Fundamentale Nachricht
15:07 Uhr, 06.02.2018

Markt preist zu wenige Zinsschritte der Zentralbanken ein

Aberdeen-Standard-Investments-Chefvolkswirt Jeremy Lawson geht davon aus, dass die Fed in den nächsten zwei Jahren mehr als das Doppelte der derzeit eingepreisten drei Zinserhöhungen liefern wird.

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Edinburgh (GodmodeTrader.de) - Während die meisten Auguren schnell ihre Erwartungen an das Wirtschaftswachstum nach oben geschraubt und das Jahr 2018 als bestes Jahr seit 2011 eingestuft haben, scheinen sich die Erwartungen an die Geldpolitik weniger stark verschoben zu haben. Obwohl die Zinsen am Markt bereits gestiegen sind, zeichneten sich darin nur relativ vorsichtige Anpassungen der Geldpolitik in den kommenden Jahren ab, wie die Volkswirte von Aberdeen Standard Investments in ihrem aktuellen „Weekly Economic Briefing“ schreiben.

Als Beispiel führen sie die USA an, wo die Märkte trotz starken Wachstums und drohender fiskalischer Impulse in den nächsten zwei Jahren nur noch mit etwas mehr als drei Zinserhöhungen rechnen. In vielen anderen entwickelten Märkten seien sogar noch weniger Schritte eingepreist, heißt es weiter.

Chefvolkswirt Jeremy Lawson geht jedoch davon aus, dass die Fed in diesem Zeitraum mehr als das Doppelte der derzeit eingepreisten Straffung liefern wird. „Dies würde im Vergleich zu früheren Zyklen immer noch eine langsame Verknappung bedeuten“, so sein Hinweis. Für das langsame Vorgehen gebe es in allen Volkswirtschaften durchaus gute Gründe. So dürfte sich, erstens, die Beschleunigung des globalen Wachstums nur langsam auf eine stärkere Inflation auswirken, heißt es weiter.

Zweitens erwartet Lawson, dass die Zentralbanken klare Anzeichen für eine nachhaltige Rückkehr der Inflation zu ihren jeweiligen Zielen sehen wollen, bevor sie aus ihrer akkomodierenden Politik aussteigen. Drittens dürften die Auswirkungen einer Straffung stärker sein als vor der Krise. „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass der Gleichgewichtszins tendenziell gesunken ist, während die Verschuldung in der gesamten Weltwirtschaft gestiegen ist“, so Lawson.

„Insgesamt bietet die Kombination aus gesundem Wachstum und langsamen Rückführung der expansiven Geldpolitik einen günstigen Rahmen für die Industrie- und Schwellenländer. Wir müssen jedoch auf Anzeichen achten, ob die Grundlagen für diesen Policy-Mix, insbesondere im Hinblick auf die Inflation, zu brechen beginnen“, so Lawson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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