Kommentar
07:16 Uhr, 21.09.2017

Marktreaktion auf Fed-Entscheid: Unverständlich!

Die Katze ist aus dem Sack: die US-Notenbank beginnt die Bilanzverkleinerung im Oktober. Das war zu erwarten. Trotzdem reagiert der Markt überrascht.

In einer Erstreaktion wurden vor allem US-Aktien verkauft. Der Dollar sprang gegenüber dem Euro fast 1 % nach oben und die Rendite für US-Anleihen zog an. Das ist eine Reaktion, die man erwartet, wenn geldpolitische Straffung angekündigt wird, doch die, die verkündet wurde, war ja nun wirklich zu erwarten.

Die Überraschung war vermutlich die Projektion der Notenbank, insbesondere in Bezug auf den Leitzins. Ende 2017 erwartet die Mehrheit der Notenbanker einen Leitzins von 1,4 %. Mit anderen Worten: der Leitzins muss im Dezember noch einmal steigen. In den letzten Tagen ging nur etwa die Hälfte der Anleger von einem solchen Schritt aus. Fast die Hälfte wurde also auf dem falschen Fuß erwischt.

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Wenn es keine negativen Überraschungen in der US-Wirtschaft gibt, steigen die Zinsen im Dezember weiter. Davon kann man nun ausgehen. Die Marktreaktion ist trotzdem übertrieben, denn langfristig wird die Notenbank immer weniger streng. Die Langfristprojektion des Leitzinses sinkt von 3 % auf 2,8 %. Das ist tiefer als das bisherige Prognosetief von 2,9 % im September 2016.

Kurzfristig tut die Fed das, was sie angekündigt hat. Langfristig wird sie immer lockerer. Der Markt tut nun geradezu so als stünden die Zinsen morgen gleich bei 5 %, aber wie heißt es so schön: der Markt hat immer Recht.

Immerhin, hält sich diese Einstellung des Marktes, wird der Dollar wieder etwas aufwerten. Das gibt der EZB den Raum, den sie braucht, um ihr QE Programm abzuwickeln. Eine solche Abwicklung ist schwierig. Die US-Notenbank lernte das auf die harte Tour. Nun kann sie die Normalisierung fast nicht schnell genug über die Bühne bringen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der langfristige Ausblick. Yellen sagt klar, dass die Bilanz reduziert wird und es viel braucht, um diese Reduktion auszusetzen. Eine moderate Rezession würde lediglich dazu führen, dass die Reduktion nicht weitergeht. Neues QE will die Fed erst einmal vermeiden und nur verwenden, wenn es zu einer großen Krise kommt. Mal sehen, ob das noch gilt, wenn die nächste Rezession kommt.

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2 Kommentare

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    Guten Morgen Herr Schmale. Wie sollte denn nach Ihrer Meinung der Markt reagieren? 10% steigen oder wie? Aber der Markt ist doch die letzten Jahre hautsächlich wegen der Pumpenkohle gestiegen. Was sollte denn jetzt passieren, wenn jetzt eben diese Pumpenkohle fehlt?

    07:49 Uhr, 21.09.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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