Kommentar
07:58 Uhr, 04.05.2017

Megacaps - ist das noch eine faire Bewertung?

Schon als Kind lernen wir: das Leben ist nicht fair. Genauso ist es auch an der Börse.

Als Anleger fragt man sich manchmal wirklich, was den anderen Anlegern so durch den Kopf geht. Immerhin sind es die Anleger, die den Wert eines Unternehmens an der Börse bestimmen. Nicht jeder Wert erscheint dabei fair und sinnvoll.

In der aktuellen Berichtssaison darf man ruhig ein paar Zweifel bekommen. Die Aktie von Amazon sprang nach den Zahlen nach oben. Der Umsatz stieg kräftig von 29,1 Mrd. auf 35,7 Mrd. Dollar und der Gewinn von 1,07 Dollar je Aktie auf 1,48 Dollar. Das lässt sich sehen. Die Aktie notiert jedoch bei ca. 930 Dollar. Selbst wenn man den Gewinn großzügig aufrundet (auf 2 Dollar je Aktie) und annualisiert, bleibt ein KGV von 116.

Amazon wächst nach wie vor in hohem Tempo. Vergleicht man jedoch die Bewertung von Amazon mit anderen Unternehmen der Branche, so erscheint der Wert des Unternehmens exorbitant hoch. Ein KGV von 30 wäre angemessen. Amazons Gewinn muss sich also ungefähr vervierfachen, um bei der aktuellen Bewertung vergleichbar zu sein.

Lesetipp: Amazon - Die Short-Chance des Jahrzehnts?

Es steckt viel Fantasie in der Aktie. Das wird insbesondere dann deutlich, wenn man Amazon mit Alibaba vergleicht. Grafik 1 zeigt die größten 10 Unternehmen, die an den US-Börsen gehandelt werden. Alibaba schreibt ein Vielfaches an Gewinn im Vergleich zu Amazon und wächst dabei kein Stück langsamer.

Bei Amazon wird das Cloud Geschäft als Grund für die hohe Bewertung angesehen. Dieses Geschäftsfeld wächst besonders schnell und profitabel. Das mag sein, allerdings ist Amazon nicht alleine auf der Welt. Auch Alibaba hat ein Cloud Business, welches gerade so richtig loslegt.

Insgesamt scheint die Bewertung der größten Unternehmen schon fast zufällig. Berkshire Hathaway streitet sich mit JPMorgan um Rang 2 der Unternehmen mit dem höchsten Gewinn. Bei der Marktkapitalisierung liegen die Unternehmen jedoch auf Rang 6 und 9. Das wirkt vielleicht nicht spektakulär, doch Berkshire – obwohl es den zweithöchsten Gewinn schreibt – trennen 230 Mrd. Marktkapitalisierung von der Nummer 2 nach Unternehmenswert. Bei JPMorgan sind es gleich 330 Mrd.


Beim Ölgiganten Exxon warten Anleger geduldig auf den Rebound des Ölpreises. Obwohl der Gewinn im Vergleich zu den besten Zeiten um 75 % geschrumpft ist, bleibt die Marktkapitalisierung hoch. Wer nach den letzten Jahren jedoch noch immer glaubt, dass der Ölpreis schnell wieder nach oben schnellt, ist schon sehr optimistisch.

Sinnvoll und fair erscheinen die Bewertungen nicht wirklich zu sein – Wachstum und sonstige Perspektiven hin oder her. Anleger scheinen Mega Caps aber einfach zu lieben und an ihnen festzuhalten. Grafik 2 zeigt die Kapitalisierung der größten 100 Unternehmen der Welt im Vergleich zur Weltmarktkapitalisierung. Obwohl diese Mega und Large Caps nur 0,2 % aller Unternehmen an der Börse ausmachen, entfällt ein Viertel der Marktkapitalisierung auf sie. Es war auch schon einmal mehr, doch ein Viertel ist noch immer sehr, sehr viel.

Faire Bewertung liegt wirklich im Auge des Betrachters. Für mich wirkt die Bewertung so mancher Mega Cap Aktie eindeutig unsinnig.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • Austrochris
    Austrochris

    selbst ein kgv von 30 ist bereits hoch....eins von 116 der wahnsinn

    12:54 Uhr, 04.05.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    wenn keiner sieht, dass wir mitten in einer blase sind , ist selbst schuld...

    Der markt wird wahrscheinlich sogar noch steigen, aber die risken steigen jeden tag, dass die 9 jährige hausse bald vorbei ist

    12:51 Uhr, 04.05.2017
    1 Antwort anzeigen
  • tschak
    tschak

    ich sehe das Alles etwas anders. Ich kenne aber auch die FREAK-Bewertungen vom Jahr 2000: CSCO, INTC, AMZN damals...KUV Amazon heute schaut da schon besser aus....

    08:51 Uhr, 04.05.2017
  • xarcox
    xarcox

    wer hoch steigt - fällt tief

    08:04 Uhr, 04.05.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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