Markt preist zu starke Zinssenkungen ein
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In unserem ersten Macrocast nach Weihnachten schrieben wir über unterschiedliche Risiken in den USA und im Euroraum. Fed und EZB, so unsere These, könnten unterschiedliche Fehler machen. Im Glauben an eine weiche Landung und eine niedrigere Inflation könnte die Fed die Zinsen zu früh senken, sodass die Inflation wegen der stabilen Konjunktur weiterhin über dem Zielwert liegen würde. Die EZB könnte mit Zinssenkungen hingegen zu lange zögern, da sie sich zu sehr auf die Vergangenheit bezieht. Die Folge wäre eine tiefe Rezession mit einer Inflation unter dem Zielwert.
Zwei Entwicklungen in der letzten Woche könnten aber beides unwahrscheinlicher gemacht haben: In den USA lassen die Kombination aus starkem BIP-Wachstum und einer PCE-Kern-inflation in Höhe des Zielwerts eine „Deflation ohne Verwerfungen“ plausibler erscheinen. Im Euroraum könnte Christine Lagardes überraschende Weigerung am letzten Donnerstag, sich gegen die Markterwartungen zu stellen, eine größere Bereitschaft zu einer raschen Änderung der Geldpolitik signalisieren, wenn die Konjunktur nachlässt.
Es überrascht nicht, dass diese Entwicklungen die schon zuvor großen Hoffnungen auf schnelle und starke Zinssenkungen auf beiden Seiten des Atlantiks gefördert haben. Dennoch bleiben wir vorsichtig. Unser Basisszenario ist noch immer, dass beide Notenbanken die Zinsen erst im Juni senken. Natürlich lassen sich frühe Zinssenkungen in den USA jetzt leichter begründen. Doch eben jene stabile Konjunktur könnte die Fed auch dazu veranlassen, mit einer expansiveren Geldpolitik noch zu warten. Warum sollte sie sich beeilen? Schließlich ist trotz der zuletzt erfreulichen Verbraucherpreisdaten noch immer nicht auszuschließen, dass die Inflation einfach nicht weiter in Richtung 2% fallen will.
Und damit die EZB ihre Zinsen frühzeitig senkt, müssen die Daten unserer Ansicht nach in den nächsten Monaten perfekt dazu passen: Die Inflation müsste weiter kontinuierlich fallen, die Realwirtschaft müsste weiter schlechte Zahlen liefern, und die Echtzeitindikatoren zu den Löhnen müssten einen schwächeren Arbeitsmarkt signalisieren. Unmöglich ist das nicht. Eine EZB-Zinssenkung bereits im April schließen wir daher nicht aus, aber selten sind die Daten wirklich eindeutig.
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