Kommentar
00:05 Uhr, 18.06.2020

Marktcheck: FED und Trump vs. geopolitische Lage und Corona-Pandemie

Wie ist der Markt aktuell einzuschätzen? Laufen die Erholungsbewegungen weiter oder kommt am Ende doch die gefürchtete zweite Welle? Und welchen Einfluss haben geopoltische Risiken? Eine genaue Analyse zum DAX, EUR/USD, Gold und WTI Öl finden sie in diesem Artikel. Viel Spaß!

Erwähnte Instrumente

  • Open End Turbo auf DAX
    ISIN: DE000TT2EEP3Kopiert
    Kursstand: 11,310 € (HSBC) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Open End Turbo auf Gold
    Kursstand: 1,550 € (HSBC) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Der Markt rennt weiter. Nachdem es letzte Woche zu schärferen Korrekturbewegungen kam und bereits einige Anleger den Beginn der zweiten Welle ankündigten, zeigen sich diese Woche die Märkte bereits wieder freundlicher. Das "buy-the-dip"-Mentalität des letzten Jahrzehnts scheint wieder in Mode zu kommen. Doch was treibt die Bullen aktuell an?

Hier ein Überblick über die aktuellen marktbewegenden Nachrichten:

Positive News

  • Einer britischen Studie zufolge zeigt der Wirkstoff Dexamethason eine Senkung der Todesrate von an Beatmungsmaschinen angeschlossenen Covid-19-Patienten. Die WHO bezeichnet diese Ergebnisse als "lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch".
  • Die US-Notenbank FED kündigte zu Wochenbeginn an, ihr Anleiheprogramm zukünftig auch auf Schuldtitel einzelner Unternehmen auszudehnen und damit direkt am Corporate-Bond-Markt zu agieren.
  • Einem Bericht von Bloomberg zufolge plant die US-Regierung ein 1-Billionen Dollar schweres Infrastrukturpaket zur weiteren Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie.
  • Der US-Einzelhandelsumsatz im Mai übertraf deutlich die Erwartungen. Die Erwartung lag bei einem Plus von 7,7 %, tatsächlich wurde eine Zunahme von 17,7 % erreicht.

Negative News

  • Der Grenzkonflikt zwischen China und Indien ist erneut aufgeflammt. Bei einem Scharmützel an der indisch-chinesischen Grenze starben 20 indische Soldaten.
  • Nordkorea schickt nach der Sprengung eines Verbindungsbüros nun Soldaten in die Grenzgebiete. Die Rede ist von Militärübungen und "höchster Alarmbereitschaft". Südkorea warnte in einer Dringlichkeitssitzung Nordkorea davor die Lage zu verschärfen. In diesem Fall würde Südkorea "nachhaltig reagieren".
  • Die japanischen Exportdaten brachen im Mai um 28,3 % im Vergleich zum Vorjahr ein, was den stärksten Einbruch seit der Finanzkrise 2009 darstellt.
  • Jerome Powell äußerte sich Dienstag Abend bei einer Videokonferenz düster über die Erholung der US-Wirtschaft.
  • Nach einem erneuten Corona-Ausbruch in Peking verschärft die chinesische Regierung Schutzmaßnahmen und stellt 30 Wohnviertel unter Quarantäne. Peking rief indessen die zweithöchste Gefahrenstufe aus.
  • Mehrere US-Staaten verzeichnen einen Höchststand von Neuinfektionen innerhalb eines Tages.

Hieraus lassen sich einige interessante Aspekte über das Anlegerverhalten ableiten. Zwar nehmen die geopolitischen Spannungen weiter zu, doch die Hoffnung auf eine weiter anhaltende geldpolitische Stützung seitens der Notenbanken und weitere Konjukturprogramme motiviert Anleger zu weiteren Zukäufen. Bisher wird damit die Erholungsbewegung weiter vorangetrieben, doch der jüngste Kurseinbruch zeigt: Die Märkte bleiben weiterhin anfällig für scharfe Korrekturen. Zudem beginnt Mitte Juli die Quartalssaison, welche bereits mit Spannung erwartet wird.

