Kommentar
14:33 Uhr, 12.08.2014

Mark Mobius über den Zahlungsausfall Argentiniens und die Lage in Russland

Die Wertentwicklung der Aktien aus Schwellenländern setzte ihren Aufwärtstrend im Juli fort. Der MSCI Emerging Markets Index rentierte während des Monats um 2,5% auf US-Dollar-Basis und übertraf damit die Industrieländer. Verbesserte makro-ökonomische Daten und gesteigerte geldpolitische Anreizmaßnahmen in China waren die wichtigsten Leistungstreiber in den Schwellenländern. Unter den Ländern mit der positivsten Entwicklung waren China und Indonesien. Starke BIP- Wachstumszahlen, ein steigender Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe und geldpolitische Anreizmaßnahmen, die die Erwartungen übertrafen, trieben die Aktienpreise in China in die Höhe, während in Indonesien der Sieg des reformorientierten Kandidaten Joko Widodo bei der Präsidentschaftswahl für steigendes Vertrauen der Anleger sorgte. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Qatar beendeten den Monat mit zweistelligen Renditen und holten damit einen Teil ihrer Verluste aus dem Juni auf. Demgegenüber waren die europäischen Märkte, Ungarn, Russland und Griechenland unter den Ländern mit der schlechtesten Entwicklung. Neue Sanktionen der Europäischen Union (EU) und der USA gegen russische Sektoren, darunter die Finanzindustrie sowie die Öl- und Verteidigungsbranche, hatten im Juli einen negativen Einfluss auf russische Aktien und den Rubel. Die schlechte Performance einer portugiesischen Bank dämpfte die Aktienentwicklung in Griechenland und beeinflusste die Nachfrage nach griechischen Schuldtiteln, während die Besorgnis über Engagements in Russland sich auf ungarische Unternehmen auswirkte. Das sechste Gipfeltreffen der BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) fand im Juli in Brasilien statt. Die Mitglieder vereinbarten die Gründung einer neuen Entwicklungsbank mit einem genehmigten Kapital von 100 Mrd. US- Dollar sowie eines Sicherheitsrücklagen-Fonds in gleicher Höhe, um die Mitglieder in Zeiten einer Finanzkrise zu unterstützen. Sobald dies von allen Ländern verabschiedet ist, könnte die Bank ihre Tätigkeit bereits 2016 aufnehmen.

Aktuelles aus den Regionen

Asien

Das BIP-Wachstum in China stieg gegenüber dem Vorjahr im zweiten Quartal auf 7,5% an. Im ersten Quartal, als das kleine Maßnahmenpaket der Regierung an Fahrt gewann, lag der Wert bei 7,4%. Der Verbraucherpreisindex gab leicht nach und fiel im Jahresvergleich von 2,5% im Mai auf 2,3% im Juni, was insbesondere auf die geringere Lebensmittelpreisinflation zurückzuführen ist. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg von 50,8 im Mai auf 51,0 im Juni, den höchsten Wert seit sechs Monaten. Dies ist ein Zeichen für die anhaltende Steigerung der Wirtschaftstätigkeit. Eine gesteigerte Nachfrage aus dem Ausland führte im Jahresvergleich zu einer Steigerung des Exportwachstums auf 7,2% im Juni (von 7,0% im Mai). Die Exporte stiegen im Jahresvergleich um 5,5% auf 155, 2 Mrd. US-Dollar, während der Anstieg im Mai bei 1,6% lag. Obwohl der Handelsüberschuss weiterhin relativ hoch blieb, sank er doch von 35,9 Mrd. US-Dollar im Mai auf 31,6 Mrd. US-Dollar im Juni. Die Devisenreserven stiegen von 3,95 Billionen US-Dollar im Mai auf 3,99 Billionen US-Dollar im Juni. Die People's Bank of China fuhr mit ihrer Verstärkung der gezielten geldpolitischen Anreizmaßnahmen im Juli fort und vergab ein Darlehen über 162 Mrd. US-Dollar mit einer Laufzeit von drei Jahren an eine staatliche Förderbank. Es wird erwartet, dass hierdurch die Finanzierungskosten für staatliche geförderte Wohnbauprojekte sinken. Mit dem Ziel, die Wirtschaftsbeziehungen zu Lateinamerika zu steigern, besuchte Präsident Xi Jinping im Juli Argentinien, Brasilien, Venezuela und Kuba. Im Rahmen dieser Besuche wurden zahlreiche Vereinbarungen in Bereichen wie Handel, Infrastruktur, Finanzwesen, Energie, Telekommunikation und Automotive unterzeichnet.

