Kommentar
12:34 Uhr, 21.10.2011

Memory-Express-Kurzläufer auf Öl-Titel

Aufkommende Rezessionsängste, die in den vergangenen Wochen die Aktienmärkte belasteten, führten auch bei den Rohstoffen zu deutlichen Abschlägen. Kaum ein Sektor, darunter auch das lange Zeit als „sicherer Hafen“ fungierende Gold, blieb davon verschont. So fiel der Preis für ein Barrel Öl der Nordsee-Sorte Brent wieder bis an die 100-US-Dollarmarke zurück, bevor die Hoffnung auf Fortschritte in der Euroschuldenproblematik an Finanz- und Rohstoffmärkten wieder für eine sichtliche Erholung sorgte. Auch wenn es in Zeiten wie diesen allenfalls kurzzeitig möglich erscheint, dass sich einzelne Bereiche von der Gesamtmarktentwicklung abkoppeln können, sprechen doch beispielsweise bei Rohstoffen eindeutige Fakten für weiter steigende Ölpreise. So dürfte laut dem Research der UniCredit die globale Nachfrage im vierten Quartal nächsten Jahres einen neuen Rekord von 91,5 Mio. Barrel pro Tag erreichen, wobei Schwellenländer erstmals die Industrienationen überflügeln dürften. Die Experten prognostizieren deshalb für 2012 einen Preis bei Brent von 120 US-Dollar.

Für Zertifikateanleger bieten sich gerade bei Öl zahlreiche Möglichkeiten an, um über die eine oder andere Struktur mit Puffer oder vollständigen Kapitalschutz direkt in das schwarze Gold zu investieren. Wer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte, kann analog zu Minenwerten im Metall-Sektor auch hier zusätzlich die Aktienkarte spielen und auf Produkte mit Öl-Titeln als Basiswert setzen. JP Morgan hat zu diesem Thema sogar vor einigen Wochen ein Express-Zertifikat auf einen Basket bestehend aus sechs Öl-Multis emittiert. Darin enthalten Chevron, Total, Royal Dutch Shell, Exxon Mobil, BP und die britische Centrica, die vor allem im englischen und nordamerikanischen Energie- und Gas-Geschäft tätig ist. Leider handelt es sich dabei wie so oft bei strukturierten Produkten nicht um einen handelsüblichen Aktienkorb, bei dem sich die unterschiedlichen Wertentwicklungen der Einzeltitel zu einem Durchschnittswert ergänzen, sondern um einen Basket, der nach dem berüchtigten „Worst-of“-Prinzip funktioniert. Dies bedeutet wiederum, dass immer nur die schlechteste Aktie als Bewertungsmaßstab herangezogen wird und es von vornherein zu keinem Ausgleich positiver und negativer Ausreißer kommen kann. Anleger sollten bei derartigen Produkten grundsätzlich jede Aktie vor einem möglichen Investment einer genauen Analyse unterziehen.

Als Ausgleich für das deutlich erhöhte Risiko winkt hier allerdings ein stattlicher jährlicher Kupon in Höhe von 14 Prozent. Da das zwei Jahre laufende Zertifikat zusätzlich mit einem Memory-Mechanismus ausgestattet ist, kann der „Zins“ bei einem Ausfall nach dem ersten Jahr bei Endfälligkeit im August 2013 vollständig nachgeholt werden und würde im letzten Jahr zu einer doppelten Rendite führen. Dazu ist es allerdings notwendig, dass die bei 70 Prozent des jeweiligen Startniveaus festgelegte Barriere, wenn schon nicht nach zwölf, dann wenigstens nach 24 Monaten von keiner Aktie unterschritten wird. Sollte am ersten Stichtag sogar die bei 90 Prozent fixierte Tilgungsschwelle halten, würde es darüber hinaus bereits nach einem Jahr zu einer vorzeitigen Fälligstellung kommen. Um am Laufzeitende zumindest noch den Nennbetrag in voller Höhe zurückzuerhalten, wurde bei diesem Produkt eine dritte Schwelle bei 60 Prozent eingezogen. Sollte also keiner der sechs Ölwerte am finalen Stichtag mehr als 40 Prozent seit Emission eingebüßt haben, würde der Anleger immer noch den Nennwert von 100 Euro zurückerhalten. Bei einem noch höheren Verlust eines Titels würde allerdings dessen tatsächliche Wertentwicklung dem Tilgungsbetrag zugrunde gelegt, egal wie stark die fünf anderen Basiswerte performen, wobei aufgrund der Währungssicherung keine weiteren Wechselkursrisiken bestehen.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Das neue Express-Papier bietet dem Anleger eine sehr attraktive Rendite. Die für derlei Produkte ungewohnt kurze maximal 2-jährige Laufzeit in Verbindung mit den diversen Sicherheitsschwellen rundet das interessante Chance-Risiko-Profil weiter ab, wenn da nicht der unangenehme „Worst-of“-Mechanismus sein „Unwesen“ treiben würde. Investoren sollten deshalb von jedem der sechs Titel uneingeschränkt überzeugt sein und bei keinem mit Einbrüchen von 30 oder mehr Prozent in den nächsten 22 Monaten rechnen.

Memory Relax Express-Zertifikat auf einen Öl-Basket

Emittent/WKN:

JP Morgan / JPM1D7

Laufzeit:

29.08.2013

Preis: (18.10.2011)

Geld 99,87 € / Brief: 100,87 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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