DAX

Der wichtige charttechnische Kumulationspunkt im Bereich bei ≈11.670 - 11.770 Punkte wurde von Anlegern einwandfrei wahrgenommen und sorgte in dieser Woche wieder für Auftrieb. Dieser Zone stellt aus charttechnischer Perspektive eine besonders wichtige dar, da hier der EMA200, eine horizontale Unterstützung und das 61,80 %-Fiboretracement der Corona-Verkaufswelle verlaufen.

Ein Bruch dieses Supports hätte die Wahrscheinlichkeit für weitere Anschlussverkäufe enorm ansteigen lassen. Doch bullische Anleger vereitelten schlimmeres. Nun stellt sich die Frage: Wie geht's weiter? Bleiben Anleger weiterhin bullisch gestimmt und die geopolitische Lage verschärft sich nicht übermäßig drastisch, so überwiegt im Ergebnis trotz allem die Hoffnung auf eine weitere rasche Erholung der Wirtschaft. Deshalb stehen die Chancen gut, dass die laufende Erholungsbewegung im DAX bis zum Beginn der Quartalssaison weiter ausgebaut wird.

Das Allzeithoch bei 13.795 Punkten dürfte daher bald wieder im Fokus von Anlegern stehen. Auf dem Weg dahin liegen zwei Hürden. Einmal die 13.000er-Marke, bei welcher erst kürzlich halt gemacht wurde. Kann diese nachhaltig überschritten werden, so dürfte es bei 13.500 - 13.600 Punkten und damit kurz vom ATH noch einmal turbulenter werden. Würde bis hierhin der Fahrplan abgearbeitet werden, so würde ab Mitte Juli die Veröffentlichung der Quartalsberichte im maximalen Fokus von Marktteilnehmern stehen und über die mittel-, bis langfristige Marktrichtung entscheiden.

Gut vorstellbar wäre zunächst eine Konsolidierung am Allzeithoch im Form einer Seitwärtsbewegung, welche nach der starken Performance der letzten Monate zu diesem Zeitpunkt überfällig wäre. Je nachdem wie die Zahlen ausfallen und sich die geopolitische Lage inklusive der Coronainfektionsrate entwickeln, liegen folgend zwei Kursziele auf der Hand. 15.000 Punkte oder ≈11.750 Punkte. In diesem Zusammenhang stehen vor allem auch die Präsidentschaftswahlen in den USA im Mittelpunkt, welche am 03. November stattfinden. Kurzfristig ist diese Woche Freitag von größerer Bedeutung, da hier der große Verfallstag ansteht.

Wer bis zu diesem Event weiterhin auf eine Aufwärtsbewegung spekulieren möchte, könnte dies mit einem Zertifikat von HSBC handeln, z.B dem Turbo-Open-End Zertifikat mit der WKN TT2EEP. Dieses Produkt besitzt einen Hebel in Höhe von 10,57. Der Knock-out liegt 11.221,83 Punkten und liegt damit ca. 9 % vom aktuellen Kursgeschehen entfernt.

DAX Chartanalyse
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -

EUR/USD

Das Devisenpaar befindet sich nach der dynamischen Rally Ende Mai/Anfang Juni nun im Korrekturmodus. Zunehmende geopolitische Risiken sowie die weiterhin präsente Angst vor einer weiteren Coronainfektionswelle lassen den Euro abwerten. Die laufende Korrektur deckt sich mit technisch markanten Zonen. Seit August 2018 verläuft das Währungspaar in einem Abwärtstrendkanal, an dessen Oberkante nun ein Verkaufswelle eingeleitet wurde. Diese könnte sich, sofern sich potenzielle Risikofaktoren nicht schlagartig verbessern, weiter ziehen und mehrere Unterstützungen abarbeiten.

Der nächste Support liegt bei 1,1473 USD, gefolgt von einem starken Support bei 1,0980 USD (hor. Unterstützung + 61,80 %-Retracement der Rally seit Ende April). Zwischen diesen beiden Unterstützungen verlaufen in Nähe zueinander der EMA50 und der EMA200, welche ebenso Auftrieb verleihen könnten. Bei einer anhaltenden Korrektur würde es sich allerdings in erster Linie nicht um eine startende Abwärtsbewegung handeln, sondern mehr um eine Korrektur innerhalb einer Aufwärtsbewegung.

