Analyse
17:01 Uhr, 26.08.2024

MEYER BURGER – Aktie bricht um mehr als 40 % ein

Mit ambitionierten Plänen zum Aufbau einer Solarzellenproduktion in den USA wollte Meyer Burger eigentlich aus der Krise kommen. Doch die Pläne sind gescheitert und das Unternehmen steht jetzt endgültig mit dem Rücken zur Wand.

Erwähnte Instrumente

  • Meyer Burger Technology AG - WKN: A40H1E - ISIN: CH1357065999 - Kurs: 2,332 Fr (SIX)

Meyer Burger gehörte zu den Unternehmen, die überall die Hand aufhielten und Subventionshopping betrieben: Wenn sich der Geschäftsbetrieb nicht rechnete, sollte der Staat eben einspringen. Nachdem Subventionen in Deutschland nicht zustande kamen, wollte das Unternehmen von neuen Förderungen in den USA im Rahmen des Inflation Reduction Acts (IRA) profitieren und über den Aufbau einer eigenen Solarzellenproduktion die Flucht nach vorne antreten.

Doch nun zieht das Schweizer Unternehmen vorerst den Stecker: Der Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado sei derzeit nicht finanzierbar und werde deshalb gestoppt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Stattdessen wolle man sich auf den Hochlauf der Modulproduktion in Goodyear, Arizona fokussieren. Allerdings soll die Modulproduktionskapazität hier nur auf 1,4 Gigawatt steigen. Ein Ausbau der Produktionskapazität um weitere 0,7 Gigawatt auf dann 2,1 Gigawatt wird vorerst ausgesetzt, soll aber eine Option bleiben.

Anders als bisher geplant sollen die Solarzellen für die Modulproduktion in den USA aus Deutschland kommen. Der Zellproduktionsstandort Thalheim in Sachsen-Anhalt soll weiterhin voll betrieben werden und auch in Zukunft das „Rückgrat der Solarzellenversorgung“ bilden.

Meyer Burger steht finanziell offenbar mit dem Rücken zur Wand. Die Produktion von Solarzellen und Modulen rechnet sich einfach nicht, weil chinesische Unternehmen deutlich billiger sind. Auch staatliche Subventionen können hier nicht helfen, jedenfalls nicht dauerhaft. Zwischen politischem Wunschdenken und wirtschaftlicher Realität besteht, wie so oft, eine unüberbrückbare Kluft.


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Ein umfassendes Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm soll dem Unternehmen nun den Turnaround bringen. Allerdings muss dieses erst noch ausgearbeitet werden. Der Einbruch der Aktie um mehr als 40 % zeigt, dass der Markt große Zweifel hat. Ohnehin hatten Aktionäre bei Meyer Burger so gut nie etwas zu lachen. Allein gegenüber einem Hoch im Jahr 2023 hat die Aktie rund 99,5 % ihres Werts verloren. Kein Wunder, dass es Zweifel gibt, wenn das Unternehmen nun erklärt, dass sich durch die jetzt kommunizierten Änderungen „die nach der Kapitalerhöhung vom April 2024 verbleibende Finanzierungslücke auf ein deutlich geringeres Mass reduzieren wird“. Auch das „mittelfristig angestrebte EBITDA-Niveau sowie der Verschuldungsgrad der Gruppe“ sollen „deutlich tiefer liegen als bisher erwartet“, erklärte das Unternehmen. Die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen wird innerhalb kurzer Zeit erneut verschoben, „auf den 30. September 2024 oder, mit Zustimmung von SIX Exchange Regulation, auf ein späteres Datum“. Verwaltungsratsmitglied Mark Kerekes verlässt das Unternehmen.

Fazit: stock3 hat immer wieder von Investitionen in die Aktie von Meyer Burger abgeraten. Nebenwerte-Experte Sascha Gebhard schrieb im Januar 2024: „Anleger sollten sich vom Management auch dieses Mal nicht veräppeln lassen. Der Markt gibt solche Pläne, wie Meyer Burger sie hat, einfach nicht her. Der Solarmarkt ist ein Markt extremer Konkurrenz, und da zählen am Ende nur Menge und Preis. Und da kann Meyer Burger selbst mit weiteren 300 Mio. CHF Finanzmitteln keine führende Position einnehmen.“ Die langfristige Kursentwicklung der Meyer-Burger-Aktie zeigt eindrucksvoll, dass es sich meist nicht lohnt, auf einen Turnaround zu spekulieren, wenn ein Unternehmen schlicht kein tragfähiges Geschäftsmodell hat. Der erste Chart verfügt über eine lineare y-Achse, der zweite Chart über eine logarithmische. Der dargestellte Kursverlauf ist hingegen identisch. (Frühere Aktienkurse, wie im Chart gezeigt, ergeben sich durch nachträgliche Bereinigungen der Kurshistorie nach Kapitalmaßnahmen. Die Verluste der Aktionäre sind indes real).

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3 Kommentare

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  • Bankrott
    Bankrott

    Solarworld 2.0 oder Solarworld reloaded.

    Aber das kennen die ganzen Jungzocker, die hier schnell reich werden wollten, gar nicht mehr.....

    17:49 Uhr, 26.08.
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Finger weg von solchen "Bumsbuden"!! Ganz generell.

    17:19 Uhr, 26.08.
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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