Die Wirtschaft Südkoreas wuchs im zweiten Quartal um 3,6% im Jahresvergleich, verglichen mit 1,6% im ersten Quartal. Die wichtigsten Gründe für die Verlangsamung lagen unter anderem in einem Rückgang des Privatkonsums und der Investitionen, die im Dreimonatszeitraum zum 30. Juni 2014 im Vergleich zum vorherigen Quartal um 0,3% bzw. um 0,2% zurückgingen. Das Exportwachstum hingegen stieg von 1,5% im Jahresvergleich im ersten Quartal auf 1,9% im Jahresvergleich im zweiten Quartal. Das Finanzministerium hat seine BIP-Wachstumsprognose für 2014 von 3,9% auf 3,7% gegenüber dem Vorjahr gesenkt. Die Regierung kündigte im Juli ein Anreizpaket in Höhe von 40 Mrd. US-Dollar an, mit dem die heimische Wirtschaft durch steigende Staatsausgaben, die Umsetzung von Steuermaßnahmen zur Förderung der Unternehmensausgaben und eine Deregulierung des Wohnungsmarktes unterstützt werden soll. Die Bank of Korea beließ ihren Leitzins im Juli im vierzehnten Monat in Folge unverändert bei 2,5%. Die Inflation blieb bei im Juni im Jahresvergleich um 1,7% gestiegenen Verbraucherpreisen stabil, in Übereinstimmung mit der im Mai berichteten Entwicklung. Damit lag die Inflation deutlich unter dem Inflationszielband der Bank of Korea von 2,5% bis 3,% für das Jahr.

In Indien gab die Regierung von Premierminister Narendra Modi im Juli ihr erstes Budget frei, das sich für das Haushaltsjahr 2014/2014 ein Defizit von 4,1% des BIP zum Ziel gesetzt hat. Die Regierung gab Pläne bekannt, nach denen die Investitionen in die Infrastruktur des Landes verstärkt und die Obergrenze für Direktinvestitionen aus dem Ausland in der Rüstungs- und Versicherungsbranche von 26% auf 49% erhöht werden sollen. Die Inflation sank auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, hauptsächlich aufgrund niedrigerer Preise für Lebensmittel. Der Verbraucherpreisindex ging im Juni auf 7,3% im Jahresvergleich zurück, verglichen mit 8,3% im Jahresvergleich im Mai. Die industrielle Produktion stieg im Mai im Jahresvergleich um 4,7% und verzeichnete damit den höchsten Zuwachs seit Oktober 2012. Verursacht wurde dieser Anstieg durch eine Zunahme der Aktivitäten in den Bereichen Produktion und Stromerzeugung. Demgegenüber stand ein Plus von 3,4% im April (ggü. Vorjahr). Indiens Devisenreserven wuchsen in den letzten Monaten weiter an und erreichten im Juli einen Stand von insgesamt 318 Mrd. US-Dollar. Damit nähern sie sich dem Höchststand von Ende 2011 mit 321 Mrd. US-Dollar.

Lateinamerika

Die Zentralbank von Brasilien beließ ihren Leitzins im Juli unverändert bei 11,0%, nachdem sie diesen in der 12-Monats-Periode bis April 2014 um 375 Basispunkte (3,75%) angehoben hatte. Die Inflation stieg von 6,4% im Jahresvergleich im Mai auf 6,5% im Juni und erreichte damit die obere Zielgrenze der Zentralbank. Das Leistungsbilanzdefizit sank von 6,6 Mrd. US-Dollar im Mai auf 3,3 Mrd. US-Dollar im Juni, in erster Linie aufgrund der Austragung der Fußballweltmeisterschaft im Land. Niedrigere Importe aufgrund einer geringen Anzahl von Arbeitstagen und eine Senkung der Gewinnübertragungen durch die heimischen Unternehmen trugen zum Rückgang bei. Der Handelsüberschuss stieg von 712 Mio. US-Dollar im Mai auf 2,4 Mrd. US-Dollar im Juni, da die Importe von 20,0 Mrd. US-Dollar auf 18,1 Mrd. US-Dollar zurückgingen. Das kumulierte Leistungsbilanzdefizit für die 12-Monatsperiode bis Ende Juni 2014 belief sich insgesamt auf 81,2 Mrd. US-Dollar, das entspricht 3,6% des BIP. Die Kapitalströme aus ausländischen Direktinvestitionen beliefen sich im Juni auf 3,9 Mrd. US-Dollar, damit stieg die Gesamtsumme für das Jahr auf 3,3 Mrd. US-Dollar oder 2,8% des BIP. Die Devisenreserven des Landes beliefen sich im Juni auf insgesamt 380,5 Mrd. US-Dollar.