Bis zum Level bei 1,0980 USD wäre diese angemessen und die Chance auf eine weitere Fortsetzung der Aufwärtsbewegung würde bestehen bleiben. Erst unter 1,0980 USD wandelt sich der Trend und weitere Ziele auf der Unterseite sind zu priorisieren. Die nächste Unterstützung würde in diesem Fall bei 1,07760 USD liegen.

Vorher haben die Bullen wie bereits geschildert aus technischer Sicht mehrere Möglichkeiten, um höhere Kursnotierungen und erneut einen Ausbruch aus dem mehrjährigen Abwärtstrendkanals zu versuchen. Allerdings sind auf längere Sicht Themen wie eine weitere Infektionswelle im Herbst, geopolitische Spannungen, die Konjukturentwicklung in der EU und die US-Präsidentenschaftswahlen die entscheidenden Kurstreiber, welche für intensive Kursausschläge in beide Richtungen sorgen könnten und deshalb besonders beobachtet werden sollten.

Möchte man auf eine weiter anhaltende Abwärtsbewegung handeln, wäre TR1XT8 ein hierfür passendes Zertifikat. Bei diesem Zertifikat liegt die Knock-out-Schwelle bei 1,3453 USD und ist damit rund 20 % entfernt. Der Hebel liegt bei 5.

EUR/USD Chartanalyse
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -

Gold

Gold war mit Abstand DER Shootingstar seit 2019. Aus dem mehrjährig gebildeten Boden wurde letztes Jahr mit einer enormen Dynamik von Kursgewinn zu Kursgewinn geschritten. Zwar sorgte die Corona-Pandemie für einen scharfen Rücksetzer, doch diese Verluste sind bereits wieder vollends aufgeholt.

Seit April jedoch begibt sich das Edelmetall in eine Konsolidierungsformation, aus der bisher heraus noch keine klaren Impulse gesetzt werden konnten. Grund hierfür dürfte sein, dass sich der Fokus von Anlegern im Zuge der "buy-the-dip"-Mentalität zugunsten von Aktien verschoben hat; allerdings nehmen auf der anderen Seite Spannungen in geopolitischen Konflikten zu, welche erfahrungsgemäß den Goldpreis stützen.

Jene könnten zwar tendenziell auf längerfristige Sicht förderlich für einen zunehmenden Goldpreis sein, doch auf kurz-, bis mittelfristige Sicht dürfte sich eine Konsolidierung bzw. Korrektur nach der Entwicklung des letzten Jahres weiterziehen. Deshalb könnte hier mit weiteren Kursschwankungen innerhalb der ausgebildeten Range zwischen 1.673 und 1.747/65 Punkte gerechnet werden. Diese Marken gelten gleichzeitig als Buy-, und Sell-Trigger.

Doch Vorsicht! Werden diese Levels erreicht, besteht ebenso eine erhöhte Gefahr von Bullen-, bzw. Bärenfallen, welche nicht ausgeblendet werden sollten. Insgesamt ist also aufgrund der weiterhin möglichen Risikofaktoren und "black swans" mit einem in der Tendenz steigenden Goldpreis zu rechnen, doch kurzfristig könnte es weiterhin volatil zugehen. Steigt Gold im Ergebnis, ob mit oder ohne längere Korrektur bzw. Bärenfalle nachhaltig über 1.765 USD an, so liegt das nächste Ziel bei 1.802 USD und damit bei dem Hoch aus dem Jahre 2011.

Ein passendes Zertifikat, um auf eine sich weiter fortsetzende Aufwärtsbewegung zu spekulieren, wäre das Produkt TT1RRV von HSBC (Hebel 10| Knock-out 1.5556,92 USD). Wer allerdings auf eine mittelfristige Korrekturbewegung spekulieren möchte, könnte das Bear-Zertifikat TT0Y29 (Hebel 10,29| Knock-out 1.892,22 USD) handeln.

Gold Chartanalyse
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -

WTI Öl

Vorgestern prognostizierte die IEA für das Jahr 2020 einen durchschnittlichen Ölbedarf von 91,7 Mio. Barrel pro Tag, was 500.000 bpd mehr als im vorherigen Mai-Report entspricht. Der Grund hierfür liege beim höher als erwartenden Verbrauch während des Corona-Lockdowns, wie die Organisation mitteilte. Daraufhin stieg der Ölpreis rasch an.

