Kommentar
08:50 Uhr, 17.10.2016

Mein Fazit aus „5 Empfehlungen für Privatanleger von Starinvestoren“

Die Recherche rund um die Artikelserie „5 Empfehlungen für Privatanleger von Starinvestoren“ hat einige überraschende Erkenntnisse zu den hier näher beleuchteten Finanzeliten geliefert.

Hier nochmal alle Artikel im Überblick

Teil 1: Warren Buffett
Teil 2: Marc Faber
Teil 3: Jim Rogers
Teil 4: Peter Lynch
Teil 5: George Soros

Es gibt ein paar interessante fachliche, als auch persönliche Gemeinsamkeiten. So sind alle Herren ausgesprochene intellektuelle Querulanten mit einem großem Geist, einige auch mit einem großem Ego. Dabei vertreten die Auguren durchweg eine eigene Meinung entgegen der allgemeinen Marktstimmung. Diese Eigenschaft, sich nicht von dem tönernen Lärm der Märkte anstecken zu lassen und unbeirrt der eigenen Strategie zu folgen, scheint ein zentraler Erfolgsfaktor zu sein.

Dabei durfte ich feststellen, dass es nicht eine einzige, richtige Strategie an den Märkten gibt. Die hier besprochenen Investoren vertreten zum Teil völlig gegensätzliche Ansätze oder investieren mit verschiedenen Anlageklassen. Umso spannender war es dann doch einige Gemeinsamkeiten zu entdecken.

1. Nur das kaufen, was man versteht.

Diese Empfehlung ist wohl der größte gemeinsame Nenner aller Superinvestoren. Während Warren Buffett Privatanleger vor Derivaten warnt, rät Jim Rogers von geheimen Tipps ab und der ehemalige Fondsmanager Peter Lynch empfiehlt nur Dinge zu kaufen, die man mit Hilfe einer Buntstiftzeichnung erklären könne.

Ein Leser hat geschrieben, dass Warren Buffett sehr wohl komplexe Finanzprodukte, wie z.B. Derivate, in seinen Bilanzen ausweist. Ich halte das aus zwei Gründen für keinen Widerspruch. Erstens sind innerhalb von Unternehmensbilanzen Derivate nichts außergewöhnliches. Finanzprodukte und sogenanntes „Hedging“ werden von fast allen Unternehmen eingesetzt, um ihr Alltagsgeschäft zu bewältigen, z.B. Airlines die Kerosin einkaufen. Zum anderen müssen das Tagesgeschäft der Superinvestoren und ihre Empfehlungen für Privatanleger nicht übereinstimmen, um daraus hilfreiche Tipps und Strategien abzuleiten. Kaum ein Privatanleger wird die Strategie eines George Soros umsetzen können. Auch Warren Buffett, der selbst über Jahrzehnte erfolgreich Einzelunternehmen selektiert hat, empfiehlt seinen Erben einfach Indexfonds zu kaufen. (1)

2. Nicht versuchen, die Märkte vorherzusagen.

Wenn selbst ein George Soros meint, dass die Märkte nicht prognostizierbar seien, wie soll das dann einem Privatanleger mit geringerem Zugang zu Informationen möglich sein? Auch Peter Lynch mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von fast 30 % schien gänzlich ohne Marktprognosen auszukommen. Er rät davon ab, darauf zu warten, dass in der Zeitung „Jetzt kaufen“ steht.

3. Antizyklisch handeln. Aktien kaufen und halten, wenn die Märkte fallen.

Die für mich überraschendsten Empfehlungen hat Marc Faber gegeben. Der „Crash-Experte“ meint, dass Realwerte wie Aktien, Immobilien oder Edelmetalle, der beste Schutz vor Krisen sind. Warren Buffett sagt, die Märkte hätten bisher jede Krise weggesteckt, auch wenn es nicht immer einfach war diese durchzuhalten. Peter Lynch offenbart, dass er Aktien gekauft hätte bei 12 Dollar, die auf 2 Dollar fielen um sie später bei 30 Dollar zu verkaufen.

4. Langfristig denken und weniger handeln.

„Live-Ticker“ und „Realtime-Depots“ sind heutzutage Fluch und Segen zugleich. Einerseits sind wir in der Lage zu jeder Zeit an jedem Ort informiert zu bleiben. Andererseits animieren uns auch die Nachrichtenfluten zum Handeln, mit selten vorteilhaften Ergebnissen. Das für mich schönste Zitat dazu hat Warren Buffett geliefert:

„Someone is sitting in the shade today because someone planted a tree a long time ago.“

Fazit

Sich an den großen Meistern der Finanzmärkten zu orientieren und von ihnen zu lernen, hat sich für mich als eine gewinnbringend investierte Zeit herausgestellt. Einerseits kann man von den Fehlern und Erfahrungen nur profitieren und dadurch die ein oder andere Abkürzung, statt teurem Lehrgeld, nehmen. Auf der anderen Seite liegen einem in Form der Biografien der Starinvestoren verschiedene Wege als Investor oder Trader zu Füßen und es ist nur noch an uns, einen Weg an den Märkten für zu wählen.

Manche Wege erscheinen uns bekannt und wohlgesonnen, von anderen nehmen wir vielleicht Abstand, wenn uns die damit verbundenen Herausforderungen klarer werden. Die größte Sympathie hege ich für die Anlagewelt von Warren Buffett, auch wenn mir seine Biografie und Anlagestrategie schon vor dieser Artikelserie bekannt waren. Herausfordernd und zugleich spannend war die Philosophie von George Soros. Ich bin überzeugt, dass vor allem Trader und aktive Anleger von ihm viel lernen können. Weitere Zeit werde ich mir für die Bücher und Ausführungen von Peter Lynch nehmen. Seine Auswahlverfahren für Aktien und die Parallelen zum passiven Investmentansatz haben meine Neugierde geweckt.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

--

(1) Diese Anlagetipps gibt Warren Buffett seinen Erben. Von Mitchel Tuchman, WSJ.de. Veröffentlicht am 18.03.2014, abgerufen am 11.10.2016.

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1 Kommentar

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  • Tom66
    Tom66

    Schöne Serie und ein klasse Resumé. Danke!

    11:35 Uhr, 18.10. 2016

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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