Afrika

In Südafrika hob die South African Reserve Bank ihren Leitzins im Juli um 25 Basispunkte (0,25%) auf 5,75% an. Der Verbraucherpreisindex veränderte sich seit dem Mai nicht und stand im Juni unverändert bei 6,6% im Jahresvergleich. Damit überschritt er die Obergrenze des Inflationszielbands der Zentralbank von 3% bis 6% bereits im dritten Monat in Folge. Die Zunahme der Einzelhandelsumsätze stieg von revidierten 2,1% im April auf 2,4% im Juni (jeweils im Jahresvergleich). Aufgrund des Streiks in den Platinminen des Landes (der im Juni endete) sank die Bergbauproduktion im Mai um 6,5% im Jahresvergleich, während die Produktionsmenge in der verarbeitenden Industrie im Jahresvergleich um 3,7% zurückging, hauptsächlich aufgrund von Stromknappheit. Südafrika und die sechs Mitglieder der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft schlossen im Juli nach zehnjährig er Verhandlungszeit ein Wirtschaftspartnerabkommen (WPA) mit der Europäischen Union. Das Abkommen verschafft Südafrika einen erweiterten Marktzugang zur EU und ersetzt das bilaterale Handelsabkommen aus dem Jahr 2004.

Osteuropa

Gemäß vorläufiger Schätzungen des Ministeriums für Wirtschaftliche Entwicklung beschleunigte sich das BIP-Wachstum in Russland im zweiten Quartal auf 1,1% im Jahresvergleich (von 0,9% im Jahresvergleich im ersten Quartal). Die USA und die EU verstärkten im Juli ihre Sanktionen gegen Russland und reagierten damit auf die fortgesetzte Destabilisierung der Ost- Ukraine. Der Abschuss eines Passagierflugzeugs in der Ukraine verschärfte die instabile Lage in der Region. Es ist zu erwarten, dass diese Sanktionen die Fremdkapitalkosten für russische Unternehmen und Banken ansteigen lassen, Druck auf den Rubel ausüben und negative Auswirkungen auf Investitionsbereitschaft und das Geschäftsklima im Land haben werden. Die Zentralbank hob im Juli unerwartet ihren Leitzins um 50 Basispunkte (0,5%) auf 8,0% an, da das Inflationsrisiko aufgrund „erhöhter geopolitischer Spannungen“ anstieg. Dies war die dritte Anhebung in diesem Jahr, der in März und April ein kumulierter Anstieg von 200 Basispunkten (2,0%) vorangegangen war. Der Verbraucherpreisindex stieg im Juni auf 7,8% im Jahresvergleich, verglichen mit 7,6% im Jahresvergleich im Mai.

Die Zentralbank der Türkei senkte ihren Leitzins im Juli um 50 Basispunkte (0,5%) auf 8,25%. Dies war die dritte Zinssenkung der Bank, womit der Leitzins seit Beginn des expansiven Kurses im Mai um insgesamt 175 Basispunkte (1,75%) gesunken ist. Der Verbraucherpreisindex ging im Juni von 9,7% im Mai (Höchststand seit zwei Jahren) leicht zurück auf 9,2% (jeweils im Jahresvergleich). Er blieb jedoch über dem mittelfristigen Ziel der Zentralbank von 5,0%. Das Leistungsbilanzdefizit sank in den ersten fünf Monaten des Jahres auf 19,8 Mrd. US-Dollar (von 32,3 Mrd. US-Dollar im Vorjahreszeitraum). Ursache für die Verbesserung war ein niedriges Handelsdefizit. Die Exporte stiegen in der ersten Jahreshälfte um 6,7% im Jahresvergleich auf 80,1 Mrd. US-Dollar an, während die Importe um 4,8% im Jahresvergleich auf 119,7 Mrd. zurückgingen; dies ergab ein Handelsdefizit von 39,6 Mrd. US-Dollar. Im Vergleich dazu lag das Defizit in den ersten sechs Monaten 2013 bei 50,7 Mrd. US-Dollar.

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