialsituationen die der Anleger nutzen kann. Sei es Anfang 2016 der Ölpreiscrash, in dem Anleihen von Ölunternehmen in den freien Fall gingen. Sei es im Fall Volkswagen, nach Bekanntwerden der Abgaskrise oder der kollabierende Markt für Mittelstandsanleihen. Wir denken, durch gezielte Auswahl lassen sich hier hin- und wieder, aber nicht immer, interessante Chancen auftun. Häufig werden dann alle Unternehmen in einen Topf geworfen und es entsteht so etwas wie eine Panikreaktion. Da sind die Anleihenmärkte nicht anders als die Aktienmärkte. Irrationalität ist an der Börse aber meist kein Dauerzustand, sondern beschränkt sich auf gewisse Zeitfenster.

Ähnlich ist es an den Aktienmärkten. Nur noch um einiges volatiler. Ein Stock-Picking Ansatz ist eine zeitintensive Beschäftigungsweise. Er verlangt viel Beschäftigung mit der Materie, sei es Bilanzen, Wettbewerbern oder Marktchancen. Dieser Ansatz hat sich für mich langfristig aber bislang als passend erwiesen. Ich weiß gern ich was ich investiere und versuche darüber auch viel in Erfahrung zu bringen. Ein Management mit einem langen Track-Record, dem man vertrauen kann, ist in der nächsten Krise Gold wert. Denn die Firmen die eine Krise überstehen kommen meist gestärkt daraus hervor und die Anzahl der Wettbewerber ist geschrumpft.

Mein Verständnis für einen Mischfonds ist kein starres Verhältnis zwischen Anleihen und Aktien. Es ist viel mehr die Aufgabe überall die Augen offen zu haben, dort wo sich Chancen ergeben könnten. Gute Investments zu finden, diese längere Zeit zu halten und das Risiko flexibel über eine gesunde Cashquote zu regeln. Diese Flexibilität hat man weder mit einem reinen Aktienfonds, noch mit einem reinen Rentenfonds. Da ist dann plötzlich der etwas angestaubte „Mischfonds“ doch keine so schlechte Wahl. Ob sich im Bereich Anleihen oder Aktien in den kommenden Jahren die besseren Chancen ergeben vermag niemand zu beantworten. Dazu bräuchte man ein Orakel. Also warum nicht beide Türen offenlassen?

Wir freuen uns über ihr Interesse und halten sie mit weiteren Artikeln hier auf dem laufenden.

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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