Diese Nachricht wird jedoch von den Lagerdaten überschattet, welche einen überraschend starken Anstieg der US-Rohöllagerbestände aufzeigen. In der Vorwoche wurde ein Rückgang von 1,2 Mio. Barrel erwartet, doch die Lägerbestände nahmen nach Angaben der EIA um 5,72 Mio. Barrel zu, was für eine weiterhin zu hohe Produktion oder vice versa geringere Nachfrage als erwartet spricht. In dieser Woche stiegen sie um 1,215 Mio. Barrel; Analysten erwarten einen Anstieg um 0,9 Mio. Barrel.

Eine weitere Meldung kam in dieser Woche seitens der Opec+Staaten hinzu. Diese verlängerten Förderkürzungen um einen weiteren Monat bis Ende Juli, was dem Ölpreis zu Gute kam und ein erneutes Verkaufsinteresse verhinderte. Trotzdem bleibt die Unsicherheit weiterhin groß. Unklar ist, in wie weit sich die Weltwirtschaft tatsächlich erholen kann, ob eine weitere Corona-Welle das wirtschaftliche Aufleben beeinflusst, inwieweit sich die geopolitische Spannungen entwickeln und wie die Opec+ in den kommenden Monaten mit Förderkürzungen umgeht.

Durch die starke Erholung Ende April und Mai spricht zudem auch technisch einiges für eine kommende Korrekturphase. Der Ölpreis beläuft sich aktuell auf 37,87 USD und befindet sich damit nicht weit entfernt vom horizontalen Widerstand bei knapp 41 USD. Ein Anlaufen dieser Marke ist durchaus noch möglich, doch spätestens hier sollte mit einer etwas länger anhaltenden Konsolidierungsphase gerechnet werden. Ein erstes Ziel liegt im Bereich bei ≈ 32 - 34,60 USD. Hier verläuft ein klassischer Support und der EMA50. Folgend auf diese Unterstützung fällt das Kurslevel bei 27 - 28 USD ins Auge, bei welchem eine Stabilisierung gut vorstellbar wäre.

Je nachdem wie sich die Einflussfaktoren entwickeln, wäre ein erneutes Anlaufen der 41-42 USD vorstellbar. Bei diesem Kursbereich würde um die längerfristige Richtung entschieden werden, zumindest aus technischer Sicht. Gelingt ein Anstieg über 42,18 USD und damit über den EMA200 und den dem horizontalen Widerstand, so lautet das nächste Kursziel 50,68 USD. Gelingt dies nicht, so muss mit einem Rücklauf bis zu 34,63 USD und dem 27 USD-Level gerechnet werden.

WTI Chartanalyse
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -

Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals oder sogar zu einer Nachschusspflicht führen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Mehr von Johannes Büttner zu den erwähnten Instrumenten

Keine Artikel gefunden

Über den Experten

Johannes Büttner
Johannes Büttner

Johannes Büttner begann bereits in Jugendjahren sich für die Börsenwelt zu interessieren. Nachdem er bereits zu Schulzeiten mit ersten Aktien handelte, vertiefte er seither kontinuierlich sein Wissen und wurde selbst zu einem aktiven Trader. Seine Faszination an den internationalen Finanzmärkten schlug sich vor allem in der Vertiefung seines Wissens im Bereich der Charttechnik nieder. Im Herbst 2019 absolvierte er seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und nahm sein Masterstudium im Fach Business Administration auf. Sein Handelsschwerpunkt liegt auf Aktien, Indizes, Rohstoffen und Währungen. Im Mittelpunkt seiner Analysen steht die technische Analyse. Hierbei fokussiert er sich auf die klassische Chartanalyse. Die persönliche Handelsstrategie von ihm besteht aus einem Mix aus optimalen CRV-Setups, Antizyklik und dem Turnaround-und Outbreakhandel. Dabei handelt er im kurz-bis mittelfristigen Bereich vorrangig mit Hebelprodukten und Optionsscheinen.

Mehr Experten