Kommentar
19:27 Uhr, 07.03.2016

Mega-Rally bei Rohstoffen und Rohstoff-Aktien!

Wer vor zwei Wochen in Rohstoffaktien investierte, musste sehr viel Pech haben, um nicht mindestens 50% Gewinn zu erzielen. Doch wie nachhaltig ist diese epische Rally?

Es ist fast egal, welche Aktie des Sektors man betrachtet. Sie alle haben eines gemeinsam: sie sind in den vergangenen zwei Wochen massiv gestiegen. Zu den Unternehmen mit den geringsten Gewinnen gehören vor allem diversifizierte Rohstoffunternehmen, die zu den größten der Welt zählen. Das sind unter anderem BHP Billiton und Rio Tinto. Doch auch hier zeigen sich wahre Luftsprünge.

Seit den Tiefs konnte BHP über 50 % zulegen. Allein in der vergangenen Woche waren es 23 %. Man muss lange suchen, um überhaupt eine Aktie zu finden, die nicht über 20 % in der letzten Woche gestiegen ist. Die Grafik zeigt eine Auswahl an Aktien und ihre Kursentwicklung. Auf Wochensicht hat Seadrill wahrscheinlich den Vogel abgeschossen. Auf Wochensicht betrug das Plus 262 %. Seit den Tiefs Mitte Februar hat die Aktie sogar 355 % zugelegt.

Ein Grund für die enormen Kursanstiege ist die Auflösung von Shortpositionen. Einige der Aktien wurden massiv leerverkauft. Bei Titeln wie Transocean und Chesapeake Energy wurde mehr als ein Drittel aller ausstehenden Aktien für Leerverkäufe genutzt. Beginnen die Kurse der Aktien dann wider Erwarten zu steigen, wollen viele Anleger gleichzeitig ihre Shortpositionen auflösen.

Wer Leerverkäufe tätigt, der leiht sich Aktien, um sie zum Marktpreis zu verkaufen. Diese geliehenen Aktien werden dann im Idealfall zu einem niedrigeren Kurs zurückgekauft und wieder zurückgegeben. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufskurs ist der Gewinn.

Mit Leerverkäufen kann man sehr viel Geld verdienen, aber auch sehr viel Geld verlieren. Wer die Aktie von Seadrill vor zwei Wochen leerverkaufte, der sitzt nun möglicherweise auf einem Verlust von 200 %. Das ist schmerzhaft und kann Anleger in den Ruin führen. Bei Leerverkäufen ist das Verlustpotential unbegrenzt. Kauft man hingegen eine Aktie, dann kann diese schlecht unter Null fallen. Das maximale Verlustpotential liegt bei 100 %, wenn man die Aktie nicht auf Kredit gekauft hat.

Auslöser für die Rallye waren Shorteindeckungen. Da darf man sich als Anleger nichts vormachen. Die Rally hat wenig mit Fundamentaldaten zu tun. Die Shorteindeckungen wiederum wurden durch eine Stabilisierung der Rohstoffpreise ausgelöst. Hier hatte sich eine kurzfristige Übertreibung ergeben, die nun korrigiert wird.

Die durch die Schließung von Shortpositionen ausgelöste Rally ist so extrem, dass die meisten Aktien wieder Preise erreicht haben, die die Unternehmen überbewertet aussehen lassen. Die Tiefs, die im Januar und Februar erreicht wurden, können durchaus einen langfristigen Boden darstellen. Ebenso ist es gut möglich, dass die Rally noch eine Weile von Shorteindeckungen getragen wird.

Wer an Rohstoffunternehmen interessiert ist, um die Aktien als Investition zu halten (auf Sicht von Jahren), der findet aktuell kaum noch gute Einstiegskurse. Rohstoffpreise stabilisieren sich aktuell und können auch noch weiter steigen. Auch hier gab es eine deutliche Übertreibung. Fundamental aber befindet sich der Markt noch immer dort, wo er auch vor 4 Wochen war: in einem Zustand des Überangebots.

Das Überangebot hat sich weder auf dem Ölmarkt, noch auf dem Markt für Industriemetalle abgebaut. In einigen Segmenten weitet sich das Überangebot weiter aus. Was wir aktuell sehen ist lediglich eine Korrektur der panikartigen Verkäufe zu Jahresbeginn. Die Übertreibung, die sich aus fundamentaler Sicht dargestellt hat, ist längst korrigiert. Es sind kaum noch Schnäppchen zu finden, da sich viele Aktienkurse zuletzt vervielfacht haben.

Für risikofreudige Trader ist der aktuelle Markt sehr interessant. Für Investitionen kommen Anleger mehrere Wochen zu spät. Hier sollte man vermeiden, den Kursen hinterherzulaufen. Sind die Shorteindeckungen einmal gemacht, dann sollten die Kurse wieder zurückkommen. Wer also investieren und nicht traden will, der sollte Geduld haben und nicht in diese Bullenfalle tappen.

Persönlich bin ich der Ansicht, dass wir die Tiefs nun gesehen haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Kurse ab jetzt nur noch eine Richtung kennen. Rohstoffe sind noch immer sehr günstig. Die meisten Ölunternehmen machen bei Preisen von weniger als 40 Dollar je Barrel Verluste. Der Ölpreis kann kurzzeitig über 40 Dollar steigen, doch das bedeutet lediglich, dass die Unternehmen dann keine Verluste mehr schreiben. Von großen Gewinnen sind sie immer noch sehr weit entfernt.

Der Kursanstieg der letzten Wochen hat viele Unternehmen wieder so weit in ihrer Bewertung steigen lassen, dass sie inzwischen wieder überbewertet sind und wenig mit den aktuellen Rohstoffpreisen zu tun haben. Selbst wenn die Rohstoffpreise noch einmal 20 % oder 30 % steigen, würde das die Kursanstiege der letzten Tage und Wochen nicht rechtfertigen. Wie hoch der Short Squeeze die Kurse noch treibt kann man nicht sagen. Ich halte es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass viele Aktienkurse wieder stark zurückkommen werden.

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7 Kommentare

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  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Das sind Bärenmarktrallys, wie 2014 bei den Goldaktien. Die sind zwischendurch auch mal stark gestiegen. Die meisten Rohstoffaktien werden mindestens nochmal 80-90% an Wert verlieren. Dann kann man sie einsammeln.

    22:59 Uhr, 07.03. 2016
  • Octagon2012
    Octagon2012

    Zwei Aktien mit guten Einstiegskursen gibt es noch: Whiting Petroleum 590101 und C&J Energy Services A14Q0K

    21:46 Uhr, 07.03. 2016
  • fk08
    fk08

    Was haltet ihr von ETCs wie zum Beispiel diesem hier: DE000A0V9YX2.

    21:10 Uhr, 07.03. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Rolli1001
    Rolli1001

    welche ETF's gibt's da ?

    19:32 Uhr, 07.03. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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