Kommentar
17:56 Uhr, 21.12.2018

Milder Abschwung naht - kein Katastrophenszenario!

Geht es nach der Zinskurve, dann stehen wir kurz vor einer Rezession. Es gibt aber auch eine andere Perspektive, die zeigt, dass das Schlimmste schon vorbei ist.

Die Zinskurve hat derzeit unterschiedliche Nützlichkeit in den verschiedenen Ländern. In Deutschland zeigt sie weiterhin Expansion an, obwohl Deutschland zuletzt schrumpfte. Es hat also nicht funktioniert, dass die Zinskurve invertiert oder abflacht, bevor es wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt.

Deswegen sollte man die Signalwirkung der Zinskurve nicht gleich ganz abtun, denn in der Eurozone haben wir eine Sondersituation. Es ist so gut wie unmöglich, dass die Zinskurve invertiert. Die EZB hält die kurzfristigen Zinsen so niedrig, teils im negativen Bereich, dass die Kurzfristzinsen unter 0 % festgehalten werden.

Die Rendite von Anleihen mit längeren Laufzeiten ist ebenfalls niedrig, aber deutlich über 0 %. Solange die Notenbank hier nicht unbegrenzt Anleihen mit einem Zielzinssatz kauft, der unterhalb des kurzfristigen liegt, bleibt die Zinskurve so wie sie ist und kann nicht invertieren.

In den USA ist das anders. Dort ist so mancher Spread inzwischen negativ. Das sorgt für große Aufregung. Wie relevant das ist, darüber kann man streiten. Eine Inversion wurde von der Notenbank geradezu erzwungen. Die Langfristzinsen haben sich kaum noch nach oben bewegt, während die kurzfristigen Zinsen durch die Leitzinserhöhung nach oben gedrückt wurden.

Dass die Langfristzinsen kaum steigen, hat viele Gründe. Vor allem glauben Anleger nicht daran, dass es für längere Zeit höhere Inflation geben wird. Es gibt daher keinen Grund für höhere Renditen.


Banken haben auch keinen Grund ihre Kreditvergabe anzupassen. In der Vergangenheit haben sie das zuverlässig getan, weil sie sich kurzfristig Geld geliehen und es langfristig als Kredit vergeben haben. Ist der Langfristzins niedriger als der kurzfristige, schrumpft die Marge. Heute ist das nicht der Fall, da Banken in den USA auf 1,6 Billionen an Überschussreserven sitzen. Sie haben kein Refinanzierungsproblem.

Nehmen wir trotz all dieser Argumente einfach einmal an, dass die Zinskurve die nächste Rezession vorhersagt. Was soll man dann tun?

Die gute Nachricht ist, dass die Zinskurve vermutlich nur knapp in den negativen Bereich abgleiten wird und es schnell zu einer Erholung kommt. Der Grund dafür sind die Erwartungen der wichtigsten Akteure in der US-Wirtschaft, den Konsumenten.

Die Erwartungen der Konsumenten gehen seit langem zurück. Die aktuelle Lage wird als gut empfunden. Der Saldo aus beiden Komponenten (Erwartung minus Lage) entwickelt sich genauso wie die Zinskurve (siehe Grafik). Der Saldo ist bereits stark negativ. Nur zur Jahrhundertwende ging es noch tiefer.

Wenn wir keinen neuen Rekord aufstellen, dürfte das Tal bald erreicht sein. Wir sollten einen sehr milden Abschwung sehen, der keine Katastrophenszenarien an der Börse rechtfertigt.

Der Markt korrigiert gerade. Das wird vermutlich auch noch ein paar Wochen so bleiben. Persönlich habe ich einen hohen Cashbestand. Es besteht kein Grund, gerade jetzt plötzlich all in zu gehen. Der Markt scheint allerdings mehr zu korrigieren als aus fundamentaler Sicht notwendig zu sein scheint. Eine bessere Situation gibt es gar nicht. Erholt sich der Markt dann erst einmal, dürfte es recht schnell gehen.

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7 Kommentare

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  • Wolfrace
    Wolfrace

    Danke Herr Schmale, ich bin auch voll Ihrer Meinung. Die zittrigen Hände verkaufen Ihre Aktien voller unnötiger Ängste. Ich denke auch, dass wir schon bald eine explosive Rally erleben werden und neue Hochs im Dow feiern dürfen. Es wurde ja in einem anderen Bericht von Ihrem geschätzten Kollegen die 30.000 Punkte im Dow für 2019 vorausgesagt. Ich denke es kann noch viel höher gehen! Keine Investmentbank sieht eine Rezession für 2019. Also alles aufsammeln von den Angsthasen lautet die Devise. Stay long!!!

    19:49 Uhr, 24.12.2018
    3 Antworten anzeigen
  • Charlie
    Charlie

    Denke, SGAU kommt noch nicht. Ist nur eine normale Marktbereinigung seit der Trump Wahl. Ist ja alles wie verrückt hochgeschossen. Die Fonds wollen die Gewinne mitnehmen für ihre Performance.

    22:19 Uhr, 21.12.2018
  • quadral66
    quadral66

    Clemens, aufwachen!!

    Das wird der supergau

    22:13 Uhr, 21.12.2018
  • blueeyemax
    blueeyemax

    ...durch das überwpowern der Wirtschaft zur falschen zeit mit den falschen mitteln, besteht die gefahr einer implusion der wirtschaft. vor einigen wochen labten sich alle noch an den tollen "earnings". davon ist nichts mehr vorhanden.

    18:56 Uhr, 21.12.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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